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Shannara IV

Titel: Shannara IV
Autoren: Terry Brooks
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Zauber, und mit Colls Hilfe war er in der Lage, die anderen daran teilhaben zu lassen. Es gab bereits genügend andere, die mit Zauberei experimentierten, aber sein Zauber war von anderer Art. Sein Zauber war echt.
    Sie stießen bereits am Tag ihrer Ankunft auf das Bierhaus, eines der größten und bekanntesten der Stadt. Par überredete den Besitzer schon beim ersten Gespräch dazu, sie anzustellen. Schließlich konnte er mit Hilfe des Wunschlieds jeden dazu bringen, so gut wie alles zu tun.
    »Echter Zauber.« Dabei bewegte er die Lippen, ohne daß ein Laut aus seinem Mund drang.
    Viel echter Zauber war in den Vier Ländern nicht übriggeblieben, wenigstens nicht außerhalb der abgeschiedenen Gebiete, wohin die Föderation ihre Herrschaft noch nicht ausgedehnt hatte. Das Wunschlied war alles, was den Ohmsfords geblieben war. Seit zehn Generationen war es von einer zur anderen weitergegeben worden, wobei freilich nicht alle Mitglieder der Familie mit dieser Gabe gesegnet waren, die ihre Träger scheinbar ganz nach Lust und Laune bestimmte und erwählte. Coll beherrschte das Wunschlied nicht. Auch seine Eltern nicht. In der Tat hatte niemand in der Familie diese Gabe besessen, seit seine Urgroßeltern aus dem Westland zurückgekehrt waren. Er dagegen beherrschte das Wunschlied seit dem Tag seiner Geburt, den gleichen Zauber, den es seit dreihundert Jahren gab, seit den Tagen seines Vorfahren Jair. Die Geschichten und Legenden hatten davon berichtet. Wünsche und singe. Er war in der Lage, seinen Zuhörern Bilder vor Augen zu führen, die so lebendig waren, daß sie wirklich erschienen. Er konnte das Nichts in Materie verwandeln.
    Und genau das hatte ihn nach Varfleet getrieben. Seit drei Jahrhunderten waren die Geschichten vom Elfenhaus von Shannara von einer Generation zur nächsten weitergegeben worden. In Wirklichkeit jedoch hatte alles schon viel früher angefangen, als die Geschichten sich noch nicht um die Zauberkraft drehten, weil noch niemand davon wußte, sondern um die alte Welt vor ihrer Zerstörung durch die Großen Kriege; die Geschichtenerzähler waren die wenigen, die die furchtbare Katastrophe überlebt hatten. Jair war der erste, der das Wunschlied gebrauchte, um den Bildern, die er durch seine Worte heraufbeschwor, mehr Eindringlichkeit zu verleihen und sie im Geiste seiner Zuhörer lebendig werden zu lassen. Die Geschichten berichteten von vergangenen Tagen: vom Elfenhaus von Shannara, von den Druiden und ihrer Burg Paranor, von Elfen und Zwergen und von der Magie, die ihr Leben beherrschte. Es wurden Geschichten erzählt von Shea Ohmsford und seinem Bruder Flick und ihrer Suche nach dem Schwert von Shannara, von Wil Ohmsford und der schönen Elfentochter Amberle und ihrem Kampf gegen die Dämonenhorden, von Jair Ohmsford und seiner Schwester Brin und ihrer Reise in die Festung Graumark, ihrem Zusammentreffen mit den Mordgeistern und dem Ildatch, von den Druiden Allanon und Bremen, vom Elfenkönig Eventine Elessedil, von Kriegern wie Balinor Buckhannah und Stee Jans und von vielen anderen Helden. Diejenigen, die das Wunschlied beherrschten, machten sich seine Zauberkräfte zunutze. Die anderen verließen sich lediglich auf Worte. Ohmsfords wurden geboren und starben, und viele von ihnen trugen die Geschichten in ferne Länder. Doch seit drei Generationen hatte keiner aus der Familie die Geschichten außerhalb des Tals erzählt. Niemand wollte das Risiko auf sich nehmen, entdeckt zu werden.
    Denn das Risiko war groß. Die Ausübung jedweder Zauberei war in den Vier Ländern durch Gesetz verboten - oder zumindest dort, wo die Föderation herrschte, was praktisch das Gleiche war. Seit hundert Jahren war es so. Während der ganzen Zeit hatte kein einziger Ohmsford das Tal verlassen. Par war der erste. Er war es leid gewesen, denselben wenigen Zuhörern immer und immer wieder die gleichen Geschichten zu erzählen. Es war notwendig, daß auch andere die Geschichten zu hören bekamen, daß sie die Wahrheit erfuhren über die Druiden und ihre Zauberkräfte, über den Kampf, der der Zeit, in der sie jetzt lebten, vorausgegangen war. Die Berufung, die er spürte, war stärker als die Angst vor Entdeckung. Er traf seine Entscheidung trotz der Einwände seiner Eltern und Colls. Schließlich entschied sich Coll, mit ihm zu gehen - so wie er es schon immer getan hatte, wenn er das Gefühl gehabt hatte, daß Par seine Hilfe brauchte. Varfleet sollte ihre erste Station werden, eine Stadt, in der Zauberei bis zu
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