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Sepp und seine Bande

Sepp und seine Bande

Titel: Sepp und seine Bande
Autoren: Helmut Höfling
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hatte.
    „Mitspielen willste?“ fragte der dicke Willem und stemmte seine Ringerarme in die Hüfte.
    Er ärgerte sich, daß Sepp Zeuge dieser verpaßten Torgelegenheit geworden war. Denn daß es eine faustdicke Möglichkeit zum Ausgleich gewesen war, daran gab es nichts zu rütteln. Ganz allein hatte der dicke Willem vor dem Tor gestanden — und trotzdem hatte er danebengeschossen. So eine Schande!
    Um seinen Groll zu vertuschen, wandte sich der dicke Willem an seine Wölfe und spottete:
    „Habt ihr das gehört, Jungs? Unser Baby mit dem Sepplhöschen will mitspielen!“
    Hohngelächter war die Antwort.
    „Aber bei der einen Partei ist doch einer zu wenig“, beharrte Sepp.
    „Und wenn du dabei bist, ist einer zuviel da“, schlug der dicke Willem zurück. „Und außerdem: Fußball spielen ist schon gar nichts für Kranke und Krüppel.“
    „Was heißt das?“
    Mit ausgestrecktem Arm deutete der dicke Willem auf Sepps blau angelaufenes Auge und höhnte:
    „Mit dem Matschauge siehst du doch den Ball nicht, und wenn du noch einen Schuß aufs andere Auge kriegst, dann bist du blind wie ein Huhn.“
    „Ein blindes Huhn findet manchmal auch ein Korn!“ gab Flöhchen drauf.
    „Aber keinen Fußball!“ fügte Männe hinzu.
    „Tja, und ein blindes Huhn, das Fußball spielt — das hat bis heute auch noch niemand gesehen!“
    Das Spottgelächter ließ Sepp über sich ergehen wie ein unvermeidbares Gewitter. Schweigend machte er kehrt und zog sich wieder in sein Zimmer zurück — diesmal nicht so eilig, wie er es verlassen hatte.
    Wie hatte er nur so töricht sein und glauben können, der dicke Willem ließe ihn mitspielen!
    Brummig und unzufrieden mit sich selbst warf er sich auf den Stuhl vor seinem kleinen Schreibtisch und schrieb weiter drauflos:
    „Ich darf meinem Mitschüler keine Reißbrettstifte auf den Sitz legen.“
    „Ich darf meinem Mitschüler keine Reißbrettstifte auf den Sitz legen.“
    „Ich darf meinem Mitschüler keine Reißbrettstifte auf den Sitz legen.“
    Zum einunddreißigstenmal...
    Zum zweiunddreißigstenmal...
    Zum dreiunddreißigstenmal...
    Dann packte ihn die Wut. Er warf den Füller hin, daß die Tinte auf das eben erst begonnene Blatt spritzte, rammte das offene Fenster zu, da ihm das frohe Geschrei der Jungen auf die Nerven fiel, und stürzte sich dann wieder über die Strafarbeit — noch mißmutiger als zuvor: Das verkleckste Blatt konnte er nicht mehr benutzen. Er zerknüllte es, feuerte es in den Papierkorb und begann auf einem sauberen Blatt erneut zum einunddreißigstenmal zu schreiben:
    „Ich darf meinem Mitschüler keine Reißbrettstifte auf den Sitz legen.“



Ein Schuß durch die Scheibe hat Folgen

    Bei Hausmeister Dallmayer schellte es Sturm — und hinein wirbelte Fräulein Schulte wie ein dürres Blatt im Herbstwind.
    „Also das — das — das geht einfach nicht, Herr Dallmayer!“ haspelte sie erregt die Worte herunter und schnappte dabei nach Luft wie ein Frosch nach Fliegen. „Ich — ich werde mich beschweren — jawohl, beschweren, Herr Dallmayer! So geht das nicht mehr weiter! Nein, da kann man ja verrückt werden! Und wenn Sie jetzt sofort nichts dagegen unternehmen, dann — dann beschwere ich mich — jawohl, dann…“
    „Aber worüber wollen Sie sich denn beschweren?“ unterbrach der Hausmeister ihren Wortschwall. „Was ist denn los, bittschön?“
    Drei Sekunden lang stand das ältliche Fräulein da, steif und starr wie eine Salzsäule. Dann erwachte sie wieder zu neuem Leben, und ein weiterer Sturzbach von Worten sprudelte aus ihrem Mund.
    „Worüber ich mich beschwere, wollen Sie wissen? Was los ist? Ja, aber lieber Mann, hören Sie das denn nicht selbst? Seit einer geschlagenen Viertelstunde höre ich nichts anderes mehr — und das, obwohl ich anfangs noch fest geschlafen habe! Und außerdem wohne ich im vierten Stockwerk, und Sie hier unten sind unmittelbar mit der Nase dran und fragen mich noch, was denn los sei! Sogar mein Purzel...“
    „Wer?“
    „Na, mein Dackel, der ist schon zweimal prämiert und...“
    „Ist was mit Ihrem Hund nicht in Ordnung?“ fiel Herr Dallmayer ihr ins Wort. „Vielleicht krank?“
    „Ja, krank kann man davon werden! Das arme Tierchen bellt in einem fort, und ich...“
    „Aber weshalb denn, meine Dame?“ fiel der Hausmeister erneut ein, da er merkte, wie Fräulein Schulte tief Luft holte, um einen weiteren Sturzbach von Beschwerden loszulassen. „Bittschön!“
    „Sie — Sie wissen es also wirklich,
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