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Sekunde der Wahrheit

Titel: Sekunde der Wahrheit
Autoren: Hayes Joseph
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acht.«
    »Dann hatte ich meine kleine Auseinandersetzung mit meinem Bruder umsonst.« Doch dann änderte er die Meinung. »Nein, wahrscheinlich nicht. Und sie mußte kommen, früher oder später.« Nach einer Pause: »Sie wußten also über Pepe Bescheid?«
    »Nur zum Teil, Clay. So geht es uns allen. Wir wissen immer nur Bruchstücke, was?«
    »Oder noch weniger. Na, nehmen Sie das.« Er reichte Andrew einen Umschlag. »Machen Sie ihn nach dem Derby auf. Oder wenn es Ihnen Spaß macht. Es ist eine kleine Erklärung. Na, alles Gute, Andrew.«
    »Auf Wiedersehen. Ich wünschte, wir … Es ist eine Schande, daß …«
    »Ganz meine Meinung«, stimmte Clay zu. »Ich wünschte, wir hätten einen besseren Ausgangspunkt für unsere Freundschaft gehabt. Und es ist eine verdammte Schande, daß wir jetzt nicht mehr Zeit dafür haben.«
    »Noch etwas, Clay …«
    »Wenn es sich um Lord Randolph handelt …«
    »Ich fürchte, ich weiß jetzt, wer dafür verantwortlich gewesen ist …«
    »Ich auch, Andrew.«
    »Geben Sie mir trotzdem die Hand und vergessen Sie die ganze Geschichte?«
    »Das habe ich schon getan.«
    »Alles Gute für heute nachmittag. Ich würde fast sagen, daß ich Ihnen den Sieg wünsche.«
    »Starbright ist ein feines Pferd.«
    »Ich zittere, wenn ich daran denke, wie Kimberley es aufnehmen wird, wenn er nicht gewinnt.«
    Clay ersparte sich die Worte, daß ihm das leid tue oder daß das Andrews Problem sei. Statt dessen sagte er: »Auch ich wünsche Ihnen viel Glück.« Er fügte nicht hinzu, daß seiner Meinung nach Andrew dies dringend brauchen würde.
    »Sie sollten mit Ihrem Ohr unbedingt zu einem Arzt gehen. Es sieht nicht besonders gut aus.«
    »Was soll ich dazu sagen? Sie sollten sich den anderen Burschen ansehen …«
    »Würde ich ganz gern tun. Ja, den würde ich mir gern betrachten, nachdem Sie ihn in der Mangel gehabt hatten, Clay.«
    Die Demütigungen durch Janice Wessell vergifteten Wyatts Tage und Nächte und schienen doch gleichzeitig ein krankhaftes Bedürfnis in ihm zu befriedigen.
    »Graf Wyatt, der großartige, der mächtige! Hör zu, wenn du mit mir Ball gespielt hättest, anstatt dich zum Tugendwächter der Rennclique zu machen – um den heiligen Sport vor fremden Blicken hinter die Kulissen zu schützen –, dann hätte meine Zeitung mich nicht gefeuert! Statt dessen hätte ich kündigen können, weil ich bessere Angebote gehabt hätte. Du, du, weißt du eigentlich, was du wirklich bist, Graf?« Ihr Gesicht war hässlich verzerrt, Abscheu sprach daraus. Sie rauchte mit hastigen Zügen eine Zigarette nach der anderen, leckte sich züngelnd über die Lippen, und ihre Augen blitzten vor Wut. »Du bist ein falscher Fuffziger und ein affektierter Jämmerling. Mir war jedes Mal schlecht, wenn ich deinen schwabbeligen Körper anfassen mußte, wenn du mit deinen Altmännerhänden an mir herumgefummelt hast. Ich hätte jedes Mal kotzen können. Du hältst dich für einen Lebemann, eine graue Eminenz – aber du bist ein Haufen Scheiße, ein Fettkloß, ein Widerling. Und alt, alt!«
    Wyatt hatte sich nicht bewegt.
    »Sitz nicht einfach da, sag etwas Witziges und Scharfsinniges, wenn dir etwas einfällt. Aber du brauchst nichts mehr zu sagen – ich habe alles auf dem Band. Dein blödes Gestammel und dein Gestöhne und Geächze und Gekeuche, und das werde ich nach dem Derby im Pressezimmer allen vorspielen. Phantastisch! Und hinterher nimmt niemand mehr ein Stück Brot von dir. Schau dich im Spiegel an, du großer Liebhaber. Du bist ein Walross, ein komisches, feistes Walross, und alle werden dich auslachen. Ich bin bloß froh, daß ich mit dir keine Spielchen mehr machen muß, damit du ihn hochkriegst. Selbst wenn du mal wieder dein bißchen Schwanz zeigen kannst, ist es nichts. Du bist auch da eine Null.«
    Wie lange wollte er sich das noch anhören?
    »Leb wohl, du falscher Graf – von jetzt an hoffe ich, er trocknet dir ein, du perverses Schwein!«
    Auf dem Flug nach New York stellte Brigid mit Erstaunen fest, daß sie keineswegs vor dem Fliegen Angst hatte, sondern nur die eine: daß Andrew nach allem, was mit Kimberley geschehen war, ihr nach dem Derby ein für allemal Lebwohl sagen würde. Doch er hatte anscheinend wieder einmal ihre Gedanken gelesen, denn er sagte: »Brigid, es sieht so aus, als würde ich nächsten Monat nicht nach Ascot oder zum irischen Sweepstake kommen können. Aber wenn Irish Thrall im Herbst in Paris im Arc läuft, werde ich da sein, gleichgültig was
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