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Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Titel: Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)
Autoren: Kim Lenox
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stehen.
    Sie hielt inne; sie fing keine Spur auf, aber den Duft von etwas Süßem und Vertrautem. Es war Pandoras Duft, der gleiche, der auf dem Astleyschen Besitz so penetrant gewesen war. Ihr Pulsschlag beschleunigte sich, und mit einer Drehung der Hand ließ sie ihre amaranthinischen Silberdolche vorspringen. Die Dunkelheit am Ende der Gasse schien undurchdringlich. Selene blinzelte und veränderte ihre Augen, um dennoch hindurchzusehen. Dort kämpften zwei Gestalten miteinander. Sie näherte sich dem Ende der Gasse und packte den Arm des Angreifers, als er hochschwang, die Klinge in der Hand, über einer geduckten Frau in dunklen Kleidern und einem schlichten Hut – wahrscheinlich eine der vielen Prostituierten von Whitechapel. Obwohl ein heller Zopf über ihren Rücken fiel, trug sie Mantel und Hosen eines Mannes.
    »Pandora. Halt«, befahl Selene.
    Pandora riss sich los. Ihr Gesicht leuchtete so blass und perfekt wie das einer Porzellanpuppe, schön und makaber gleichzeitig.
    »Hallo, Freundin«, knurrte sie.
    »Sie nennen mich Freundin?« Selene heuchelte Höflichkeit. »Und doch haben Sie sich nicht die Zeit genommen, mir in London auch nur noch einen einzigen Besuch abzustatten? Ich bin gekränkt. Schließlich waren wir auf dem Land so gute Freundinnen.«
    »Es war so leicht, Sie zu täuschen«, höhnte Pandora, während sie sie umkreiste. »Ihr dachtet, ich sei so süß.«
    »Das habe in der Tat gedacht. Ich kann nicht glauben, dass ich darauf hereingefallen bin.«
    Pandora fuhr mit ihrer Klinge in Selenes Richtung. »Ich hatte schrecklich viel Zeit, meine Rolle zu perfektionieren.«
    Selene wehrte den Hieb ab und machte einen Satz nach vorn, aber Pandora drehte sich weg und verschwand die Gasse hinunter. Ihr Gelächter hallte von den Mauern der Lagerhäuser wider.
    Selene verfolgte sie, aber vorsichtig, weil sie nicht in eine Falle geführt werden wollte. Sie sandte außerdem einen stummen Ruf in die Nacht, in der Hoffnung, dass Rourke oder irgendeiner der anderen Schattenwächter die Nachricht erhielt.
    Pandora ist hier.
    Aber am Ende der Gasse war keine Spur mehr von Pandora zu sehen. Stattdessen wartete eine Kutsche, eine, die sie von der Zeit vor einigen Monaten noch in Gedächtnis hatte, von ihrer Jagd auf die Dunkle Braut. Graue Nebelschwaden umwaberten das Dach, die Türen und Räder der riesigen Stadtkutsche, eines Wagens, wie man ihn vor hundert Jahren auf den Straßen Londons hatte sehen können. Der gleiche Nebel wirbelte um die Rücken der monströsen Pferde, die angeschirrt waren und mit den Hufen scharrten. Der Fahrer wandte ihr sein blasses Gesicht zu und lüpfte mit einer kecken Geste seinen zerlumpten Zylinder. Die hoch aufragende Gaslampe auf der anderen Seite der Straße bot genug Licht, um seine Augen zu sehen. Sie rollten und wirbelten in ihren Höhlen.
    »Seien Sie mir gegrüßt, Gräfin.«
    »Hallo,
du
«, antwortete sie.
    Er war einer der Speichellecker der Dunklen Braut gewesen, jener leeren Seelen, die ihr gehorcht hatten. Zweifellos hatte er jetzt einen neuen Herrn. Er sprang herunter. Dunstwolken stoben vor seinen Stiefeln auf, als sie auf den Pflastersteinen aufkamen. Die Schärpe, die er über seinem gammeligen Anzug trug, war einst mit rotem Garn mit den Initialen DB bestickt gewesen. Ein grober weißer Flicken war über diese Initialen genäht worden, einer, auf dem mit schwarzer Ölkreide ein »T« geschrieben stand.
    Er öffnete den Schlag der Kutsche, und drei weitere Speichellecker drängelten sich heraus, stießen einander an und polterten. Seine gewöhnlichen Gefährten. Schmierige, schleimige Speichellecker. Sie johlten und grölten, bis sie beinahe direkt in sie hineinrannten.
    Die drei Bestien verneigten sich tief, und ihre Augen rollten genauso in ihren Höhlen wie die des Fahrers.
    »Oh, Gräfin!«, rief einer.
    Der Zweite duckte sich und sprang dann auf und ab. »Sie sind es.«
    »Unser Herr …«
    »Sie kennen ihn.«
    »Ja, das tun Sie!«
    »… lässt eine Einladung aussprechen.«
    »Zu seinem Fest.«
    »Bitte, kommen Sie!«
    Der Fahrer hielt den Schlag auf. Die drei anderen wiesen einladend synchron mit den Händen zum Wagen.
    Sie lächelte. »Ihr wisst, dass ich eine Party nicht ablehnen kann.«
    Speichellecker waren harmlos ohne einen
Brotos
in der Nähe
,
der sie zu Gewalttätigkeit anstachelte.
    Sie stieg in den Wagen. Der modrige Geruch von verrottetem Polster hing in der Luft, und sie drückte ein Fenster auf.
    Das Gesicht des Fahrers erschien in der
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