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Shannara II

Titel: Shannara II
Autoren: Terry Brooks
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könnte.
    »Wenn du in Schwierigkeiten bist, Lauren, kann ich vielleicht - «
    »Es geht nicht um mich, Herr! Es geht um den Ellcrys!«
    Da gab es für Andor kein Zaudern mehr. Er nickte und nahm Lauren beim Arm.
    »Komm mit mir!«
    Gemeinsam eilten sie zum Herrenhaus, während die Wachen ihnen verwundert nachblickten.
     
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    Gael, der junge Leibdiener des Königs Eventine Elessedil, schüttelte mit Entschiedenheit den Kopf - auch wenn der schlanke Körper unter dem dunklen Morgengewand sich förmlich krümmte vor Unbehagen, und seine Augen denen Andors nicht begegnen wollten.
    »Ich kann den König nicht wecken, Prinz Andor. Er befahl mir - sehr nachdrücklich - , ihn auf keinen Fall zu stören.«
    »Willst du mir allen Ernstes sagen, daß ich meinen Vater nicht sprechen kann?«
    Gael antwortete nicht. Als Andor Anstalten machte, auf das Schlafgemach des Königs zuzugehen, eilte der junge Elf an ihm vorbei.
    »Ich werde ihn wecken. Bitte wartet hier.«
    Es dauerte ein paar Minuten, bis er wieder erschien. Sein Gesicht war noch voller Besorgnis, doch er nickte Andor zu.
    »Er erwartet Euch, Prinz Andor. Aber nur Euch allein.«
    Der König lag noch in seinem Bett, als Andor eintrat, und leerte gerade das Glas Wein, das Gael ihm offenbar eingeschenkt hatte. Er nickte seinem Sohn zu, dann streifte er mit leichtem Zaudern die warmen Bettdecken ab. Sein alter Körper fröstelte in der frühmorgendlichen Kühle des Raumes. Gael, der mit Andor eingetreten war, reichte dem König einen Morgenrock. Eventine schlüpfte hinein und gürtete das Gewand fest um die Körpermitte.
    Trotz seiner zweiundachtzig Jahre war Eventine Elessedil bei ausgezeichneter Gesundheit. Sein Körper war straff und beinahe noch jugendlich muskulös. Er war immer noch ein guter Reiter, mit dem Schwert noch immer so schnell und sicher, daß seine Gegner ihn fürchteten. Sein Geist war scharf und wach; wenn die Situation es verlangte, wie das häufig vorkam, konnte er mit schneller Entschlossenheit handeln. Er besaß noch immer ein stark ausgeprägtes Gefühl für Ausgewogenheit und gesunde Proportionen - die Fähigkeit, alle Aspekte einer strittigen Frage klar zu sehen, jeden sachlich zu beurteilen und sich schließlich für jenen zu entscheiden, der seinem Volk und ihm selbst den größten Nutzen versprach. Ohne diese Gabe hätte er nicht König bleiben können - er wäre wahrscheinlich nicht einmal am Leben geblieben. Andor war ziemlich sicher, daß er diese Gabe von seinem Vater geerbt hatte, wenn sie ihm auch in seiner augenblicklichen Situation wertlos zu sein schien.
    Der König zog die handgewebten Vorhänge, die eine ganze Wand des Raumes verhüllten, auseinander und öffnete die hohen Fenstertüren, die zum Wald hinausblickten. Weiches, mildes Licht flutete ins Zimmer, und der süße Geruch des Frühtaus strömte herein. Im Rücken des Königs eilte Gael lautlos durch das Gemach und entzündete die Öllampen, um die dunklen Schatten der Nacht aus Ecken und Nischen zu vertreiben.
    Vor einem der Fenster verharrte Eventine und blickte einen Moment lang unverwandt auf das Spiegelbild seines Gesichtes im leicht beschlagenen Glas. Die Augen, die ihm entgegenblickten, waren von einem auffallend leuchtenden Blau, aber hart und durchdringend, die Augen eines Mannes, der in seinem Leben allzuviel Unerfreuliches gesehen hatte. Seufzend wandte er sich an Andor.
    »Also, Andor, was gibt es? Gael sagte, du seist mit einem der Erwählten gekommen, der mir etwas mitzuteilen hätte.«
    »Ja, Vater. Er behauptet, eine dringende Botschaft vom Ellcrys zu überbringen.«
    »Eine Botschaft von dem Baum?« Eventine runzelte die Stirn. »Wie lange ist es her, seit er das letzte Mal einem Menschen eine Botschaft aufgetragen hat - sind es nicht schon mehr als siebenhundert Jahre? Wie lautet denn die Botschaft?«
    »Das wollte er mir nicht sagen«, antwortete Andor. »Er will es nur Euch mitteilen.«
    Eventine nickte. »Gut, dann soll er seine Botschaft bringen. Führ ihn herein, Gael.«
    Gael verneigte sich und eilte hinaus, ohne die Tür des Schlafgemachs hinter sich zu schließen. Kaum war er gegangen, da stieß ein großer, zottiger Hund die Tür auf und trottete zum König hinüber. Es war Manx, sein Wolfshund, und er begrüßte das Tier liebevoll, indem er ihm den grauen Kopf kraulte und mit weicher Hand sacht über das struppige Fell an Rücken und Flanken strich. Seit über zehn Jahren begleitete Manx ihn auf allen seinen Wegen, stand ihm näher und war ihm
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