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Sepp und seine Bande

Sepp und seine Bande

Titel: Sepp und seine Bande
Autoren: Helmut Höfling
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der doch an allem völlig unbeteiligt gewesen war.
    Und das kam so.
    Der dicke Willem war mit seinen Wölfen nicht zum städtischen Fußballplatz gezogen, wie es erst ausgesehen hatte. Nein, sie hatten nur den Garagenhof geräumt und sich übelgelaunt und blökend wie eine vertriebene Hammelherde auf die Straße gewälzt, wo sie den Blicken des Hausmeisters entschwunden waren.
    Fußball spielen wollten sie brennend gern, und unter normalen Umständen wären sie auch auf den städtischen Fußballplatz ausgewichen, wenn auch mit Trotz, der ja stets dem Zwang folgt. Doch in diesem Fall waren die Umstände nicht normal.
    Brillenschlange, der Klassenerste mit Köpfchen, sprach als erster die dumpfe Ahnung aus:
    „Da steckt nur dieser Sepp dahinter!“
    „Klar wie Kloßbrühe! Kein anderer als dieser Feigling kann so gemein sein!“
    Diese Worte hatte der dicke Willem erbost ausgestoßen. Doch plötzlich hielt er inne, kratzte sich verlegen hinterm Ohr und druckste:
    „Wie-wieso eigentlich...?“
    „Mann, weil er sich dafür rächen wollte, daß er nicht mit uns spielen darf“, erklärte Brillenschlange. Der dicke Willem nickte.
    „Klar wie Kloßbrühe! Das habe ich gleich gemerkt, als sein Alter uns weggejagt hat. Und ich glaub’, der falsche Hund hat sogar hinterm Fenster gestanden. So ein gemeiner Schuft!“
    „Dem mußt du unbedingt auch noch das andere Auge blau hauen, Willem“, stachelte Männe seinen Häuptling auf.
    „Ja, der soll sich nur nicht erwischen lassen — dann gibt’s aber für zwei Pfennige Hau-mich-blau! Und nicht zu knapp!“
    Grimmig fletschte der dicke Willem die Zähne. Flöhchen meldete sich zu Wort:
    „Fußball spielen auf dem Hof ist nicht verboten.“
    „Nä“, stimmte ihm Männe zu, „die können einem doch nicht alles verbieten.“
    „Ich habe neulich mal die Hausordnung durchgelesen, die unten in jedem Hausflur hängt.“
    „Und?“ fragte der dicke Willem gespannt seinen Freund Flöhchen. „Steht was drauf von Fußball spielen — oder nicht?“
    „Kein Wort! Aller mögliche Quatsch ist da verboten — aber Fußballspielen nicht.“
    „Ich hab’s ja gleich gesagt — der Hausmeister kann uns mal!“ rief der dicke Willem siegessicher. „Was nicht verboten ist, kann er auch nicht verbieten. Jetzt weichen wir erst recht nicht.“
    Männe bestärkte ihn darin. „Wir lassen uns doch nicht behandeln wie kleine Kinder.“
    „Los, Jungs, zurück zum Garagenhof!“ befahl der dicke Willem. „Wir spielen weiter beim Stand von 2:1 für meine Partei!“
    Die Mienen, eben noch finster und mürrisch, hellten sich auf. Eine wilde Kampfentschlossenheit spiegelte sich darin. Trotz um jeden Preis!
    Während die Wölfe geschlossen über die baumbestandene Rasenfläche zwischen den vier Wohnblöcken zum Garagenhof stapften, gewillt, ihr Recht gegen alle und alles zu verteidigen, verließ Sepp durch die Haustür die elterliche Wohnung und trat auf die Straße hinaus, die Willem und seine Wölfe gerade erst verlassen hatten. So bemerkte keiner den anderen.
    Sepp trabte die Straße entlang bis zum Ende, bog um die Ecke, dann um eine zweite und verschwand schließlich in einem Bäckerladen, wo er für seine Mutter ein Brot kaufte.

    Währenddessen nahmen die dreizehn Jungen im Garagenhof ihr Fußballspiel wieder beim gleichen Stand auf, bei dem sie vorhin gewaltsam unterbrochen worden waren, mit demselben Hurra und Trara.
    Zur gleichen Zeit half Herr Dallmayer seiner Frau die Vorhänge im Schlafzimmer aufzuhängen, das zur Straße lag. Gerade als er auf der obersten Stufe der Treppenleiter stand und mit den verzwickten Vorhangröllchen seine liebe Not hatte, klirrte es gegenüber im Wohnzimmer, als sei ein Elefant in einen Porzellanladen eingebrochen. Herr Dallmayer ließ Röllchen Röllchen sein, kletterte affengeschwind die Leiter hinab und stürzte ins Wohnzimmer hinter seiner Frau her.
    Die bange Ahnung wurde zur Wirklichkeit, als sie die Bescherung erblickten: In der rechten Fensterscheibe klaffte ein großes Loch, nur am oberen Rahmen hingen noch ein paar längliche Glassplitter wie Eiszapfen an der Dachrinne.
    In eins-zwei-drei war Herr Dallmayer am Fenster und steckte den Kopf durchs Loch, um die Übeltäter zu erwischen — wenigstens mit den Augen. Aber alles, was er mit seinem Blick noch erhaschte, waren links ein Paar Hacken, die zu einem Jungen gehörten — rechts ein geflickter Hosenboden — dort hinten eine fliegende Löwenmähne — und weiter drüben ein flatternder
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