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Shannara II

Titel: Shannara II
Autoren: Terry Brooks
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Stab. Die Erde rund um ihn war schwarz und verkohlt, und die feuchte Luft roch nach verglimmender Asche. Auf dem weiten Ödland herrschte Totenstille. Der Dämon ließ sich nieder, und seine schwarzen, unergründlichen Augen schlossen sich befriedigt. Danach rührte er sich nicht mehr. Und seine beiden Gefährten blieben so reglos wie er. Gemeinsam warteten sie - eine halbe Stunde, eine Stunde, zwei Stunden. Und noch immer warteten sie.
    Bis schließlich aus den endlosen leeren Weiten des Nordlands auf gewaltigen Schwingen der geflügelte Nachtalp herabschwebte, den der Dämon herbeigerufen hatte, um ihn und seine Gefährten nach Arborlon zu tragen.
    »Jetzt werden wir sehen«, flüsterte der Dagda Mor.

Kapitel 3
    Gerade erst war die Sonne hinter dem Horizont emporgetaucht, als Andor Elessedil aus der Tür seines kleinen Hauses trat und den Fußpfad hinaufschritt zum eisernen Tor des Schloßparks. Als zweiter Sohn Eventines, des Königs der Elfen, hatte er im königlichen Palast leben können; doch vor Jahren schon hatte er sich mit seinen Büchern in das kleine Haus zurückgezogen und sich auf diese Weise ein Leben der Ruhe und Ungestörtheit gesichert, das ihm im Palast nicht vergönnt gewesen wäre. Zumindest hatte er das damals geglaubt. Jetzt war er davon nicht mehr so überzeugt; da die Aufmerksamkeit seines Vaters nahezu ausschließlich dem Ältesten, Arion, galt, hätte Andor wahrscheinlich auch im Palast ungestört seinen Neigungen leben können.
    Er atmete die frische und frühe Wärme der Morgenluft und lächelte flüchtig. Ein idealer Tag für einen Ausritt. Die Bewegung würde ihm und dem Pferd gut tun.
    Er zählte vierzig an Jahren, kein junger Mann mehr. Das magere Elfengesicht durchzogen kleine Fältchen an den Winkeln der schmalen Augen, und die scharfkantige Stirn durchschnitt eine tiefe Furche; doch sein Schritt war leicht und schnell, und seine Züge beinahe jungenhaft, wenn er lächelte - wenn das auch dieser Tage selten vorkam.
    Als er sich dem Tor näherte, sah er Went, den alten Gärtner, schon bei der Arbeit. Eine kleine Hacke in der Hand stand er, dürr und betagt, über eines der Blumenbeete gebeugt. Als er Andor herannahen hörte, richtete er sich mühsam auf, und eine Hand griff zum Rücken.
    »Guten Morgen, Prinz. Ein schöner Tag, nicht?«
    Andor nickte. »Ein herrlicher Tag, Went. Bereitet der Rücken noch immer Kummer?«
    »Hin und wieder.« Der alte Mann rieb sich vorsichtig über den Rücken. »Man wird eben alt. Aber mit den Jungen, die mir als Helfer zugeteilt werden, kann ich's immer noch aufnehmen.«
    Wieder nickte Andor. Er wußte, daß diese prahlerisch klingenden Worte des Alten der schlichten Wahrheit entsprachen. Schon vor Jahren hätte Went in den Ruhestand gehen sollen, doch er hatte sich hartnäckig geweigert, seine Arbeit aufzugeben.
    Die Wachposten nickten grüßend, als Andor durch das Tor schritt, und er erwiderte den Gruß. Lange schon hatten die Wachen und er beschlossen, auf Formalitäten zu verzichten. Arion, der Kronprinz, mochte darauf bestehen, mit ehrfürchtigem Respekt behandelt zu werden; Andor, von niedrigerem Rang, gab sich auch mit weniger zufrieden.
    Er schlenderte die Straße entlang, die sich hinter einigen Zierbüschen nach links wand, den Stallungen entgegen. Das Donnern von Hufen und ein lauter Ruf zerrissen plötzlich die morgendliche Stille. Andor sprang zur Seite, als Arions grauer Hengst ihm entgegenflog, daß der Kies aufspritzte. Wiehernd bäumte das Tier sich auf und stand.
    Noch bevor das Pferd ganz zur Ruhe gekommen war, sprang Arion aus dem Sattel und trat vor seinen Bruder hin. Blond und hochgewachsen stand er dem kleinen, dunklen Andor gegenüber, und seine Ähnlichkeit mit ihrem Vater, als dieser im gleichen Alter gewesen war, war unverkennbar. Es nahm daher nicht wunder, daß er, der außerdem noch ein hervorragender Athlet, ein glänzender Reiter und Jäger war, ein Meister im Umgang mit Waffen jeglicher Art, daß er also Eventines ganzer Stolz und helle Freude war. Hinzu kam, daß von ihm eine Ausstrahlung ausging, deren Zauber sich kaum jemand entziehen konnte.
    »Wohin, Brüderchen?« fragte er jetzt. Fast immer, wenn er mit seinem jüngeren Bruder sprach, lag in seiner Stimme ein feiner Anflug von Spott und Verachtung. »Ich würde Vater jetzt an deiner Stelle nicht stören. Er und ich haben gestern bis in die tiefe Nacht hinein über Staatsangelegenheiten beraten, die ziemlich dringend waren. Als ich eben bei ihm hineinschaute,
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