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Shannara IV

Titel: Shannara IV
Autoren: Terry Brooks
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waren die beiden, die Pars Urgroßeltern sein sollten, aus unerfindlichen Gründen ins Tal zurückgekehrt und brachten auf diese Weise neues Elfenblut in die Ohmsford-Familie. Sogar damals war das unterschiedliche Erbe in vielen Familienmitgliedern nicht zu erkennen; Coll und seine Eltern Jaralan und Mirianna waren die besten Beweise dafür. In Par dagegen hatte sich das Elfenblut vom ersten Tag an gezeigt.
    Bedauerlicherweise war es jedoch nicht unbedingt wünschenswert, auf diese Weise erkannt zu werden. In Varfleet verbarg Par seine Merkmale, indem er seine Brauen zupfte, sein Haar lang trug, um seine Ohren zu verdecken, und seinem Gesicht mit Tönungscreme ein dunkleres Aussehen verlieh. Es blieb ihm keine andere Wahl. In diesen Tagen wäre es unklug gewesen, die Aufmerksamkeit auf sein Elfenerbe zu lenken.
    »Sie hat sich heute abend ganz besonders hübsch zurechtgemacht, meinst du nicht auch?« sagte Coll, während sein Blick zu der Stadt hinschweifte. »Schwarzer Samt und Glitzer, und jedes Härchen an seinem Platz. Kluges Mädchen, diese Stadt. Und selbst den Himmel hat sie zum Freund.«
    Par lächelte. Mein Bruder, der Dichter. Es war eine klare Nacht, die kleine Mondsichel und die Sterne erhellten den Himmel mit ihrem Glanz. »Schon möglich, daß du sie mit der Zeit mögen würdest, wenn du ihr nur eine kleine Chance geben wolltest.«
    »Ich?« schnaubte Coll. »Sehr unwahrscheinlich. Ich bin hier, weil du hier bist. Ich würde keine Minute länger bleiben, wenn ich nicht müßte.«
    »Wenn du wolltest, könntest du gehen.«
    Coll sträubte sich. »Laß uns nicht wieder davon anfangen, Par. Wir haben das doch schon so oft durchgesprochen. Du warst derjenige, der in die Städte im Norden kommen wollte. Mir hat die Idee schon damals nicht gefallen, und sie gefällt mir jetzt keinen Deut besser. Aber das ändert nichts an der Tatsache, daß wir, du und ich, uns entschieden haben, die Sache gemeinsam durchzustehen. Ich wäre ein schöner Bruder, wenn ich dich hier zurückließe und jetzt zum Tal zurückkehrte! Außerdem glaube ich nicht, daß du ohne mich hier zurechtkämst.«
    »Schon gut, schon gut, ich wollte ja nur…«, warf Par ein.
    »… versuchen, dir einen kleinen Spaß auf meine Kosten zu erlauben!« beendete Coll erregt. »Du hast das in letzter Zeit mehr als einmal versucht. Es scheint dir zu gefallen.«
    »Das stimmt nicht.«
    Coll ging nicht darauf ein, sondern starrte in die Dunkelheit hinaus.
    »Ich würde mir nie erlauben, jemanden mit Entenfüßen auf den Arm zu nehmen.«
    Coll mußte wider Willen grinsen. »Das sind ja schöne Worte aus dem Mund eines kleinen Burschen mit spitzen Ohren. Du solltest dankbar sein, daß ich mich entschlossen habe, zu bleiben und mich um dich zu kümmern!«
    Par stieß ihn an, und beide mußten lachen. Dann wurden sie ganz still und lauschten auf Geräusche, die aus dem Bierhaus und den dahinterliegenden Straßen zu ihnen drangen. Par seufzte. Die warme, schläfrige Sommernacht ließ die kalten, ungemütlichen Tage der vergangenen Wochen wie einen Traum erscheinen. In solchen Nächten verflogen die Sorgen, und Träume erwachten zu neuem Leben.
    »Es geht das Gerücht um, daß Sucher in der Stadt sind«, teilte Coll ihm plötzlich mit und machte damit seiner zufriedenen Stimmung ein Ende.
    »Das ist doch nichts Neues«, antwortete er.
    »An Gerüchten ist oft was Wahres. Man sagt, daß sie sich alle, die etwas mit Zauberei zu tun haben, schnappen und die Bierhäuser schließen wollen.« Coll schaute ihn eindringlich an. »Sucher, Par. Nicht einfache Soldaten. Sucher.«
    Par wußte Bescheid. Sucher - so nannte man die Geheimpolizei der Föderation, die Vollzugsbeamten des gesetzgebenden Koalitionsrates. Er war im Bilde.
    Coll und er waren vor zwei Wochen in Varfleet eingetroffen. Sie hatten die Vertrautheit und den Schutz ihres Elternhauses verlassen und waren zunächst ins Grenzland von Callahorn gekommen. Sie hatten sich auf den Weg gemacht, weil Par es so beschlossen hatte, weil er die Zeit für gekommen hielt, ihre Geschichten anderswo zu erzählen, und weil er glaubte, daß es notwendig war, dafür zu sorgen, daß auch andere, außerhalb des Tals, davon erfuhren. Sie wählten Varfleet, weil Varfleet eine offene Stadt ohne Föderationsherrschaft war, ein Paradies für Gesetzlose und Flüchtlinge, aber auch für neue Ideen, ein Ort, wo die Menschen immer noch offen waren, ein Ort, wo Zauber immer noch geduldet, wo sogar damit kokettiert wurde. Er besaß den
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