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Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)
Autoren: Caro Ramsay
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stammen. Er glaubt, möglicherweise mit Ihnen verwandt zu sein.«
    Miss Cotters Kopf zitterte vor Aufregung, und sie presste sich Viks Taschentuch, nunmehr nur ein zerknülltes Stück Stoff, vors Gesicht. »Nein, nein, nein«, sagte sie immer wieder.
    Gail suchte verzweifelt mit einem Blick bei Vik Hilfe.
    Er kehrte Miss Cotter den Rücken zu. »Irvine, halten Sie das für eine gute Idee?«, flüsterte er.
    Sie nickte. »Wir haben die Sache überprüft. Es ist wirklich so.« Sie streckte die Hände aus, legte sie der alten Frau ans Gesicht und versuchte, das Zittern zu stoppen. »Miss Cotter, dieser Junge sagt, sein Vater heiße Ruari. Kennen Sie einen Ruari Cotter?«
    Das Zittern hörte auf, und Miss Cotter ließ die Hände in den Schoß sinken. Sie seufzte tief, und zwei Tränen rannen über ihre feuchten Wangen. »Mein Sohn hieß Ruari«, flüsterte sie schließlich.
    »Nun ja, so heißt er wohl immer noch«, meinte Irvine und hockte sich auf die Hacken. »Nun, warum kommen Sie nicht mit mir zur Wache und trinken da eine gute Tasse Tee? Und wenn Sie so weit sind, können wir eine Verbindung nach Australien für Sie herstellen. Dann sprechen Sie mit ihm.«
    »Mit ihm sprechen? Was soll ich denn sagen?«
    »Hallo? Fröhliche Weihnachten? Solche Gespräche laufen von ganz allein. Kommen Sie nur mit.«
    »Ach, ich habe das noch gar nicht verdaut. Das ist mir zu viel …« Miss Cotter begann, ihre Sachen einzusammeln. Sie nahm den schottischen Teddy und betrachtete ihn einen Moment lang, als wäre sie verwirrt. »Den wollte ich Troy schenken«, sagte sie.
    »Nehmen Sie ihn mit«, schlug Irvine vor. »Ich bringe Sie später hin, dann können Sie ihm den Teddy schenken. Aber vielleicht nicht jetzt.«
    »Ach, Sie sind alle so freundlich«, sagte Miss Cotter und stand auf.
    »Miss Cotter?«, fragte Vik, und sie drehte sich zu ihm um. »Später – könnte ich Sie vielleicht später irgendwann besuchen?«
    »Aber gern doch«, sagte sie. »Wir können uns über Frances unterhalten. Und ich gebe Ihnen Ihr Taschentuch zurück, natürlich gewaschen und gebügelt.« Sie ging zu ihm und legte ihm die Hand auf den Arm. »Ich bin Ihnen so dankbar«, fügte sie hinzu, »Sie haben meine kleine Frances glücklich gemacht.«
    Damit ließ sie sich von Irvine durch die Schwingtür führen.
    Lynne saß auf einem alten Plastiklehnstuhl und hatte den Mantel eng um sich geschlungen. Der Raum für Angehörige im Western war überheizt, dennoch schaffte es die Wärme nicht bis in ihre Knochen. Irgendwer hatte ihr eine Tasse Tee gebracht und dabei ein wenig über den Rand verschüttet, sodass die beiden Kekse auf der Untertasse sich langsam in Brei auflösten. Sie fand den Anblick ekelhaft.
    »Lynne. Wie schrecklich.« Sie sah auf, als sie Douglas Munros Stimme hörte.
    »Oh, hallo, Douglas, wie schön, dich zu sehen. Danke, dass du gekommen bist.« Sie erhob sich, bot ihm die kalte Wange zum Küsschen an, setzte sich, ohne seine Hand loszulassen, wieder auf die Stuhlkante und kreuzte die Knöchel wie die Queen. Dabei wirkte sie bemerkenswert gefasst.
    »Ich kann gar nicht glauben, was du durchgemacht haben musst.«
    »Und du? Geht es dir gut?«
    »Ja, sicherlich, mir geht es gut, danke. Aber dir?« Douglas war verwirrt. Vielleicht hatte sie es noch nicht richtig begriffen. »Lynne?«
    »Ja, Schatz?«
    »Du weißt doch, Eve … Eve … sie hat es nicht geschafft.«
    »Ja, ja, sie war schon tot, ehe sie in den Krankenwagen kam«, erwiderte Lynne nüchtern. Sie lächelte ihn an, mit dünnen Lippen. »Sie war gerade bei der Vorspeise – weißt du, sie hat das Essen immer in sich hineingestopft –, wahrscheinlich hat sie sich verschluckt und ist erstickt.«
    »Es muss schrecklich für dich gewesen sein.« Douglas bedeckte den Mund mit der Hand und malte es sich aus.
    Sie zuckte mit den Schultern. Jetzt lächelte sie ein wenig breiter. »Mir geht es gut. Wirklich.«
    »Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Ich sollte dich nach Hause fahren. Ich werde auch dafür sorgen, dass man dich hinterher zur Polizeiwache bringt; möglicherweise musst du noch mit jemandem über die Sache sprechen. Ich glaube, du stehst unter Schock.«
    »Nein, nein, keineswegs. Ich habe alles genau mitbekommen. Ehrlich gesagt habe ich mich seit einer Ewigkeit nicht mehr so glücklich gefühlt.« Sie lachte leise. »Ist doch am besten so.«
    »Eve war deine Schwester, Lynne. Wie kann ihr Tod etwas Gutes sein? Sicher, sie musste ständig Schmerzen erleiden, aber damit ist
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