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Selection

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Titel: Selection
Autoren: Kiera Cass
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erneuten Angriff. Doch ein einziges Wort zerstreute meine Befürchtung.
    »Mer?«
    Ich lag mit dem Rücken zu Aspen und musste mich einen Moment lang fassen, bevor ich mich ihm zuwandte. Wir hatten einiges zu klären, und ich hoffte, beherzt genug dafür zu sein.
    Als ich mich umdrehte und in Aspens grüne Augen schaute, wusste ich, dass die Aussprache mir nicht leichtfallen würde. Dann merkte ich, dass die Zimmertür offen stand.
    »Bist du verrückt geworden, Aspen?«, flüsterte ich. »Mach die Tür zu!«
    »Nein, das ist Absicht. Wenn die Tür offen ist, kann ich sagen, ich hätte ein Geräusch gehört und nach dir geschaut. Das ist meine Pflicht. So kann keiner Verdacht schöpfen.«
    Die Idee war gut. Manchmal bewahrt man ein Geheimnis am besten, indem man es sichtbar macht.
    Ich nickte. »Leuchtet ein.«
    Um noch klarer zu zeigen, dass wir nichts zu verbergen hatten, schaltete ich die Nachttischlampe an. Dabei sah ich, dass es kurz nach drei Uhr morgens war.
    Aspen schien sich über etwas zu freuen. Sein Lächeln war so strahlend wie früher, wenn er mich im Baumhaus empfing.
    »Du hast es noch«, sagte er.
    »Was?«
    Aspen deutete auf das Glas mit dem einsamen Penny, das auf meinem Nachttisch stand.
    »Ja«, sagte ich. »Ich konnte mich nicht davon trennen.«
    Er schaute mich an, und in seinen Augen lag ein hoffnungsvoller Blick. Dann sah er zur Tür, um sich zu vergewissern, dass wirklich niemand in der Nähe war, und beugte sich rasch über mich, um mich zu küssen.
    »Nein«, sagte ich ruhig und wich ihm aus. »Das geht nicht.«
    Aspens Lächeln erstarb. »Komm schon, Mer. Ich bin es doch.« Als er sich mir erneut näherte, legte ich ihm die Hand auf die Brust, um ihn aufzuhalten.
    »Ich habe Nein gesagt, und ich meine Nein. Das hätte ich schon beim ersten Mal tun sollen, aber du hast mich überrumpelt, und außerdem war ich völlig durcheinander.« Ich setzte mich auf und verschränkte die Arme vor der Brust, um mich zu schützen.
    »So hast du aber nicht gewirkt«, meinte er leichthin und setzte sich auf den Bettrand. »Du schienst dich sehr zu freuen, dass ich da war.«
    Ich seufzte. »Also, erstens, Aspen: Wir wissen beide, was passiert, wenn wir erwischt werden. Ich weiß nicht, wie du darüber denkst, aber ich lebe gerne. Zweitens: Ich bin nicht mehr deine Freundin, hast du das vergessen? Du hast mir den Laufpass gegeben. Du kannst nicht einfach mitten in der Nacht auftauchen und mich küssen, weil du grade Lust darauf hast. Ich bin nicht … verfügbar.« Ich hatte mich in Rage geredet, aber Aspen schien sich noch mehr aufzuregen als ich.
    »Nicht verfügbar?«, fragte er anklagend. »Du hast mich also angelogen? Du liebst Maxon doch?«
    »Nein, ich habe nicht gelogen. Maxon und ich sind gut befreundet. Ob da mehr ist, weiß ich noch nicht. Und er weiß übrigens auch, dass ich es noch nicht weiß.« Ich blickte nach unten und zupfte an meiner Decke herum.
    Zu meiner Überraschung lachte Aspen. »Also hockt ihr beiden bloß zusammen und redet über eure Gefühle, oder wie?«
    Die Bemerkung ärgerte mich. »Nein, aber er hat sich Zeit genommen, um mich kennenzulernen. Er stellt mir Fragen, und er ist aufrichtig mit mir. Maxon weiß alles über dich.«
    »Alles? Dass wir zusammen waren? Dass ich hier nachts bei dir war?« Er klang zweifelnd.
    »Nein.« Ich zwirbelte an einem Zipfel der Decke. »Er weiß nicht, dass wir uns geküsst haben. Er weiß nicht einmal, dass du derjenige welcher bist. Ich habe ihm deinen Namen nicht gesagt.«
    »Wen willst du denn schützen? Mich oder dich selbst?«, fragte er.
    Auch das wusste ich nicht: Ich wusste nicht, ob ich Aspen schützen wollte oder nur Angst hatte, dass Maxon mir nicht verzeihen würde. Wenn wir nun wirklich gut zusammenpassten und ich verdarb alles, weil ich zu einem anderen nicht Nein sagen konnte?
    Ich funkelte Aspen ärgerlich an. »Soll ich dir mal was sagen? Falls du um mich kämpfen willst, erreichst du so bestimmt nichts.«
    Er verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf. »Ich weiß. Tut mir leid. Ich bin nur nicht begeistert darüber, wie sich das alles entwickelt.«
    Das regte mich nun erst recht auf. »Es war deine Idee!«, sagte ich laut.
    »Schsch.« Aspen ging zur Tür, um nachzuschauen, ob jemand in der Nähe war. Ich fand die Situation auch mit offener Tür viel zu gefährlich. Künftig würde ich dafür sorgen, dass so etwas nicht wieder vorkam.
    Aspen kam zurück. Diesmal blieb er jedoch vor meinem Bett stehen.
    »America, ich
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