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Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)
Autoren: Ian Rankin
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geschickt. Das war typisch für James; Kinder verziehen ihm immer seine Vergesslichkeit, weil er sie einmal im Jahr durch Großzügigkeit wieder wettmachte.
    »Na ja, vielleicht könnte ich dir ja dabei helfen.«
    »Das schaff ich schon allein«, sagte Allan entschieden. »Da ist ein Level, das ich einfach nicht schaffe, aber danach läuft’s bestimmt glatt.«
    Reeve nickte. »Wie steht’s mit den Hausaufgaben – gemacht?«
    »Gemacht. Mum hat sie heute Nachmittag durchgesehen.«
    »Und bist du immer noch sauer auf Billy?«
    Allan verzog das Gesicht. »Ich hasse Billy.«
    Wieder nickte Reeve. »Wer ist nun dein bester Freund?«
    Allan zuckte die Achseln.
    »Schlaf jetzt«, sagte sein Vater und zog die Tür hinter sich zu. Er blieb stehen und wartete auf das Rascheln von Schritten auf Papier – Allan, der aus dem Bett stieg und an den Computertisch ging. Aber es war nichts zu hören. Er wartete noch eine Weile und starrte dabei den Gang entlang. Er hörte, wie unten der Fernseher lief. In der Küche rumorte der Geschirrspüler. Das ist Zuhause, dachte er. Hier gehöre ich hin. Hier bin ich glücklich. Aber ein Teil von ihm kauerte noch immer im Regen, während ein Spähtrupp in der Nähe vorbeizog …
    Wieder unten, machte er zwei Becher Instantkaffee und ging damit ins Wohnzimmer. Das Haus war früher ein Bauernhaus gewesen – nur ein paar Zimmer und ein Dachboden, den man über eine Leiter erreichte. Reeve stellte sich vor, dass der Bauer seine Tiere im Winter ins Haus geholt hatte, damit das liebe Vieh es warm hatte und gleichzeitig als Zentralheizung diente. Als sie es kauften, hatte das Gebäude seit acht Jahren leergestanden. Joan hatte das Anwesen zugesagt – und Reeve die Abgeschiedenheit. Sie waren dort nah genug an der Zivilisation, aber trotzdem für sich.
    Sie hatten einige Zeit gebraucht, um sich endgültig für diesen Ort zu entscheiden. Die Scottish Borders – die östliche Grenzregion nach England – wären verkehrstechnisch günstiger gewesen; Kursteilnehmer aus London hätten die Anfahrt in einem halben Tag schaffen können. Aber Reeve hatte sich zuletzt doch für die Hebrideninsel South Uist ausgesprochen. Als Kind war er in den Ferien einmal dort gewesen und hatte den Ort nie wieder vergessen. Als er Joan dazu überredete, mit ihm hinzufahren, hatte er so getan, als sei das Ganze nur ein Kurzurlaub; aber in Wirklichkeit hatte er die Insel – und speziell diesen Teil der Insel – mit dem kritischen Auge des potenziellen Käufers betrachtet. Es gab ein paar Dörfer in der Nähe; aber hauptsächlich gab es überhaupt nichts. Das gefiel Reeve. Er mochte die Moore und die Hügel. Er mochte die Isolation.
    Die meisten seiner Kunden kamen aus England und hatten nichts gegen die lange Anreise. Für sie gehörte das mit zur Gesamterfahrung. Sie waren ein buntgemischter Haufen: Outdoor-Freaks, die nach einer möglichen Steigerung suchten; draufgängerische Apokalyptiker, die sich für den letzten Showdown fit machen wollten; angehende Bodyguards; unspezifische Masochisten. Reeve bot Intensiv-Wochenenden an, die Outdoor-Abenteuer mit Survival-Training kombinierten. Er wollte sie dazu bringen, so erklärte er den Leuten gleich zu Beginn, ihren Instinkt ebenso zu benutzen wie alle Fertigkeiten, die sie im Zuge des Trainings erlernen würden. Er brachte ihnen bei, wie man überlebte – sei es im Beruf, sei es auf einem windgepeitschten Berggipfel. Er brachte ihnen bei zu überleben.
    Die Verfolgungsjagd war die abschließende Prüfung. Eine Chance hatten die Wochenendkrieger dabei immer. Wenn sie planten, sich vorbereiteten und zusammenarbeiteten, konnten sie ihn leicht in der vorgesehenen Zeit finden. Wenn sie ihre Karten studierten, einen Anführer wählten, sich in Zweiergruppen aufteilten und das Gelände systematisch durchkämmten, konnte er ihnen unmöglich entkommen. So groß war das Areal nicht, und es bot wenige Versteckmöglichkeiten. Es spielte aber auch keine Rolle, wenn sie ihn nicht fanden, solange sie ihre Lektion lernten, solange sie kapierten, dass sie ihn hätten finden können , wenn sie es nur richtig angefangen hätten.
    Der Schokoladenesser würde eines Tages jemandes Leibwächter sein. Wahrscheinlich bildete er sich ein, für den Job seien nur dicke Bizepse und ein Führerschein erforderlich; als ein Bodyguard so was Ähnliches wie ein Chauffeur mit Muckis. Er hatte noch eine Menge zu lernen. Reeve hatte eine Reihe ernstzunehmender Bodyguards kennen gelernt, international
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