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Seit jenem Tag

Seit jenem Tag

Titel: Seit jenem Tag
Autoren: Eleanor Moran
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Vor allem Du – die Du so lebendig, so liebevoll, auf so unverkrampfte Weise lustig bist (in diesen vergangenen paar Wochen lachen zu können, war die beste Medizin, die ich mir hatte wünschen können) – hast mehr verdient als das. Und ich bin mir sicher, dass du es finden wirst. Wie auch nicht? Wie kann ein Mann, der Dir begegnet, weiterhin Herr seiner Sinne bleiben? Bitte lass Dich von dem noch verbliebenen Schmerz, der mich umgibt, nicht abhalten, und interpretiere bitte mein Verhalten nicht als Zurückweisung: Es ist das genaue Gegenteil. Und deshalb war es auch richtig und angemessen, dass Du Dich befreit hast – meine heimtückische Feigheit hätte mich womöglich auf unbestimmte Zeit von diesem Schritt abgehalten, und dennoch hätte ich mit Dir nicht leben können in dem Wissen, dass mein Beitrag zu dieser Beziehung völlig unangemessen war und ich Dich damit von einer unbelasteten Bindung abhielt, wie Du sie verdienst.
    Auch wenn Du womöglich das Gegenteil annimmst, bin ich Dir wirklich sehr dankbar, herausgefunden zu haben, was tatsächlich geschah. Dein klarer Blick auf Sallys Charakter hat es Dir erlaubt, das Gewebe aus Lügen und Geheimnissen zu durchtrennen, das ihren Tod verschleiert hat. Nachdem ich monatelang im Trüben gefischt habe, machte ich einen langen Spaziergang durch die Stadt und traf ein paar eindeutige Entscheidungen. Erstens textete ich unserem Freund Richie, bat ihn, sich mit mir zu treffen, und verpasste ihm einen befreienden Kinnhaken. Das war zutiefst befriedigend, und mir gefällt der Gedanke, dass Du stolz auf mich gewesen wärst! Mara musste er erzählen, er sei überfallen worden, aber ich denke, ihre Beziehung verträgt auch noch eine weitere Lüge. Auf keinen Fall habe ich vor, mich weiter einzumischen: Wenn ich eins in diesen letzten paar Monaten, vielleicht aber auch Jahren gelernt habe, dann, dass jede Beziehung einzigartig ist und keiner außer den beiden daran Beteiligten sie wahrhaft beurteilen oder begreifen kann.
    Apropos, als Nächstes habe ich die Anhörung abgesagt. Ich las alles, las es immer und immer wieder, und bekam dabei mehr denn je die Gewissheit, dass sie nicht sterben wollte, aber gleichzeitig wollte ich auch ihre fragile Geistesverfassung nicht vor die Öffentlichkeit ziehen. Ich frage mich sogar, warum ich es überhaupt so weit habe kommen lassen: vielleicht, weil dadurch ein Zerrbild der Fragen aufgeworfen wurde, die mich quälten. Ich danke Dir, dass Du mich von diesen befreit hast: So schmerzhaft die Wahrheit auch ist, es ist wenigstens die Wahrheit. Nachdem die Versicherungsgesellschaft nun die Schnüffler zurückgepfiffen hat, bin ich voller Hoffnung, dass die Polizei sich damit zufriedengibt, an ihrem ursprünglichen Urteil festzuhalten, dass es ein Unfalltod war.
    Ich hoffe sehr, dass es uns mit der Zeit gelingt, Teil vom Leben des anderen zu werden. Meinen Entschluss, Dich zu Madelines Patin zu machen, traf ich nicht leichtfertig oder aus falscher Sentimentalität Deiner komplizierten Beziehung zu Sally wegen. Ich kann mir niemanden vorstellen, der ihr ein besseres Vorbild wäre.
    In Liebe und unendlicher Dankbarkeit
    William
    Ich knülle das Blatt wieder zusammen und lasse mich mit tränennassen Wangen in Jules’ willkommene Umarmung sinken.
    »Es kann nur leichter werden, Livvy.«
    »Ich bereue es nicht.«
    »Wirklich nicht?«
    »Wie könnte ich es bereuen, mich ihm hingegeben und mit ihm eine so tolle Zeit gehabt zu haben? Wie oft begegnet man im Leben denn einem Menschen, den man liebt?«
    »Und James ist es definitiv nicht?«
    Ich deute auf mein von Rotz und Tränen verschmiertes Gesicht.
    »Sieh mich an. Alles, was William über mich und ihn gesagt hat, trifft andersherum auch auf James und mich zu. Er verdient jemanden, der sich nicht vorstellen kann, mit jemand anderem zusammen zu sein. Und selbst wenn ich ihn täuschen wollte – er kennt mich einfach zu gut.«
    »Und wenn dir William nun nie begegnet wäre?«
    »Aber das ist nun mal nicht der Fall, oder? Er ist mir begegnet. Und ich bin mir nicht sicher, ob James in diesem Fall jemals auf diese Weise an mich gedacht hätte. Ich kenne ihn und bin mir sicher, dass da auch ein wenig Konkurrenzdenken mit im Spiel war. Und zudem wurde ich weniger rührselig und hörte auf, wie eine Gehirnamputierte hinter ihm herzulaufen.«
    Jules drückt mich lachend an sich.
    »Dann kannst du also wirklich nicht zurück zu ihm in die Wohnung?«
    »Auf keinen Fall. Wir müssen unsere Beziehung neu
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