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Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Titel: Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)
Autoren: Kim Lenox
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gemäßigtes Lächeln. Im Gegensatz zu den Leuten um sie herum trug sie ein schmuckloses schwarzes Gewand und eine weiße Spitzenhaube. Trotzdem, mit ihrer imposanten Erscheinung und ihrem königlichen Stolz zog sie die Blicke aller Anwesenden auf sich.
    Mit einem scharfen Blick auf Rourke murmelte sie dem Prinzen etwas ins Ohr. Er nickte.
    Bertie richtete sich auf und sah Rourke fest an. »Avenage.«
    Weder Rourke noch die Ahnen hatten bisher ein klares Bild von ihm.
    Trotzdem senkte Rourke grüßend den Kopf. »Königliche Hoheit.«
    »Ihre Majestät wünscht, mit Ihnen zu sprechen.«
    Rourke trat näher. Victorias dunkle Augen spießten ihn förmlich auf, und sofort vergaß er alle anderen im Raum. Obwohl er die gespannte Aufregung spürte, die durch sie hindurchlief, untersuchte er bewusst ihre Gedanken nicht. So viel Respekt würde er ihr erweisen. Ihr diese Würde lassen.
    »Eure Majestät, ich entschuldige mich dafür, dass ich Euch erschreckt habe.« Er ergriff ihre ausgestreckte Hand und führte ihren facettierten Gagatring an die Lippen. »Ich habe jedoch eine Einladung erhalten.«
    Victoria spitzte die Lippen und tadelte: »Ich habe Ihnen im Laufe der Jahre viele Einladungen geschickt, Avenage. Ich kann mit Gewissheit sagen, dass dies die erste ist, die Sie jemals angenommen haben. Sie und Black, sichtbar unter demselben Zelt auf meinem Gartenfest? Ich nehme an, ich kann die Krone und das Zepter Bertie überreichen und das Leben als vollendet betrachten.«
    Rourke zog die Augenbrauen hoch. »Bitte, nicht meinetwegen.«
    Sie lehnte sich in ihrem Sessel zurück und lachte trocken. »Sie müssen etwas sehr dringend wünschen, dass Sie sich dem ausgesetzt haben. Sie verabscheuen solche Narreteien.«
    Rourke blickte gereizt zu der Schar der wie gebannten Zuschauer hinüber. Was alle auf dem Fest scherzhaft als »Tee« bezeichneten, hatte erneut zu fließen begonnen. Grüne Flaschen wurden entkorkt und Champagner in goldenen Strömen ausgeschenkt. Von dem geistlosen Gebrabbel der Gäste und der kollektiven Neugier dröhnte ihm der Schädel.
    … der Champagner, ein 74er …
    … die Gräfin ist fett geworden …
    … wer ist dieser Mann bei Ihrer Majestät? …
    … muss es herausfinden und ihm eine Einladung zu meiner Dinnerparty schicken …
    Was ist los, Avenage? Kopfschmerzen?
, fragte Archer in der stummen Sprache der Amaranthiner. Er ging mit zwei Gläsern Champagner vorbei und reichte eins seiner hübschen Ehefrau.
    Rourke ignorierte die Stichelei und versuchte, auch Bertie zu ignorieren, der so nahe stand, dass er jederzeit schützend eingreifen konnte.
    An Victoria gewandt sagte er: »Ihr habt auf meine wiederholten Bitten um eine private Audienz nicht geantwortet.«
    Ihr Blick schwankte nicht, aber Röte überzog ihre gealterten Wangen. »Es gab eine Zeit, da haben Sie auf ähnliche Bitten von
mir
nicht reagiert.«
    Über der Linie seines säuberlich gestutzten Barts lief Berties Gesicht purpurn an.
    Rourke betrachtete Erik und Flynn, die ihre Plätze hinter der Königin beibehielten, unsichtbar für alle bis auf ihn selbst und die Blacks.
    Lassen Sie uns allein
, befahl er.
    Ein Schimmer von Licht und Schatten, den nur der darauf eingestellte Blick eines Unsterblichen wahrzunehmen vermochte, deutete an, dass sie an der anderen Seite des Zelts Position bezogen hatten.
    »Dann soll der heutige Tag als der Tag in Erinnerung bleiben, an dem ich Sie aus Ihrer selbstauferlegten Abgeschiedenheit herausgeholt habe«, stellte sie mit freundlicher Jovialität fest. »Ich erkläre mich hiermit zur Siegerin in unserem kleinen Wettstreit der Willenskraft. Lassen Sie uns die Vergangenheit als Wasser unter einer Londoner Brücke betrachten.«
    »Vielen Dank, Eure Majestät«, antwortete Rourke gepresst. Er hasste es, der Gegenstand eines Spaßes zu sein, ganz gleich, wie gut er gemeint war.
    »Was ist es, das Sie nach all dieser Zeit von Angesicht zu Angesicht in meine Gesellschaft drängt?« Ihr Blick wanderte über seine Züge. Erinnerungen und Gedanken an ihn quollen aus ihrem Geist, bloßgelegt für seine Blicke, zugeneigter und sehnsüchtiger, als er gern anerkennen wollte. Wieder verschloss er seinen Geist gegen ihren, weil er nicht mehr zu wissen wünschte.
    »Ich komme in der Angelegenheit einer schlafenden Gräfin.«
    »Ah …«, sagte der Prinz, und seine Augenbrauen wanderten nach oben. Er trat noch näher und strich sich über den kurz geschnittenen Bart. Zwei Zigarren ragten aus seiner Brusttasche.
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