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SGK306 - Dr. Tschang Fu - Der Unheimliche kehrt zurück

SGK306 - Dr. Tschang Fu - Der Unheimliche kehrt zurück

Titel: SGK306 - Dr. Tschang Fu - Der Unheimliche kehrt zurück
Autoren: Larry Brent
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merklich.
    »Jukai - der >Wald ohne Wiederkehr<, der >Wald des
Todes<«, sinnierte Kawasako und drehte nervös sein Glas zwischen den
Fingern. »Jukai - Magnet für Selbstmörder. Er ist manchmal wie ein Bann, der
Menschen trifft, die sich in Amaikos Situation befinden ... sie nehmen einen
Zug, fahren zum >Wald ohne Wiederkehr< und verschwinden. Die meisten
Opfer sind Frauen Ende zwanzig, Anfang dreißig ... da scheint, wenn dieser
schreckliche Gedanke wahr ist, die Statistik wieder mal zu passen wie die Faust
aufs Auge. Komaso ...«, flüsterte er und wischte sich zitternd über die Augen,
»wenn du recht hättest... «
    Er brauchte nicht weiter zu sprechen. Man sah ihm an, was hinter seiner
hohen Stirn vorging.
    Der Wald des Todes am Fuß des Fudschijama hatte in Japan traurige Berühmtheit erlangt.
    In dem unzugänglichen, dschungelartigen Gebiet vermutete man mehr
als fünfhundert Leichen von Selbstmördern.
    Die meisten wurden nie gefunden, ihre Identifizierung war so gut
wie unmöglich. Füchse, Marder, wilde Hunde und Raubtiere nagten an den Toten,
das Wetter tat ein übriges dazu ...
    Der Fund einer Leiche war meistens einem Zufall oder einer
gezielten Suchaktion zu verdanken. Wer einmal in das Dickicht geriet und die
Orientierung verlor, war unrettbar verloren.
    Seit der Veröffentlichung eines Buches, in dem ein Liebespaar
gemeinsam im >Wald ohne Wiederkehr< in den Tod geht, war dieser Ort zu
einem Anziehungspunkt für Lebensmüde geworden ...
    Toshio Kawasako nagte an seiner Unterlippe.
    Seltsam, wie das Schicksal manchmal spielte ... Bestimmte Dinge
fielen ihm wieder ein. Vor einem Jahr schon spielte er mit dem Gedanken, eine
Artikel-Serie über >Jukai< zu schreiben. Er wollte dem Schicksal mehrerer
junger Menschen nachgehen und herausfinden, wie sie wirklich gestorben waren.
    Ihre Leichen hatte man nie gefunden.
    Andere Aufträge und sensationelle Fälle ließen diesen Plan dann in
den Hintergrund treten.
    Noch nie hatte jemand alle Einzelheiten, alle Wahrheiten über den
>Wald des Todes< berichtet. Und gerade dies war Kawasakos Spezialität...
    Doch es hatte ihn nicht nur interessiert, warum die Lebensmüden
ausgerechnet diesen Wald aufsuchten, sondern auch die Art ihres Todes. Es wurde
viel geredet, viele Gerüchte waren im Umlauf, aber etwas Genaues schien in
Wirklichkeit kein Mensch zu wissen.
    Und gerade dieses Ungenaue hatte in der letzten Zeit noch
zugenommen.
    Er schob ruckartig das noch halbvolle Glas mit bernsteinfarbenem
Pflaumenwein zurück. »Ich werde sie suchen .« Er sagte
es so selbstverständlich, als würde er seinem Gesprächspartner mitteilen, daß
er jetzt gehen und etwas einkaufen wolle.
    »Im - >Wald des Todesüberzeugt davon, daß er sich wohl verhört hatte.
    »Ja«, lautete Kawasakos einsilbige Antwort.
    »Du bist verrückt... das Ganze ist eine Schnapsidee, Toshio! Es
ist reiner Selbstmord auf eigene Faust eine Suchaktion zu starten, wo eine
Sonderabteilung der Polizei schon mehr Mißerfolge, als man zugibt, einstecken
mußte. Ich... «
    Er sprach nicht zu Ende, was er sagen wollte.
    Toshio Kawasakos Kollege saß so am Tisch, daß er den
Bahnhofsvorplatz durch die Scheiben überblicken konnte. Mehrere Zivilfahrzeuge
trafen gleichzeitig ein.
    »Es geht los, das ist der Auftakt«, Komaso erhob sich und legte
mechanisch eine Banknote auf den Tisch, weil er sich nicht mehr die Zeit nehmen
konnte, auf das Auftauchen des Kellners zu warten. »Das wird 'ne Exklusivstory,
die sich gewaschen hat «, rieb er sich die Hände. »Entschuldige, ich muß weg...
über das andere unterhalten wir uns nachher weiter. Ich glaube nicht, daß ich
länger als eine halbe Stunde fort bin...«
    Im nächsten Moment war er im Gedränge verschwunden.
    Toshio Kawasako interessierte sich nicht für das Spektakel. Eine
fixe Idee hatte von ihm Besitz ergriffen. Er war es gewohnt, schnelle
Entschlüsse zu fassen...
    Als Komaso nicht dreißig, sondern fast sechzig Minuten später in
der Eckkneipe wieder auftauchte, um Toshio Kawasako zu treffen, saßen zwei
andere junge Leute am Tisch.
    Komaso fragte nach dem Freund, doch den hatte niemand mehr
gesehen.
    Von der nächsten Telefonzelle aus rief er in Kawasakos Wohnung an.
    Niemand nahm ab, denn niemand war zu Hause.
     
    *
     
    Toshio Kawasako hatte umgehend reagiert, ohne sich über die Folgen
seines Vorgehens weitere Gedanken zu machen. Da gab es auch nicht mehr viel zu
bedenken. Viel zu intensiv hatte er sich in der
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