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Septemberblut

Titel: Septemberblut
Autoren: Rebekka Pax
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sie.
    »Ja, das habe ich.«
    »Dann, dann bist du …?« Sie brachte das Unglaubliche nicht über die Lippen. Ihr Verstand kämpfte mit aller Macht gegendas, was ihr das Erlebte weismachen wollte. Amber glaubte nicht an das Übernatürliche, so viel hatte ich in ihrem Geist aufgeschnappt.
    »Ja, ich bin ein Vampir.«
    Sie schüttelte den Kopf, und ihre Stimme überschlug sich. »Nein, das kann nicht sein, das ist Blödsinn, du wärst vielleicht gerne einer, aber du bist kein Vampir, du bist irgendein irrer Freak, du bist genauso durchgeknallt wie Frederik, du …«
    »Scht!« Ich legte ihr einen Zeigefinger auf die Lippen. »Du weißt, dass es stimmt.«
    »Nein, nein, ich …«
    »Ich habe dein Blut getrunken.«
    »Das ist kein Beweis. Du bist pervers oder hast irgendeinen verrückten Fetisch.«
    »Ich bin, was ich bin«, sagte ich geduldig. »Erinnerst du dich daran, wie du hierhergekommen bist?«
    »Ich … nicht richtig, ich … Nein, ich erinnere mich nicht! Vielleicht hast du mir etwas in mein Glas getan.«
    »Solche billigen Tricksereien habe ich nicht nötig, Amber. Ich bin ein Vampir, und ich wollte, dass du mir folgst.« Zum Beweis rief ich meine Magie und griff Amber mit unsichtbarer Hand ans Herz.
    Erschrocken berührte sie ihre Brust und sah mich an. »Wie hast du das gemacht?«
    Ich blieb ihr die Antwort schuldig. Langsam reifte der Gedanke in ihrem Kopf.
    »Also ist es wahr?« Mit der Erkenntnis formte sich eine andere Überlegung. »Dann hat mein Bruder die ganze Zeit über die Wahrheit gesagt? Und ich habe ihm nicht geglaubt! Ich habe immer gedacht, Frederik wäre verrückt.« Schmerz lag in ihren Worten und Fassungslosigkeit.
    Sie stand noch immer unter meinem Bann, doch er war längst nicht mehr so stark. »Er hat immer an euch geglaubt.«
    »Esgibt uns und es gab uns schon immer, Amber, so lange, wie es Menschen gibt.«
    »Und ich habe Frederik ausgelacht, ich habe … Es war einer der Gründe, warum wir fast keinen Kontakt mehr hatten.«
    Die junge Frau sah mich an, und ihr Blick wurde plötzlich seltsam unklar.
    Der Blutverlust forderte endgültig seinen Tribut. Amber verlor das Bewusstsein und sackte zusammen. Ich hielt sie fest, bevor sie von der Bank rutschte, und zog ihren erschlafften Körper in meine Arme.
    Jetzt, unbemerkt, küsste ich die Wunde an ihrem Hals und leckte sie sauber, bis nur noch vier dunkle Punkte blieben. Die beiden tieferen Einstiche von den Eckzähnen, die die Ader versehrt hatten, füllten sich erneut mit Blut, doch es floss jetzt langsam und würde bald verkleben.
    Versonnen berührte ich mit den Fingerspitzen ihre Sommersprossen.
    Ambers Gesicht sah so friedlich aus, so blass, so wunderschön. Doch ich vergaß mich. Es war Zeit für das Ritual.
    Curtis hatte mir haargenau erklärt, wie ich vorgehen musste, um Amber zu meiner Dienerin zu machen. Bislang hatte ich es weder selbst durchgeführt noch dabei zugesehen. Würde es funktionieren? Unsicherheit trieb meinen Puls zur Eile. Ich atmete tief durch, zwang mich zur Ruhe und versuchte mich auf die Kraft zu konzentrieren, die meinen toten Körper ans Leben band, meine Magie. Sobald ich sie wie einen heißen kleinen Kern über meinem Herzen fühlte, wagte ich es.
    Ich beugte mich über Amber, bis sich unsere Lippen beinahe berührten.
    »Bei meinem unsterblichen Blut, Amber Connan«, flüsterteich, »bei meinem Fleisch rufe ich dich zu mir. Zwei Leiber, zwei Herzen, geeint. Tag und Nacht, Leben und Tod.«
    Ich beugte ihren Kopf zurück, biss mein Handgelenk auf und ließ das Blut vorsichtig auf ihre geöffneten Lippen tropfen. Magie erhob sich, wie auf Befehl. Es gelang also! Erleichtert vollendete ich den Schwur.
    »Mein Blut, das Band zu binden, dich an mich, mich an dich. Schutz und Schirm für dein Leben.«
    Amber schluckte, ohne zu erwachen.
    Fasziniert beobachtete ich, wie sich der Biss an ihrem Hals schloss.
    Sobald ich die letzten Worte gesprochen hatte, wuchs die Magie zu einem dichten Gewebe, floss wie ein kühler Strom aus meinem Arm und ergoss sich durch den Mund in ihren Körper. In mir fühlte ich etwas entstehen.
    Es war das Siegel. Noch lag es verschlossen, wie eine kleine Pforte, und ich würde lernen müssen, damit umzugehen, um mit Amber in Kontakt zu treten, aber es war da!
    Ich hatte es geschafft und der Adeptin mein unsichtbares Zeichen aufgedrückt, eines, das jeder andere Unsterbliche zu respektieren hatte. Sie war jetzt mein Geschöpf! Das Messer und seine Trägerin gehörten mir und damit
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