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Titel: Selection
Autoren: Kiera Cass
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hoffe, Sie glauben mir, wenn ich Ihnen sage, dass ich nur Ihr Bestes will. Ich möchte Ihnen nicht unnötig Hoffnung machen und dabei Ihr Leben aufs Spiel setzen. Wenn mich jemand von den nun ausscheidenden Damen sprechen möchte: Ich halte mich in der Bibliothek auf, und Sie können mich dort aufsuchen, sobald Sie Ihr Frühstück beendet haben.«
    Er ging schnellen Schrittes hinaus. Ich sah ihm nach, und als er an den Wachen vorbeikam, blieb mein Blick an Aspen hängen. Er sah verwirrt aus, und ich wusste auch, warum. Ich hatte ihm gesagt, dass ich Maxon nicht liebte, weshalb er wohl angenommen hatte, dass ich dem Prinzen auch wenig bedeutete. Weshalb war ich dann so angespannt? Und weshalb hatte Maxon mich in die Elitegruppe aufgenommen?
    Schon in der nächsten Sekunde liefen Emmica und Tuesday Maxon nach. Sie wollten vermutlich eine Erklärung hören. Einige Mädchen waren völlig verstört und weinten, und wir Verbleibenden versuchten sie zu trösten.
    Was uns aber nicht sonderlich gut gelang; Tiny schlug meine Hände weg und rannte hinaus. Ich hoffte inständig, dass sie mich künftig nicht hassen würde.
    Die Frühstücksrunde löste sich schnell auf, weil allen der Appetit vergangen war. Ich ertrug die Situation auch nicht länger und ging zur Tür. Als ich an Aspen vorbeikam, flüsterte er: »Heute Abend.« Ich nickte kaum merklich.

    Der Rest des Vormittags war seltsam. Alle Mädchen ließen ihre Zimmertüren offen, besuchten sich gegenseitig, tauschten Adressen aus. Wir lachten und weinten zusammen, und die Stimmung war ernst und dramatisch.
    In meinem Teil des Gangs wohnte nun niemand mehr außer mir, und schon am Nachmittag hörte ich keine Türen mehr klappen, keine Zofen mehr durch die Flure eilen. Ich saß an meinem Tisch und las, während meine Zofen im Zimmer abstaubten. Die Stille war bedrückend, und ich sehnte mich auf einmal ganz besonders nach meiner Familie.
    Plötzlich klopfte es an der Tür. Anne schaute mich fragend an, und ich nickte.
    Maxon kam herein, und ich sprang auf.
    »Meine Damen«, sagte der Prinz und schaute meine Zofen an. »Nett, Sie wiederzusehen.«
    Die drei knicksten und kicherten. Er nickte ihnen zu und blickte dann zu mir. Erst jetzt spürte ich, wie viel es mir bedeutete, dass er hier war, und ich blieb etwas unsicher neben meinem Tisch stehen.
    »Die Damen mögen mir verzeihen, aber ich muss mit Lady America sprechen. Würden Sie uns bitte alleine lassen?«
    Nach weiterem Kichern und Knicksen fragte Anne ehrfürchtig, ob sie dem Prinzen etwas bringen könne. Er lehnte dankend ab, und die drei gingen hinaus. Maxon blieb an der Tür stehen, die Hände in den Hosentaschen, und wir schwiegen eine Weile.
    »Ich hatte befürchtet, dass Sie mich wegschicken«, sagte ich schließlich.
    »Aber warum denn?«, fragte er, sichtlich erstaunt.
    »Weil wir uns gestritten haben. Weil alles zwischen uns seltsam und unklar ist. Weil?…« Weil es mir vorkommt, als würde ich Sie betrügen, obwohl Sie sich mit fünf anderen Mädchen treffen , dachte ich.
    Maxon ging langsam auf mich zu, und als er bei mir war, nahm er meine Hände und sprach.
    »Zuallererst möchte ich mich entschuldigen. Ich hätte Sie nicht anschreien sollen.« Sein Tonfall klang aufrichtig. »Aber mein Vater und einige Berater setzen mich bereits unter Druck, und ich möchte meine Entscheidung dennoch selbstständig treffen können. Es hat mich einfach frustriert, schon wieder in einer Situation zu sein, in der meine Meinung nicht ernst genommen wird.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte ich.
    »Nun, Sie sehen doch, wer übrig geblieben ist. Marlee ist eine Favoritin des Volkes, weshalb man sie nicht übergehen darf. Celeste ist eine kraftvolle junge Frau aus einer sehr angesehenen Familie, die uns zugutekommen könnte. Natalie und Kriss sind charmante liebenswürdige Mädchen, die von einigen Mitgliedern meiner Familie sehr geschätzt werden. Elise wiederum hat Beziehungen zu New Asia, und da wir diesen elenden Krieg endlich beenden wollen, muss man auch diese strategische Verbindung in Betracht ziehen. Ich musste mich bei meiner Auswahl in jeder Hinsicht nach den Belangen der anderen richten.«
    Für meine Anwesenheit gab er keine Erklärung ab, und ich wagte es kaum, danach zu fragen. Ich war politisch nutzlos für ihn, und wir waren offiziell nur gut befreundet. Aber ich musste mehr wissen, um meine eigene Entscheidung treffen zu können. Ich blickte nach unten, als ich die Frage stellte.
    »Und wieso bin ich noch
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