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SGK252 - Das Dorf der Wahnsinnigen

SGK252 - Das Dorf der Wahnsinnigen

Titel: SGK252 - Das Dorf der Wahnsinnigen
Autoren: Larry Brent
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auch für mich ist es seltsam. Ich muß
mit mir ins reine kommen. Bitte, sag’ sämtliche Termine für diesen Tag ab! Ich
bin heute für niemand mehr zu sprechen .«
    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, wandte
sie sich um und verschwand in einem kleinen Nebenraum, in den sie sich manchmal
zurückzog, wenn sie sich müde und abgespannt fühlte.
    Ein kleiner Tisch, ein Sessel und eine
bequeme Liege waren die Einrichtungsgegenstände, die dafür ausreichten.
    Clair Simpson drückte die Tür ins Schloß und
legte sich hin.
    Mit offenen Augen starrte die Frau zur Decke
und hörte die leise Stimme, als James Malone der Besucherin absagte, ohne daß
sie sich bewußt darauf konzentrierte.
    Und dann kam es wieder ...
    Die unbeschreibliche, namenlose Drohung aus
dem Nichts, die im Zusammenhang stand mit Rosalynn Randall. Clair Simpson
versuchte mit aller Kraft beim Aufkommen dieses Gefühls jene Bilder wieder zu
beschwören, die sie vorhin gehabt hatte und die eindeutig eine drastische
Veränderung im Leben der Besucherin bedeuteten.
     
    *
     
    Rosalynn Randall, bequem in die weichen
Polster des Fahrzeugs gelehnt, blickte durch die Scheiben auf die Straße.
    Das Wetter war klar und freundlich. Die
Temperaturen stiegen.
    Auf der Fahrbahn herrschte reger Verkehr.
    Rosalynn Randall hatte als Ziel die Adresse
ihrer Eigentumswohnung in Chicago angegeben. Nach der Eröffnung der
Wahrsagerin, sich heute besonders in acht zu nehmen, spürte sie keine Lust,
sich länger in der hektischen Stadt aufzuhalten. Am späten Nachmittag war sie
mit einer Freundin verabredet. Sie wollten sich gemeinsam in einem Café treffen. Nun würde sie auch diese Begegnung absagen . ..
    »Nanu«, sagt sie plötzlich verwundert.
Rosalynn Randall kannte hier den Verlauf der Straße genau. »Wo fahren Sie denn
jetzt hin ?«
    »Tut mir leid, Mam«, antwortete der
Taxichauffeur und hob bedauernd die Achseln. »Wir müssen einen Umweg machen. Da
vom ist die Straße gesperrt. Wahrscheinlich ein Unfall...»
    Erst jetzt sah Rosalynn Randall, daß etwa
hundert Meter von der Straßenkreuzung entfernt mehrere Fahrzeuge quer standen,
daß ein Lkw halb auf den Gehweg gerollt war und »zahlreiche Neugierige sich
versammelten. Das Warnlicht an Polizei- und Krankenfahrzeugen rotierte.
    Der Taxifahrer bog links in eine
Einbahnstraße und mußte zweihundert Meter weiter an einer Kreuzung halten, weil
die Ampel rot zeigte.
    Interessiert blickte der Fahrgast aus dem
Fenster. Zu beiden Seiten der Straße reihten sich kleine Geschäfte aneinander -
Boutiquen, Kunstgewerbeläden, Antiquitätengeschäfte . . .
    Gerade für exquisite Dinge hatte Rosalynn
etwas übrig.
    Die beiden verhältnismäßig großen
Schaufenster waren gefüllt mit Kostbarkeiten, die sofort ins Auge fielen.
    Ein uraltes Grammophon, eine wertvolle
Glasvitrine, die mindestens zweihundert Jahre alt war, und eine Vase, deren
Form sofort faszinierte .. .
    Die wäre doch etwas für die leere Ecke
zwischen Fenster und Klavier, zuckte der Gedanke durch ihre Überlegung.
    »Wenn Sie’s irgendwie ermöglichen können,
parken Sie doch bitte in der Nähe dieses Antiquitätengeschäfts«, sagte sie
rasch, als der Fahrer wieder Gas geben mußte.
    »Das ist leider nicht einfach, Mam«,
entgegnete der Mann. »Da müssen wir einmal um’s Quadrat fahren. Die
Einbahnstraße hier ist fast einen Kilometer lang .«
    »Das macht mir nichts aus. Ich habe Zeit. ..«
Sie dachte an die wunderschöne große Vase, vor der sie eine Viertelstunde
später bewundernd stand.
    Der Taxifahrer wartete auf der anderen
Straßenseite zwei Häuser weiter vorn.
    »Sie ist einfach herrlich«, gab die Frau
ihrer Bewunderung Ausdruck.
    Der Antiquitätenhändler, ein kleiner,
verschrumpelter Mann mit uralter Brille, die aussah, als wäre sie aus dickem
Draht geflochten, nickte zustimmend. »Sie ist ein einmalig schönes Stück .«
    »Wo kommt sie her? Diese eigenwillige Form .
. . Im ersten Moment, als ich sie aus dem Auto sah, meinte ich, es handele sich
um eine griechische Amphore der Antike ... aber diese Vase ist schwerer, die
Henkel sind massiver.«
    »Ich erhielt sie von einem Sammler aus
Europa«, erklärte der Antiquitätenhändler. Er trug eine zerknitterte Hose, an
der die Bügelfalte nur noch zu ahnen war. An dem schmutzigen, karierten Hemd
fehlten einige Knöpfe. »Den genauen Ursprung kann man nicht mehr feststellen -
mit Sicherheit aber ließe sich das Alter bestimmen .«
    »Sie ist gewiß sehr alt. .. « bemerkte Rosalynn Randall.
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