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Seidene Küsse

Seidene Küsse

Titel: Seidene Küsse
Autoren: J Leheta
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So maskulin gebieterisch wirkt diese Stimme auf sie, dass sie unfähig ist zu handeln.
    »Glaub ja nicht, dass du auch nur einen Augenblick allein bist. Ich beobachte dich.«
    Pause.
    Paralysiert hält Saskia den Telefonhörer fest ans Ohr gedrückt.
    »Immer.«
    Sobald sie dieses hastige, raue, oft unverständliche Geflüster vernimmt, wird Saskia feucht.
    »Was glaubst du, du geile Schlampe, was ich mit deinen kleinen geilen Tittchen mache?«
    Nass.
    »Ich zerr dich an deinen spitzen Klingelknöpfen – klingelingeling – durch die Wohnung, bis du um Gnade bettelst.«
    Pitschnass.
    »Na, gefällt dir das?«, zischt es. »Dann magst du sicher auch, wenn ich dir Wäscheklammern an deinen Klingelknöpfen anklemme?«
    Den Atem anhaltend, lauscht sie den derben Worten des unbekannten Mannes am anderen Ende der Leitung. Wundert sich über ihre stetig ansteigende Erregung. Lässt die freie Hand in ihre French Knickers gleiten und reibt mit dem Mittelfinger die pralle Klitoris.
    »Ich glaube, ich bin eine ziemliche Enttäuschung für diesen Perversen«, vertraut Saskia ihrer Freundin Barbara in ihrem Stamm-Café an. »Der legt jedes Mal von selbst auf.« Genüsslich saugt sie ihren Latte Macchiato durch den Strohhalm.
    »Also, als mir das passiert ist, habe ich sofort eingehängt. Das war jedes Mal ein solcher Schock.« Barbara streicht sich fahrig durchs Haar. »Danach musste ich immer duschen gehen, so besudelt habe ich mich gefühlt«, meint sie.
    »Ich weiß auch nicht. Mich macht das an.«
    Barbara kann darüber nur den Kopf schütteln.
    »Ich find’s ja auch seltsam, aber ich ertappe mich dabei, wie ich mir wünsche, dass er wieder anruft. Und wenn er es dann tut, hoffe ich, dass er nicht gleich wieder auflegt. Und weiter redet.«
    »Du bist doch nicht normal«, empört sich Saskias Freundin und nimmt einen großen Schluck von ihrem Prosecco.
    »Scheint so …«, sinniert Saskia. »Schickst du mich jetzt in die Wüste?«
    Lachend nimmt Barbara sie in den Arm. »Als wäre das was Neues! Du hattest doch noch nie alle Tassen im Schrank.«
    »He!« Saskia knufft ihre Freundin in die Seite. »Warte, wenn ich erst mal bei dir anrufe.«
    Saskia hat selbst Spaß daran, in die Wohnungen ihrer Nachbarn zu schauen und sich den Kopf darüber zu zerbrechen, in welchen familiären Konstellationen die Menschen dort wohl wohnen. Allerdings bezeichnet sie ihren eigenen Voyeurismus als »Feldstudie«, die für ihren Job als Set-Dekorateurin beim Film extrem hilfreich ist.
    Am besten gefällt ihr diese eine Küche, genau gegenüber. So bunt. So fröhlich. Schöne Lichtquellen: Kerzenständer, Teelichte, Pflanzen und sinnliche Accessoires, die eigentlich auf eine weibliche Hand hindeuten. Doch bisher hat Saskia dort nur einen einzigen jungen Mann oder manchmal eine ganze Menge Leute gesehen. Der Rest der Wohnung ist ihren Blicken durch Vorhänge versperrt, was Saskia zu immer neuen, prickelnden Fantasien anregt. Vielleicht ist er ein Partylöwe? Oder gar ein Playboy?
    Endlich hat Saskia wieder ein Engagement beim Film und ist schon früh auf den Beinen, aber Pünktlichkeit ist nicht gerade eine ihrer Stärken. Während sie sich in der Bäckerei einen Cappuccino in ihren mitgebrachten Thermobecher füllen lässt, kommt die Straßenbahn, die sie eigentlich nehmen müsste. Ohne zu überlegen, packt sie den Becher, rast aus dem Laden, sprintet Haken schlagend über die belebte Straße zur Haltestelle und springt in letzter Sekunde auf das hinterste Trittbrett auf. Alle Augen in dem voll besetzten Waggon sind auf Saskia gerichtet, die kokett an ihrem seidigen Rockzipfel zupft, der noch in der Straßenbahntür klemmt. Elegant schlängelt sie sich – jegliche Tuchfühlung vermeidend, denn das ist ihr absolut zuwider – zum Fahrkartenentwerter durch, wo sie in ihrer Handtasche nach der Streifenkarte kramt.
    »Schön, dass du heute wieder den dunkelroten BH angezogen hast. Ich mag es, wenn sich deine harten Knospen durch den Spitzenrand drängen«, raunt es von hinten in ihr Ohr.
    Saskia durchfährt ein heißer Schauder. Sie vergisst nach der Karte zu suchen und wartet gespannt ab.
    Detailliert schildert die sonore männliche Stimme, wie die mit schwarzen Spitzenrosen besetzten, dunkelroten Satinschalen ihre festen runden Brüste umspannen. Wie das durchsichtige schwarze Spitzenhöschen beim Gehen immer wieder zwischen ihre birnenförmigen, üppigen Pobacken rutscht. Saskias Nackenhärchen stellen sich auf, während sie reglos den
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