Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sekunde der Wahrheit

Titel: Sekunde der Wahrheit
Autoren: Hayes Joseph
Vom Netzwerk:
klappte nach vorn zusammen, und Clay rammte ihm das Knie an den Schädel. Owen ließ den Stuhl fallen, torkelte zurück und mußte nun Clays Gegenangriff über sich ergehen lassen. Erbarmungslos setzte Clay seine Kopftreffer, wobei er jeden der harten Schläge kommentierte: »Das ist für Vincent Van. Und für Ancient Mariner. Für Molly Muldoon. Für Starbright. Und für Bernie. Und für Kimberley, was du ihr angetan hast.«
    Einen Moment hielt Clay inne, als Owen stöhnte.
    Dann kam es wieder hart und gnadenlos: »Ist er tot?«
    Owen knurrte bösartig: »Verpiß dich.« Und war mit einem wilden Satz am Kamin, schnappte die schwere Feuerzange und schwang sie wie eine Keule. Clay konnte sich gerade noch ducken.
    Christine wurde übel. Zum ersten Mal stieß sie einen Schrei aus.
    Owen hatte Clay ans Sofa getrieben, und sein Gesicht war zu einer mörderischen Maske des Hasses verzerrt.
    Was dann geschah, war für Christine so überraschend, daß sie erst einen Moment brauchte, bis sie merkte, warum Owen mit seinen Angriffen aufhörte, warum er wie eine Salzsäule dastand.
    Er schaute in die Mündung eines Revolvers, den Clay Chalmers gezogen hatte.
    Mit einer Stimme, die sie kaum wieder erkannte, sagte Owen: »Das würdest du nicht fertigbringen. Das schaffst du nicht.«
    »Wirf das Ding auf den Boden«, sagte Clay.
    Owen klang ungläubig und fassungslos: »Du … du willst mich wirklich umbringen, was?«
    »Ja, keine Frage«, sagte Clay. Dann fauchte er: »Wirf die Feuerzange auf den Boden!«
    Owen ließ sie fallen. »Du hast sie umgebracht, und jetzt willst du mich umbringen.«
    Sie? Seine Mutter. Das glaubte er wohl tatsächlich? Christine schaute ihn an und sagte nun auch etwas: »Owen … sag es ihm doch.«
    Mit schmerzverzerrtem Gesicht sank Owen auf das Sofa. Ohne auf ihn zu achten, griff Clay in sein verknautschtes, blutbeschmiertes Jackett und holte einen Umschlag heraus, den er Christine Rosser reichte. »Falls Sie noch Zweifel haben«, sagte er und schaute sie an.
    Sie öffnete den Umschlag und versuchte, das Zittern ihrer Hände zu unterdrücken. Zwei Fotos waren darin. Sie schaute sie an, erst das eine, dann das andere.
    Dann kam es ihr hoch.
    »Ich habe noch nie jemanden getötet …« sagte Owen mit gebrochener Stimme. Clay nahm die Fotos aus ihren bebenden Händen und den Umschlag. Ihr fehlten die Worte, sie konnte sich nicht rühren.
    »Mrs. Rosser«, sagte Clay Chalmers dann zu ihr, und es drang wie aus großer Ferne an ihr Ohr. »Mrs. Rosser, ich habe Ihnen nie mein Beileid zum Tod Ihres Mannes ausgesprochen. Er war als gütiger und anständiger Mann bekannt. Ein Glück für Sie und Owen, daß das Flugzeug nicht am Berg zerschellt ist.«
    Während sie versuchte, seinen Worten zu folgen, wandte er sich an Owen. »Die einzige Möglichkeit, die Fireaway hat, zu siegen, ist, wenn du ihn voll Dope pumpst.«
    Dann war Clay Chalmers verschwunden. Sie hörte, wie die Haustür ging, ein Motor gestartet wurde, und ein Auto wegfuhr.
    »Ich … ich mußte sichergehen, nicht wahr?« sagte Owen. Und als sie nickte: »Ich habe dir gesagt, was sie mit mir anstellen, wenn ich nicht bezahle.« Sie nickte wieder. »Verstehst du, Chrissie?«
    Ja. Chrissie verstand.
    Als Andrew dem Arzt, Dr. Irving Stern, die Geschichte erzählt hatte, fragte er sich, ob er auch nichts ausgelassen oder vergessen hatte. Es war alles viel komplexer und rätselhafter, als er es darstellen konnte, aber er hatte sich große Mühe gegeben, nichts Wichtiges unerwähnt zu lassen, einschließlich des Kusses, vor dem er in Gedanken noch immer zurückschreckte. Er beschrieb ihn in allen Einzelheiten, damit sich der junge Doktor ein vollständiges Bild machen konnte. Als er geendet hatte, stand er von dem Stuhl auf. Er hatte damit wenigstens versucht, einen neuen Anfang zu machen. Dr. Stern fuhr sich mit der Hand durch den braunen Schopf und nickte.
    »Es ist bisher ganz gut gelaufen, Mr. Cameron. Ich konnte Ihre Tochter überzeugen, daß ich kein Seelenklempner bin. Sie hält mich für einen Allgemein-Mediziner, den das Hotel mehr oder weniger zufällig gerufen hat. Sie hätte mir nicht gestattet, ihr ein Beruhigungsmittel zu spritzen, wenn sie die Wahrheit ahnen würde, aber im Augenblick können wir damit am besten ihren Geist zur Ruhe bringen. Ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen, daß sie ein sehr gestörtes Mädchen ist und sehr wortkarg dazu. Was sie am meisten fürchtet, ist zuzugeben, daß sie sich am Rand von so etwas wie einem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher