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Sepp und seine Bande

Sepp und seine Bande

Titel: Sepp und seine Bande
Autoren: Helmut Höfling
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Umkleideraum. Auf einem rechteckigen Kuchenblech, das frisch aus dem Backofen gezogen zu sein schien, trug er zwei knusprig-braune Streuselkuchen, die er die ganze Zeit über in der Wohnung des Platzwarts versteckt gehalten hatte.
    „So, Buben, den hat euch meine Frau gebacken“, verkündete er heiter. „Für die siegreiche Elf und besonders für die Lausbuben, die neulich so freundlich waren, uns drei Torten zu bescheren. Eine Einladung ist die andere wert, und niemand soll behaupten können, Hausmeister Dallmayer ließe sich Torten schenken, ohne dafür zu bezahlen.“
    Wie hungrige Wölfe fielen die Jungen über die Streuselkuchen her. Herr Dallmayer konnte gar nicht so schnell schneiden, wie sie futterten. Mit vollem Mund und mit Butterstreuseln auf der Nasenspitze und bis an die Ohren grunzte der dicke Willem seinem neuen Freund Sepp zu:
    „Junge, Junge, dein Alter ist ’ne Wucht!“
    Dazu ballte er die Faust und ließ die Muskeln spielen, um anzudeuten, wie wuchtig diese Wucht war.
    Um die Freude vollkommen zu machen, tauchte jetzt auch noch Studienrat Dr. Pöttgen im Umkleideraum auf. Er winkte mit beiden Armen und rief über das lebhafte Geschnatter und Gelächter hinweg: „Einen Augenblick mal herhören, Jungs!“
    Der Lärm ebbte ab, und alle schauten erwartungsvoll den Klassenlehrer an, der nun erklärte:
    „Ich habe noch gestern sämtliche Englischarbeiten nachgesehen. Die beste Klassenarbeit hat geschrieben — na, wer wohl?“
    „Brillenschlange!“ rief Flöhchen.
    „Nein, diesmal nicht, sondern...“
    „Sepp!“ schrie der dicke Willem.
    „Ja, Sepp Dallmayer!“ bestätigte Dr. Pöttgen. „Fehlerlos!“
    Ein Raunen der Anerkennung ging durch den Raum, und der dicke Willem steckte Sepp seine gesunde rechte Pfote hin, was gar nicht so einfach war, denn erst mußte er einen langen Streifen Streuselkuchen — schon seinen dritten — in den Mund schieben, um die Hand überhaupt frei zu haben.
    „Gratuliere, Sepp! Daß ich nicht die beste Arbeit geschrieben habe, ist klar wie Kloßbrühe. Ich hänge bestimmt wieder ganz hinten am Schwanz.“
    „Irrtum, Willem!“ widersprach der Lehrer.
    „Dann todsicher die zweitschlechteste!“
    „Nein, ich habe lange überlegt, ob ich dir eine Zwei oder eine Drei geben soll.“
    Schlagartig war es so mucksmäuschenstill im Umkleideraum, daß man die Wespe an der Fensterscheibe summen hörte.
    Der dicke Willem würgte den Bissen, den er noch im Mund hatte, unzerkaut hinunter und stammelte ungläubig: „Ha-haben Sie gerade Zwei oder Drei gesagt, Herr Doktor?“
    „Ja.“
    „Ich — ich meine, Sie haben sich nicht versprochen?“
    „Nein, du hast schon richtig verstanden, Willem. Und nachdem ich lange genug überlegt hatte und zu der Überzeugung gelangt war, daß du von deinem Nebenmann nicht abgeschrieben hattest — da habe ich deine Arbeit mit einer Zwei bewertet. Damit ist deine Versetzung sicher!“
    Hätte es jetzt plötzlich mitten im Juli geschneit und wäre der Weihnachtsmann mit wallendem weißem Bart vom Himmel geschwebt — der dicke Willem hätte nicht erstaunter sein können! Er stand da, als könne er nicht bis drei zählen.
    Studienrat Dr. Pöttgen lächelte ihn an.
    „Nanu, Willem, du scheinst dich ja kein bißchen zu freuen? Möchtest du lieber Sitzenbleiben?“
    Erst jetzt kam der dicke Willem wieder zu sich und schrie erregt:
    „Nein, nein, bloß nicht, Herr Doktor!“ Verständnisvoll nickte Dr. Pöttgen und fragte:
    „Sag mal, Junge, wie hast du das eigentlich gemacht? Ich meine, ich hätte dir niemals zugetraut, daß du die Englischarbeit so gut hinkriegen würdest.“
    „Ich auch nicht, Herr Doktor, daran ist nur dieser Sepp schuld!“
    „Nanu“, meinte Dr. Pöttgen stirnrunzelnd, „hast du doch abgeschrieben?“
    „Kein Wort, Herr Doktor, ehrlich! Aber als ich krank war, hat Sepp mit mir toller gepaukt als ein Dutzend Pauker zusammen! Überhaupt ist Sepp ein Pfundskerl, und ich bin an allem schuld. Ich meine die Schlägereien und die Sache mit den Reißnägeln und der Strafarbeit und all den anderen Kram.“
    „Mach halblang, Willem“, rief Sepp dazwischen. „Davon geht eine Hälfte glatt auf mein Konto!“
    „Ja“, antwortete Willem, „aber ich will nicht, daß Herr Dr. Pöttgen schlecht von dir denkt, Sepp.“
    „Keine Sorge, Willem“, erklärte der Lehrer. „In der letzten Zeit hatte ich genügend Gelegenheit, meinen ersten falschen Eindruck gründlich zu berichtigen.“
    Nun schaltete sich auch Herr
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