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Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)
Autoren: Ian Rankin
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sich mit seinem Team von Detektiven vor Ort treffen, deren Bericht durchlesen und selbigen zum CWC-Gebäude bringen musste, als sei er irgend so ein verdammter Postbote. Aber nun, Kosigin zahlte. Und wie der alte Allerdyce bei Alliance zu sagen pflegte: Wer zahlt, ist König. Wenigstens für einen Tag.
    Mr. Allerdyce verfolgte diese Untersuchung mit großem Interesse. Offenbar hatte sich Kosigin persönlich an ihn gewandt und ihn gebeten, den Fall zu übernehmen. Es war eine simple Observation, mit Hintergrunds-Check und Belegmaterial. Sie sollten nach dem Üblichen suchen – altem Dreck unter den Nägeln der Zielperson -, aber auch über deren Arbeitsalltag berichten. Was, wie Dulwater Mr. Allerdyce zu bedenken gegeben hatte, eigentlich ein bisschen unter ihrer Würde war: Sie waren Wirtschafts ermittler. Doch Allerdyce hatte, hinter seinem riesigen Eichenschreibtisch verschanzt, mit ernster Miene nachgedacht und dann die Beschwerde mit einer Handbewegung abgetan. Und jetzt erwartete auch er regelmäßige Berichte von Dulwater. Dulwater war nicht dumm; er wusste, dass, wenn er dem Alten den Rücken kraulte, seinen Job gut erledigte und ansonsten die Klappe hielt, eine Beförderung ins Haus stehen konnte. Und Beförderungen waren sein Lebenszweck.
    Im CWC-Gebäude schien kein einziger Mexikaner zu arbeiten. Selbst der Portier, der Wachmann, der Dulwaters Ausweis überprüfte, und der Gebäudereiniger, der das Messinggeländer an der Wand zwischen den vier Fahrstühlen blank polierte, waren alle weiß. Dulwater fand das gut. Es hatte Klasse. Und das Airconditioning machte ihm ebenfalls Freude. In San Diego herrschte ein warmbis-heißes Klima, und zwar das ganze Jahr über, ausgenommen, wenn es richtig heiß wurde. Andererseits kam oft eine frische Brise vom Ozean herüber. Es war keine glühende oder schwüle Hitze. Sie hätte sogar angenehm sein können, wäre Dulwater nicht in einen blauen Dreiteiler aus Wolle gezwängt gewesen, mit einem Schlips, der ihm den Hals abschnürte. Anzug und Hemd hatten ihm früher durchaus gepasst – aber in letzter Zeit hatte er, seit die Knieverletzung die Fortdauer seiner wöchentlichen Squash-Folter verhinderte, ein bisschen zugelegt.
    Im CWC-Gebäude gab es einen Fitnessraum. Er befand sich eine Etage unterhalb des Foyers und eine Etage über der Tiefgarage. So weit unten war Dulwater nie gewesen, fuhr er doch immer direkt nach ganz oben, wohin er jetzt wieder unterwegs war. Der Wachmann begleitete ihn zum Lift, steckte seinen Schlüssel ins Schloss und drückte auf den Knopf für den vierzehnten Stock. Man konnte nicht einfach nur auf den Knopf drücken, man brauchte auch den richtigen Schlüssel, wie in ein paar der Hotels, in denen Dulwater schon abgestiegen war – mit Penthouse und Manager-Etagen. Die Tür ging zu, und er bemühte sich, nicht mehr nervös zu wirken. Kosigin war nicht der größte Fisch unter den Multis; er war vielleicht die Nummer fünf oder sechs in den Staaten, damit sieben oder acht weltweit. Aber er war jung und arrogant dazu, und Dulwater hatte für seine Art absolut nichts übrig. In einem anderen Leben hätte er ihn mit einem Fausthieb flachgelegt und ihm dann zur Sicherheit noch einen ordentlichen Tritt in die Nieren verpasst.
    Aber hier ging’s ums Geschäft, und Kosigin war für die Dauer ihres Treffens König. Die Tür glitt auf und entließ Dulwater auf den dicken, schallschluckenden Teppichboden des vierzehnten Stocks. Vom Empfangsbereich gingen lediglich drei Türen ab. Jede Tür führte in ein Büro, und jedes Büro hatte eine Fläche von mehreren hundert Quadratmetern, so dass sie eher Tempeln glichen. Die Sekretärin, die allerdings eher auf die Bezeichnung »persönliche Assistentin« hörte, lächelte ihn an.
    »Guten Morgen, Mr. Dulwater.« Sie sprach seinen Namen nach wie vor wie dull-water aus, obwohl er sie schon bei seinem ersten Besuch darauf hingewiesen hatte, dass er richtig doo-latter lautete. Strenggenommen sprach sich seine Verwandtschaft in Denver auch dull-water aus, aber Alfred gefiel der Klang des Namens nicht, und auch die Bedeutung hatte ihm auf der Schule und auf dem College jede Menge dämliche Spitznamen und Spötteleien eingebracht. Als er nach Washington gezogen war, hatte er beschlossen, sich von dull-water zu verabschieden und doo-latter zu werden. Doo-latter gefiel ihm. Es hatte irgendwie Klasse.
    »Mr. Kosigin wird in ungefähr fünf Minuten kommen. Wenn Sie drinnen warten möchten …«
    Dulwater nickte und
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