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Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)
Autoren: Caro Ramsay
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Wimper gezuckt. Es war für beide Seiten gut. Brenda und du, ihr habt die Kinder, ihr seid aneinander gebunden. Alan und ich haben uns hin und wieder getroffen, und damit waren wir glücklich. Das sind einfach unterschiedliche Arten von Beziehungen. Ihr habt beinahe Peter verloren; ihr solltet aufpassen, nicht noch mehr zu verlieren.«
    Wieder drückte sie seine Hand, und er erwiderte den Händedruck. Und er überraschte sich selbst, als er zu weinen begann.
    Peter lag in einem Krankenhausbett und hatte es sich richtig gemütlich gemacht, wie ein kleiner zufriedener Junge, der ein großes Abenteuer hinter sich gebracht hatte und nun sicher und wohlbehalten zurückgekehrt war. Man hatte ein paar Untersuchungen durchgeführt, und er hing am Tropf, damit sein Flüssigkeitshaushalt ausgeglichen wurde. Den Arm hatte er um seinen Lieblingsdrachen geschlungen, der Daumen war gelb verbunden. Er lächelte im Schlaf. Sein Vater beneidete ihn.
    »Wir müssen reden, Bren«, sagte Anderson.
    »Tun wir doch schon!«
    Colin nahm seine Frau am Ellbogen und führte sie hinüber zum Fenster der Kinderstation. Er wollte gerade anfangen, als sie das Wort ergriff.
    »Bist du an Weihnachten zu Hause? Ich meine, wirklich da, bei uns am Tisch?«, fragte Brenda leise. Anderson konnte sie kaum verstehen.
    Er blickte aus dem Fenster des Zimmers im Yorkhill Hospital für Kinder, hinüber zum Western, wo Helena lag. Brenda schaute in die gleiche Richtung. Keiner der beiden konnte dem anderen in die Augen sehen.
    »Natürlich bin ich zu Hause«, sagte er.
    »Und was ist mit dem Rest?«
    »Mit welchem Rest?«
    »Letztes Jahr haben wir darüber geredet, dass ich nicht zurück zur Arbeit gehe. Davor waren wir uns eigentlich immer einig, dass ich wieder arbeiten sollte.«
    »Ja, ich weiß. Doch du hast deine Meinung geändert. Du wolltest zu Hause bleiben.«
    »Nein. Du hast die Chance bekommen, in Edinburgh zu arbeiten, und zwar in einem gut bezahlten Schreibtischjob mit geregelten Arbeitszeiten und freien Wochenenden. Wie ein normaler Mensch. Überstunden gab es auch, ich weiß, aber wir hatten ein Familienleben. Ich konnte nicht arbeiten, weil du jeden Tag gependelt bist. Und dann« – vor Wut wurde Brendas Stimme scharf – »schnippt DCI Alan McAlpine mit den Fingern, und ohne mich zu fragen, bist du wieder hier im Morddezernat. Du hast mich nicht einmal gefragt«, wiederholte sie.
    »Der Kruzifixkiller war der größte Fall in unserer Geschichte, und ich soll dich um Erlaubnis bitten, damit ich daran mitarbeiten darf?«
    »Na ja, das gehört eben dazu, wenn man verheiratet ist und Kinder hat.« Brenda warf einen Blick auf Peter und vergewisserte sich, dass er schlief. »Du bist nie zu Hause, um mit den Kindern nachmittags Tee zu trinken, du hast nicht einmal Peter sein Drachenkostüm besorgt. Und obendrein hast du dein eigenes Kind für eine gefährliche Rekonstruktion zur Verfügung gestellt, und sieh dir nur an, was dabei herausgekommen ist. Du verbringst mehr Zeit mit Costello und Mulholland als mit uns. Das wäre nicht so, wenn du bloß ein einfacher Hilfsarbeiter wärst, oder? Du schaltest nicht einmal dein Handy ab.«
    »Ich trage Verantwortung …«
    »Du trägst Verantwortung uns gegenüber.« Brenda war jetzt richtig in Fahrt und ließ sich nicht mehr bremsen. »Und genau das ist das Problem. Du bist mehr mit deiner Arbeit verheiratet als mit mir. Streite es gar nicht erst ab, ich weiß es ganz genau. Aber du musst dich entscheiden, was dir wichtiger ist. Und was mir richtig wehtut, ist, dass ich glaube, es wird dir nicht leichtfallen. Obwohl es das sollte.«
    Colin lächelte sie ruhig an, holte sein Handy aus der Tasche und drückte die Off-Taste. Er zeigte ihr das blaue Display, während dessen Licht ausging.

32
     
    Vik Mulholland saß da, hielt den Kopf in den Händen und wartete.
    Und wartete. Er hatte den Fehler begangen, dem einzigen Angehörigen des Personals, den er auftreiben konnte, auf die Nase zu binden, dass er Polizist war. Dementsprechend sollte er nicht die freundlichen Worte und Beileidsbezeugungen erwarten, die für Trauernde reserviert waren. Man hatte ihm lediglich gesagt, er möge Platz nehmen.
    Das war vor zwanzig Minuten gewesen.
    Er betrachtete die Plakate ihm gegenüber zum zehnten Mal. Trauerberatung, Cruse-Trauerhilfe, Samariter. Früher waren es für ihn nur Telefonnummern gewesen, auch er hatte Betroffenen die Karten überreicht. Lösungen für die Probleme anderer Leute. Jetzt trauerte er selbst um
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