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Seit jenem Tag

Seit jenem Tag

Titel: Seit jenem Tag
Autoren: Eleanor Moran
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um dieses wahrhaft grauenhafte Timing zu überwinden, und alles dransetzen, um mit der Person, mit der ich den Rest meines Lebens verbringen möchte, auch wirklich zusammen zu sein.«
    Er fixiert mich mit seinem Blick, und ich erwidere ihn. Etwas an seinem Gesichtsausdruck hat sich verändert, er ist von einer Lebhaftigkeit und Präsenz, die ich so noch nicht an ihm wahrgenommen habe – und erst jetzt, als ich es sehe, wird mir klar, wie viel von ihm dauerhaft unerreichbar war.
    »Können wir nicht wenigstens irgendwohin gehen und reden?«, sagt er mit jenem freundlichen Lächeln, das mich jedes Mal besiegt.
    »Ja, aber ich zahle. Und wir gehen auch nicht chic aus. Ich hole mir nur noch ein Paar Schuhe. Jules wird vermutlich nicht überrascht sein.«
    Ist sie nicht. Ich hatte vor einer Woche mein Mobiltelefon ausgeschaltet, aber offenbar war William entschlossen, tatsächlich mit mir zu sprechen, anstatt mir weitere E-Mails zu schicken. Er nahm zu Jules bereits an ihrem zweiten Tag in New York Kontakt auf, und sie erzählte ihm wohl, wie sehr ich litt, woraufhin er befand, dass es Zeit für eine große Geste war. Das Problem ist nur, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich an große Gesten glaube. Nicht jetzt – nicht nach all den Gesprächen darüber, wie sehr das Gewöhnliche überbewertet wird. Und das sage ich ihm auch, als wir in dem winzigen chinesischen Restaurant ein paar Türen weiter Platz genommen haben.
    »Du überlegst doch nicht etwa hierzubleiben?«, erkundigt sich William und lässt seinen Blick über den Raum schweifen. Der Kellner stellt zwei Schalen heißen und sehr speziell schmeckenden Tee vor uns, und ich danke ihm lächelnd.
    »Vorstellen könnte ich es mir«, sage ich und verfolge daraufhin, wie sein Gesicht einen kläglichen Ausdruck annimmt. Ich greife nach seiner Hand, weil ich die Fassade nicht länger aufrechterhalten kann. »Nein, natürlich nicht. Ich komme in ein paar Tagen zurück.«
    Sein Gesicht strahlt vor Freude, und ich spüre einen Kloß im Hals. Es ist so wunderbar zu sehen, dass seine Gefühle sich frei entfalten können.
    »Erzähl mir bitte, was jetzt anders wäre. Denn alles, was in deinem Brief stand, ergibt einen Sinn. Das war fast das Schlimmste daran. Ich konnte dem nichts entgegensetzen und konnte dich auch nicht hassen.«
    Meine Stimme wird lauter bei diesen Worten.
    »Wolltest du mich denn hassen?«, fragt er mit traurigem Blick.
    »Nein, aber dich zu hassen wäre bei Weitem leichter gewesen, als dich zu lieben und zu wissen, dass ich nie mit dir zusammen sein kann.«
    Ich sehe ihn erschrocken an. Wie hatte mir das nur herausrutschen können? Nachdem ich all die Monate meine Worte so sorgfältig gewählt hatte, nehme ich nun kein Blatt vor den Mund.
    »Tust du das?«, will er wissen, doch ich antworte nicht. »Denn ich wäre nicht hier, wenn ich dich nicht lieben würde.«
    »Kannst du das denn sagen?«
    »Ja. Unter diesen außergewöhnlichen Umständen glaube ich, dass ich das kann. Eigentlich denke ich, dass ich es nicht nicht sagen kann. Es ist zwar nicht unbedingt bequem und angemessen, aber was ist das schon in dieser Situation.«
    »Aber wie kann sich in wenigen Wochen so viel verändert haben? Wie kannst du von mir erwarten, daran zu glauben?«
    »Ich weiß, dass es dir sehr abrupt vorkommen muss, aber …« Er wendet seinen Blick ab und sammelt sich. »Natürlich ist das alles immer noch ein gewaltiger Schock, das Überraschende daran ist allerdings, dass es das auch wieder nicht ist. Manchmal hat man eine Ahnung, die man jedoch selbst nicht wahrhaben will. In Wahrheit war es keine glückliche Ehe. Wir waren darin gefangen, wir liebten beide unsere Tochter, aber wir … das mag sich jetzt herzlos anhören, ich liebte sie schon lange nicht mehr. Aber ich kannte meine Rolle und wich nicht davon ab. Ich wünsche von ganzem Herzen, sie hätte mir von ihrer Krankheit erzählt und sich helfen lassen, und ich weiß, dass dies zu den Dingen gehört, die am schwersten zu verkraften sind. Aber du hattest recht, als du sagtest, manchmal sei es besser, sich einzugestehen, dass eine Ehe kaputt ist, und man nicht weitermacht.«
    »Du meinst also, du hättest dich von ihr scheiden lassen sollen?«
    Er zuckt die Achseln.
    »Ich hätte Madeline nicht aufgeben wollen. Und ich wäre sehr besorgt gewesen, sie allein in ihrer Obhut zu wissen. Sie konnte unheimlich viel Spaß mit ihr haben, aber dann schien sie ihr plötzlich fast gleichgültig zu sein.« Das verleiht den Zeilen,
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