Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sehnsüchtig (German Edition)

Sehnsüchtig (German Edition)

Titel: Sehnsüchtig (German Edition)
Autoren: Jeanne Woodtli
Vom Netzwerk:
Privatleben aus. Er ist 33. Seit Jahren liiert, ein Kind. Mehr ist ihm nicht zu entlocken. Mit den Roten-Teppich-Anlässen, an die er nach seinem Durchbruch eingeladen wird, kann er nicht viel anfangen und wenn er doch an einem anzutreffen ist, dann alleine. Die Anfragen für Homestories, die jetzt bei ihm eintrudeln, lehne er kategorisch ab, sagt er in einem Interview. Mit dem plötzlichen Ruhm könne seine Lebenspartnerin allerdings umgehen, schliesslich sei er ja kein Star.
    Natürlich hat ein Mann wie er eine Frau. Oder Freundin. Alys denkt an den Moment am Konzert zurück. Wie sich sein Blick auf ihrem Gesicht angefühlt hatte. Wie sie nicht hatte wegschauen können. Sein Arm um ihre Schulter beim Foto. Sie hatte die Wärme seines Körpers an ihrem gefühlt. Ein schwacher Geruch in der Nase, köstlich. Sein Rasierwasser wahrscheinlich. Das Gefühl ist wieder da, irgendwo in ihrem Bauch. Hör auf zu spinnen. Der Mann ist ein angehender Rockstar. Oder auf jeden Fall die neueste Sternschnuppe am nationalen Rockhimmel. Liiert und Vater. Es hatte nichts zu bedeuten. Das macht er bei jedem Konzert, irgendeiner Frau zuzwinkern und sie anlächeln. Auf sie zeigen während dieser Zeile. Das ist Teil des Spiels. Gehört dazu. Gehört in die Jobbeschreibung als Frontmann einer Band. Flirte mit den Fans.
    Sie schliesst das Browserfenster und legt den Laptop auf den Tisch zurück. Öffnet iTunes, wählt ‚Afraid’ an und klickt auf ‚Song wiederholen’. Sie rollt sich auf dem Sofa zusammen, zieht die Decke über sich. Lauscht Eliot Wagners Stimme und schliesst die Augen. Ein Song auf ‚Wiederholen’ laufen lassen. Noch ein Einschlaftrick. Und diesmal wirkt er.

 
    LA LA LA
     
    Ihr Handy spielt ‚Afraid’ irgendwo auf dem Schreibtisch. ‚Afraid’ – ihr neuer Klingelton. Please don›t look at me with those eyes, why do you look so afraid ... Alys schreckt auf, schichtet Papierstapel um, schiebt fahrig Stifte, Zigarettenschachtel und externe Festplatte beiseite, wo ist es denn ... Sie unterdrückt einen Fluch, endlich erhaschen ihre Finger den vibrierenden Störenfried. Sie kennt die Nummer nicht. Ein Kunde? Sie hebt ab. „Allenbach“, sagt sie hastig.
    „Guten Tag, da ist Wagner.“
    Sie erkennt die Stimme sofort wieder, das kann nicht sein.
    „Hallo?“, sagt die Stimme am anderen Ende. Seine Stimme. Sie klingt etwas weniger rau als im ‘Mon Amour’, aber das war ja auch nach einem zweistündigen Konzert.
    Sie richtet sich auf. Eine unbewusste Bewegung. „Verzeihung, ich bin noch da.“ Ihre Stimme ist jetzt ruhig. Freundlich. Erst mal hören, warum er anruft. Vielleicht hat er sich ja verwählt? Hat er nicht: „Ich bin auf der Suche nach einem Grafiker für einen Auftrag und bin auf Ihre Webseite gestossen. Mir hat gefallen, was ich da gesehen habe.“ Alys’ Herz schlägt noch ein wenig schneller. Ein möglicher Auftrag? Sie ist eine kleine Start-Up-Firma - Eliot Wagner wäre eine super Referenz.
    „Vielen Dank, das freut mich sehr. Darf ich fragen, um was für eine Art Auftrag es sich handelt?“
    „Ich bin Musiker und zurzeit mit einem neuen Album beschäftigt. Es ginge um ein CD-Booklet. Eventuell auch noch weitere kleine Sachen, wie Konzertflyer und so. Ich will fürs neue Album ein ganz neues Erscheinungsbild ...“
    „Das klingt sehr spannend! Freut mich, dass Sie mich dafür in Betracht ziehen.“
    „Es freut mich, dass Sie Interesse haben. Ich stehe natürlich mit verschiedenen Leuten im Kontakt und werde auch mehrere Offerten einholen.“
    „Gewiss.“
    „Gut. Ich würde das gerne persönlich mit Ihnen besprechen. Haben Sie diese Woche noch Zeit? Übermorgen zum Beispiel?“
    „Ja, übermorgen würde mir gut passen“, sagt sie und versucht, nicht zu enthusiastisch zu klingen. Erfreut und höflich, aber nicht wie ein Fan. Einen Moment lang fragt sie sich, ob er sie wohl wiedererkennen wird. Das Konzert ist erst anderthalb Wochen her. Auf der anderen Seite gibt es viele Konzerte und noch mehr Fans, die nach dem Konzert etwas von ihm wollen. Ein Foto, eine Unterschrift. Ein wenig Aufmerksamkeit. Warum sollte er also ausgerechnet mich wiedererkennen?
    „Super“, sagt Eliot Wagner. „Sagen wir 14 Uhr? Am besten, Sie kommen in mein Atelier. Haben Sie etwas zu schreiben?“ Alys greift nach einem Stift und schreibt die Adresse auf. „Ich bin also übermorgen um 14 Uhr da ...“, versichert sie sich. Eine Sitzung mit Eliot Wagner . Möglicherweise ein ganzes CD-Booklet gestalten, etwas,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher