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Sein mit Leib und Seele - Band 06

Sein mit Leib und Seele - Band 06

Titel: Sein mit Leib und Seele - Band 06
Autoren: Olivia Dean
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offenbar unglücklich. Er ist im kaufmännischen Bereich tätig. Und verkauft Lebensversicherungen. Sie spricht nicht viel über ihn.
    „Und du?“
    „Da ist keiner ... oder naja, ich bin mir nicht ganz sicher.“
    Ich kriege eine SMS, die meine Erklärungsversuche unterbricht.
    „Es war mir ein Vergnügen.“
    Sie ist von Charles. Er antwortet auf meine SMS von heute Morgen. Ich hatte mich für die Blumen bedankt, die er mir nicht geschickt hatte. Plötzlich frage ich mich, wofür er dachte, dass ich mich bedankt habe? Für den Sex? Ich habe mich wieder einmal lächerlich gemacht ... Ich antworte ihm sofort.
    „Kommen Sie bald zurück?“

„Fehle ich Ihnen?“

„Überhaupt nicht. Ich bin nur neugierig.“

„Das ist ein schlimmer Charakterfehler.“
    Nur von diesem SMS-Austausch steigt mir die Hitze in meine Wangen. Und in meinen Bauch. Wann wird er wiederkommen?
    Glücklicherweise habe ich einen Job, der mich etwas ablenken wird. Die Datenbank der Agentur ist zum Glück sehr gut. Blitzschnell finde ich neue Objekte für meine Kunden. Nach ein paar Telefonaten, um die Termine zu vereinbaren, kann ich schon nach Hause gehen.
    Es ist mild draußen, der Anfang des Sommers, daher beschließe ich, zu Fuß zu gehen. Zu dieser Jahreszeit sind die Straßen nicht allzu belebt, was der Gegend etwas Trostloses verleiht. Im August, wenn die Sonne scheint und der Wind verschwunden ist, müssen diese schmucklosen Avenuen etwas Postapokalyptisches an sich haben. Auf dem Weg begegne ich drei älteren Damen, die eine geöffnete Konditorei suchen, und einer Touristengruppe, die ich meine, schon einmal gesehen zu haben. Sie haben zweifelsohne nicht begriffen, wie die Metro funktioniert.
Ich hätte mich nicht über die alten Damen lustig machen sollen. Meine Schränke sind leer, ich habe nichts mehr zu essen da. Ich beschließe, mich ihrer verzweifelten Suche anzuschließen, als mein Handy klingelt. Charles. Schon.
    „Geht es dir gut?“
    „Ich habe einen unglaublichen Tag hinter mir!“
    „Hast du etwa einen Wadenbildhauer kennengelernt?“
    „Was?“
    „Ach nein, das war ja ich, entschuldige bitte.“
    „Echt jetzt?“
    „Ja, das stimmt, aber ich wollte dich vor allem lachen hören. Ich wollte nicht mehr über diesen Künstler erfahren. Also, wie war dein unglaublicher Tag?“
    Ich erzähle ihm in allen Einzelheiten von meinem Rauswurf, meinem Umhergeirre in der Cafeteria und diesem unverhofften Job. Er hört aufmerksam zu. Es ist seltsam, da trennen uns Tausende von Kilometern voneinander und doch habe ich das Gefühl, als wären wir einander noch nie so nahe gewesen.
    „Das ist ja gut für dich ausgegangen. Bist du dir sicher, dass du deine wissenschaftliche Arbeit abschließen willst?“
    „Natürlich!“
    Ich habe „Natürlich!“ aus Reflex gesagt. In Wahrheit ist es lange her, dass ich mich mit meiner Diplomarbeit beschäftigt habe. Es stimmt, dass ich auf der einen Seite dieses universitäre Bild von mir liebe, wie ich in einer schwer verständlichen Arbeit von sehr beschränktem Interesse versunken bin. Auf der anderen Seite ist es lange her, dass ich nach einem Arbeitstag so zufrieden mit mir war wie heute. Ich glaube, ich mag den Menschenkontakt. Charles schätzt mich richtig ein. Aber es ist spät und ich muss losgehen, wenn ich noch ein geöffnetes Geschäft finden will. Charles muss am Telefon das Geräusch der Schlüssel gehört haben.
    „Du gehst?“
    „Ja, ich hab nichts mehr zu essen im Haus.“
    „Ich verstehe. Aber du hast doch noch immer meine Schlüssel, oder?“
    „Ja.“
    „Ich müsste noch die eine oder andere Sache zu beißen da haben, mach dir keine Umstände. In der Küche über der Kaffeemaschine ist mein Notfallschrank. Da wirst du das Nötigste finden. Und eine kalte Erfrischung habe ich auch immer im Kühlschrank.“
    „Danke!“
    „Ich muss los. Bis bald, Emma.“
    „Bald?“
    „Ja.“
    „Bis bald.“
    Das lasse ich mir nicht zweimal sagen und gehe aufgeregt wie ein Schulmädchen in die Wohnung meines Nachbarn. Ich will alles anfassen und mich auf jede Sitzgelegenheit setzen. Der Notfallschrank enthält Cracker, eine Dose Kaviar und eine mit Sardinen. Ich habe noch nie Kaviar gegessen. Ich warte besser auf seine Rückkehr, irgendetwas sagt mir, dass das nicht zu den Sachen gehört, die man mal eben auf die Schnelle hinunterschlingt, wenn man Hunger hat. Ich entscheide mich für die Sardinen, die ich mit den Crackern esse. Dabei mache ich einen Besichtigungsrundgang. Ich
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