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Shannara IV

Titel: Shannara IV
Autoren: Terry Brooks
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einem gewissen Grad immer noch ausgeübt wurde, ein offenes Geheimnis sozusagen, das ein Eingreifen der Föderation geradezu herausforderte. Doch die Zauberei, die man in Varfleet antraf, war nicht wert, daß man viel Aufhebens davon machte. Callahorn stand unter der Schutzherrschaft der Föderation, und Varfleet war so weit entfernt, daß man es fast zu den freien Gebieten zählen konnte. Es waren noch keine Truppen dort stationiert. Die Föderation hatte es bisher nicht für nötig befunden, sich damit eingehender zu beschäftigen.
    Aber Sucher? Par schüttelte den Kopf. Sucher standen auf einem ganz anderen Blatt. Sucher tauchten nur dort auf, wo von Seiten der Föderation die ernsthafte Absicht bestand, der Ausübung von Zauberei Einhalt zu gebieten. Keiner wollte auch nur das Geringste mit ihnen zu tun haben.
    »Für uns wird es hier allmählich gefährlich«, sagte Coll, als hätte er Pars Gedanken gelesen. »Man wird uns entdecken.«
    Par schüttelte den Kopf. »Wir sind nur zwei von Hunderten, die sich in dieser Kunst üben«, antwortete er. »Nur zwei in einer riesengroßen Stadt.«
    Coll heftete seinen Blick auf ihn. »Zwei von Hunderten, da hast du recht. Aber die einzigen mit echter Zauberei.«
    Par gab seinen Blick zurück. Ihre Auftritte im Bierhaus brachten ihnen viel Geld ein, mehr als sie jemals zuvor zu Gesicht bekommen hatten. Sie brauchten das Geld, um die Steuern zu bezahlen, die von der Föderation erhoben wurden. Sie brauchten es für ihre Familie und das Tal. Es paßte Par gar nicht, daß er aufgrund eines Gerüchtes darauf verzichten sollte.
    Sein Mund verhärtete sich. Es paßte ihm noch weniger, wenn er daran dachte, daß dann die Geschichten ins Tal zurückkehren und dort im Verborgenen bleiben würden und daß diejenigen, die ihrer bedurften, sie nie zu hören bekommen sollten. Das hätte bedeutet, daß das Ausmaß der Unterdrückung von Gedanken und Gebräuchen, die die Vier Länder wie ein Schraubstock umklammerte, noch größer werden würde.
    »Wir müssen gehen«, sagte Coll und unterbrach ihn in seinen Gedanken.
    Par spürte einen Anflug von Zorn in sich aufsteigen, erkannte jedoch, daß sein Bruder nicht die Stadt meinte, die sie verlassen sollten, sondern daß sie auf die Bühne gehen sollten. Die Zuschauermenge würde sie bereits erwarten. Er spürte, wie sein Zorn einem Gefühl von Traurigkeit wich.
    »Ich wünschte, wir lebten in einer anderen Zeit«, sagte er leise. Er hielt inne, während er beobachtete, wie Coll plötzlich angespannt wirkte. »Ich wünschte, es gäbe wieder Elfen und Druiden. Und Helden. Ach, gäbe es doch wieder Helden - wenigstens einen.« Er hielt inne, weil er plötzlich an etwas anderes denken mußte.
    Coll löste sich vom Türpfosten, legte seine große Hand auf die Schulter seines Bruders, drehte ihn herum und schob ihn den dunklen Gang hinunter. »Wenn du weiterhin davon singst, wer weiß? Vielleicht wird es dann möglich.«
    Par ließ es zu, daß er geführt wurde wie ein kleines Kind. Er dachte bereits nicht mehr an Helden oder Elfen oder Druiden, nicht einmal an Sucher. Er dachte an die Träume.
     
    Sie erzählten die Geschichte der Elfen am Halysjoch, wie Eventine Elessedil und die Elfen und Stee Jans und die Freitruppen die Rampen gegen den Ansturm der Dämonenhorden verteidigten. Die Geschichte war eine von Pars Lieblingsgeschichten, die erste aus der Reihe der großen Elfenschlachten im schrecklichen Westlandkrieg. Sie standen auf einer niedrigen Bühne an einem Ende des Schankraums. Par stand vorne und Coll einen Schritt hinter ihm auf der Seite. Der Raum voll Leibern mit erwartungsvollen Augen war nur schwach beleuchtet. Coll war der Erzähler, während Par dazu sang, um die entsprechenden Bilder entstehen zu lassen, Bilder, die durch den Zauber seiner Stimme lebendig wurden. In hundert oder noch mehr Menschen weckte er die Gefühle von Angst, Wut und Entschlossenheit, die die Verteidiger des Jochs erfüllt hatten. Durch ihn spürten sie die ungestüme Raserei der Dämonen und hörten ihr Kampfgeschrei. Sie standen den Dämonen von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Er zog sie in seinen Bann und hielt sie gefangen. Sie sahen, wie Eventine verwundet wurde und wie sein Sohn Andor die Herrschaft über die Elfen antrat. Sie beobachteten, wie der Druide Allanon im Grunde genommen der Kraft der Dämonen allein gegenüberstand und sie vernichtete. Sie erlebten Leben und Tod so hautnah, daß es fast beängstigend war.
    Als Coll und er ihren Vortrag
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