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Shannara II

Titel: Shannara II
Autoren: Terry Brooks
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Höcker sehen, der sich über seinen Schultern wölbte. Und erst wenn man ihm nahe war, konnte man die dichten Büschel grünlichen Haares erkennen, die wie Garben von Riedgras an allen Teilen seines Körpers herauswuchsen. Erst wenn man ihm nahe war, konnte man die Schuppen wahrnehmen, die seine Unterarme und Beine bedeckten; die Klauen an Händen und Füßen; die Ähnlichkeit seines Gesichts mit der dreieckigen Schnauze einer Katze; die glimmenden schwarzen Augen, die so täuschend ruhig wirkten wie zwei Brunnen, in deren Tiefe das Böse und Zerstörerische lauerte.
    Hatte man all diese Merkmale einmal gesehen, so konnte man keinen Zweifel mehr am Wesen des Dagda Mor hegen. Dann war offenbar, daß er kein Mensch war, sondern ein Dämon.
    Und der Dämon war getrieben von Haß. Er haßte mit einer Intensität, die an Wahnsinn grenzte. In Hunderten von Jahren der Gefangenschaft in dem schwarzen Kerker hinter der Mauer des Banns der Verfemung hatte sein Haß ungehindert wuchern und wachsen können. Und jetzt verzehrte ihn dieser Haß. Er war alles, was ihm geblieben war. Er gab ihm seine Macht, und er würde diese Macht einsetzen, um die Geschöpfe zu vernichten, die ihn in so tiefes Elend gestürzt hatten. Die Elfen! Alle Elfen! Und selbst das reichte jetzt nicht mehr, seinen Haß zu stillen; nein, das war nicht genug nach Jahrhunderten der Verbannung aus dieser Welt, die einst ihm gehört hatte, nach Jahrhunderten des Eingesperrtseins in diesem amorphen, leblosen Nichts endloser Finsternis und schrecklichen Stillstands. Nein, die Vernichtung der Elfen würde nicht ausreichen, die Schmach wieder gutzumachen, die ihm angetan worden war. Auch die anderen mußten vernichtet werden. Menschen, Zwerge, Trolle, Gnome - alle jene, die Angehörige der Menschheit waren, die er so sehr verabscheute, all die verschiedenen Spielarten der menschlichen Rasse, die auf dieser Welt lebten und sie als ihr Eigentum beanspruchten.
    Seine Rache, dachte er, würde kommen. Genauso wie seine Freiheit gekommen war. Er spürte es. Jahrhundertelang hatte er abgewartet, beständig an der Mauer des Bannspruchs gelauert, um ihre Stärke zu prüfen, nach schwachen Stellen zu suchen, weil er die ganze Zeit über gewußt hatte, daß sie eines Tages würde nachgeben müssen. Und nun war dieser Tag gekommen. Der Ellcrys war dem Tode nahe. Ach, süße Worte! Am liebsten hätte er sie laut hinausgeschrieen! Der Ellcrys war dem Tode nahe! Er war dem Tode nahe und konnte den Bann der Verfemung nicht länger aufrechterhalten.
    Der Stab der Macht glühte rot auf in seinen Händen, als der Haß ihn durchströmte. Die Erde unter der Spitze des Stabes verglühte zu schwarzer Asche. Mit einer ungeheuren Willensanstrengung beruhigte er sich, und der Stab kühlte wieder ab.
    Eine Zeitlang würde der Bann der Verfemung noch weiterwirken. Der totale Verfall würde nicht über Nacht eintreten, sondern sich vielmehr über mehrere Wochen hinziehen. Selbst für den schmalen Spalt, den er in die Mauer gebrochen hatte, hatte er ungeheurer Kräfte bedurft. Doch der Dagda Mor verfügte über unermeßliche Kräfte, über weit größere Kräfte als jene, die noch hinter der Mauer des Bannspruchs gefangensaßen. Er war ihr Führer; er herrschte über sie. Einige hatten es gewagt, in den langen Jahren der Verfemung dieser Herrschaft zu trotzen - nur einige wenige. Er hatte ihnen das Rückgrat gebrochen, ein abschreckendes Exempel an ihnen statuiert. Jetzt gehorchten sie ihm alle bedingungslos. Sie fürchteten ihn. Und sie teilten seinen Haß auf jene, die ihnen diese Erniedrigung angetan hatten. Auch sie verzehrten sich vor Haß. Er hatte in ihnen ein rasendes Verlangen nach Rache entfacht, und wenn sie endlich wieder frei waren, würde es lange, lange Zeit dauern, dieses Verlangen zu befriedigen.
    Vorläufig aber mußten sie noch warten. Vorläufig mußten sie Geduld üben. Doch es würde nicht mehr lange dauern. Mit jedem Tag würde die Kraft des Bannspruchs nachlassen, so wie die Lebenskraft des Ellcrys täglich mehr schwinden würde. Es gab nur ein Mittel, dieses zu verhindern - eine Wiedergeburt.
    Der Dagda Mor sann vor sich hin. Gut kannte er die Geschichte des Ellcrys. War er nicht dabei gewesen, als der Baum zum Leben erwacht war, als er ihn - den Dagda Mor - und seine Brüder aus ihrer Welt des Lichts in das Verlies der Finsternis verbannt hatte? Hatte er nicht das Wesen der Zauberkunst wahrgenommen, die sie besiegt hatte - einen Zauber von solcher Macht, daß er selbst
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