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Serafina - Das Königreich der Drachen - Wie alles begann ... (German Edition)

Serafina - Das Königreich der Drachen - Wie alles begann ... (German Edition)

Titel: Serafina - Das Königreich der Drachen - Wie alles begann ... (German Edition)
Autoren: Rachel Hartman
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hinter uns, ehe ich mich deren Vorwürfen ausgesetzt sehe.«
    Einer seiner Leute ließ die Gefangenen vor uns antreten; sie hatten nur zwei erwischt. Ich hatte angenommen, dass man die beiden, die in den Fluss gesprungen waren, leicht ausfindig machen könnte, wenn sie klatschnass und zitternd aus dem Wasser kamen, aber vielleicht hatten die Wachen das gar nicht mitbekommen.
    »Zwei von ihnen sind über das Brückengeländer gesprungen, aber ich habe nur ein Platschen gehört …«, begann ich.
    Prinz Lucian verstand sofort, was ich meinte. Mit flinken Handbewegungen schickte er seine Soldaten an beide Enden der Brücke. Nachdem sie leise bis drei gezählt hatten, schwangen sie sich über die Brüstung, und tatsächlich, einer der Söhne war noch da. Er hatte sich an den Balken festgeklammert. Sie zerrten ihn wie ein Rebhuhn hervor, aber im Gegensatz zu einem Rebhuhn konnte er kein bisschen fliegen. Er plumpste ins Wasser und zwei der Wachen sprangen ihm nach.
    Der Prinz warf mir einen anerkennenden Blick zu. »Du bist sehr wachsam.«
    »Manchmal«, antwortete ich und wich seinem Blick aus.
    »Hauptmann Kiggs«, sagte eine leise Frauenstimme hinter mir.
    »Jetzt geht’s los«, brummte er und ging um mich herum.
    Ich wandte den Kopf und sah, wie eine Saarantras mit kurzen schwarzen Haaren vom Pferd sprang. Sie ritt wie ein Mann, trug Hosen aus Porphyrien und einen geschlitzten Kaftan aus Ziziba. Eine silberne Glocke, groß wie ein Apfel, war demonstrativ an ihrer Mantelschnalle befestigt. Die drei Saarantrai hinter ihr blieben auf ihren Pferden sitzen und hielten ihre unruhigen Rösser im Zaum. Ihre Glöckchen bimmelten seltsam fröhlich im Wind.
    »Staatssekretärin Eskar.« Der Prinz ging mit ausgestreckter Hand auf sie zu. Sie ergriff sie nicht, sondern wandte sich sofort an Basind.
    »Berichte«, forderte sie ihn auf.
    Basind salutierte, wie es bei den Saar üblich war, indem er zum Himmel zeigte. »Keine Sorge, alles in Ard. Die Garde erschien in vertretbarer Zeit, Staatssekretärin. Hauptmann Kiggs kam sogar direkt vom Grab seines Onkels.«
    »Die Kathedrale ist nur zwei Minuten zu Fuß von hier entfernt«, erwiderte Eskar. »Aber die Zeit, die zwischen deinem ersten Signal und dem zweiten verstrichen ist, betrug fast dreizehn Minuten. Wenn die Wachen unverzüglich gekommen wären, hättest du kein zweites Signal geben müssen.«
    Prinz Lucian richtete sich zur vollen Größe auf, seine Miene sprach Bände. »Also war das alles nur ein Test?«
    »So ist es«, entgegnete Eskar ungerührt. »Wir betrachten die Sicherheitsmaßnahmen als unzureichend, Hauptmann Kiggs. Das ist der dritte Angriff in zwei Wochen und der zweite, bei dem ein Saar verletzt worden ist.«
    »Angriffe, die Ihr inszeniert habt, zählen nicht. Ihr wisst selbst, dass dies nicht die Regel ist. Die Menschen sind sehr nervös. General Comonot kommt in zehn Tagen …«
    »Und genau deshalb müsst Ihr Euch mehr Mühe geben«, entgegnete sie kühl.
    »… und Prinz Rufus wurde eben erst auf eine Art und Weise ermordet, die auf Drachen als Täter hinweist.«
    »Es gibt keinerlei Beweis dafür, dass Drachen daran beteiligt waren«, widersprach sie.
    »Sein Kopf ist weg!« Der Prinz zeigte auf seinen eigenen; er war so aufgebracht, dass er die Zähne zusammenbeißen musste. Sein vom Wind zerzaustes Haar ließ ihn seltsam wild erscheinen.
    Eskar zog die Augenbrauen hoch. »Ach, und ein Mensch könnte so etwas nicht getan haben?«
    Prinz Lucian wandte sich ab und fuhr mit der Hand über sein Gesicht. Er fing an im Kreis herumzugehen. Es empfahl sich nicht, vor den Augen eines Saarantras wütend zu werden. Je größer die eigene Wut, desto kühler wurden sie. Eskar blieb auf eine aufreizende Art unbeteiligt.
    Der Prinz unterdrückte seinen Groll und setzte erneut an. »Eskar, bitte versteht doch, so etwas erschreckt die Leute. Das Misstrauen sitzt immer noch tief. Die Söhne von Sankt Ogdo machen sich das zunutze, sie schlagen Kapital aus den Ängsten der Menschen …«
    »Vierzig Jahre«, unterbrach ihn Eskar. »Wir hatten vierzig Jahre lang Frieden. Ihr wart noch nicht einmal geboren, als der Vertrag mit Comonot unterzeichnet wurde. Eure eigene Mutter –«
    »Möge sie Frieden finden an der himmlischen Feuerstelle«, murmelte ich, als wäre es meine Aufgabe, jede gesellschaftliche Unzulänglichkeit aller Drachen auf der ganzen Welt auszugleichen. Der Prinz warf mir einen dankbaren Blick zu.
    »… war noch nicht größer als ein Staubkorn im Bauch der
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