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Sehnsüchtig (German Edition)

Sehnsüchtig (German Edition)

Titel: Sehnsüchtig (German Edition)
Autoren: Jeanne Woodtli
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dass er wieder geht. Geh. Geh. Lass meine Welt weiterdrehen. Unangetastet. Und doch auch: Nein, bleib. Sie sitzt auf ihrem Schreibtischstuhl und scheint die Fähigkeit verloren zu haben, sich bewegen zu können.
    „Nein, kein Problem“. Das ist wieder Alan. „Darling?“, schallt seine Stimme dann durch die Wohnung. Sie fragt sich, wie wohl Eliots Gesicht bei diesem Wort aussieht. Ob er mit der Wimper gezuckt hat? Ich bin jetzt auch für jemanden ‚Darling’. Du solltest jemandem die Welt bedeuten. Das tue ich.
    „ Da ist Besuch für dich.“
    Alys schluckt. „Bin gleich da“, ruft sie dann. Ihre Stimme klingt brüchig. Sie hofft, dass es die beiden Männer nicht hören konnten. Sie steht langsam auf. Jede Bewegung ist mühsam. Ihre Füsse scheinen am Boden zu kleben. Ihr Herzschlag aber rast.
    Der Weg durchs Wohnzimmer und den Flur scheint ihr endlos und doch zu kurz. Dann ist sie bei der Tür. Sie wirft einen Blick auf Alan, dann durch die Tür auf den Mann davor. Eliots Blick findet ihren und es ist fast nicht zu ertragen. Die Welt ächzt und gerät aus den Fugen. Ich wusste es. Der Blick aus den braunen Augen schmerzt. Alles ist wieder da. Nach all den Monaten. Alles, wovor sie versucht hatte, zu fliehen. Durch halb Europa. Sie hatte gedacht, sie könne vor ihm fliehen. Vor Eliot. Und allem was war.
    Er sieht auch bei Tageslicht nicht viel anders aus als damals, als sie sich kennen gelernt hatten. Man sieht ihm die harte Zeit, die er hatte, nicht an. Er ist vielleicht noch etwas schlanker als früher. Ein paar erste graue Haare haben sich in das dunkle Braun verirrt. Sie tun ihm keinen Abbruch. Er ist immer noch der Eliot von früher. Ich habe dich so geliebt. Vielleicht tue ich es immer noch.
    „Hallo Alys“, sagt er. Seine Stimme klingt ruhig und ihre Knie wollen nachgeben. Sie schlingt eine Hand um Alans Taille auf der Suche nach Halt. Eliots Blick flackert auf ihren Arm um Alans Mitte, ist dann wieder bei ihr.
    „Eliot“, sagt sie nur. Schafft es, ruhig zu klingen. „Eine ziemliche Überraschung ...“, fügt sie hinzu. Er schiebt sich das Haar nach hinten. Sie kennt die Bewegung. Er ist nervös. „Ich weiss“, sagt er dann.
    „Das ist Alan Branson“, sagt Alys. „Mein Freund“, fügt sie hinzu. Eliots Gesichtausdruck ändert sich nicht. Sie wirft einen Seitenblick auf Alan. Sein Gesicht ist immer noch höflich, sein Blick ist jetzt vorsichtig.
    „Das ist Eliot Wagner, aber das weisst du ja schon.“ Alan lächelt ziemlich vage. „Ja.“ Er streckt die Hand aus. „Nice to meet you, Eliot.“ Eliot greift danach. „Freut mich auch, Alan.“ Alys’ Blick schweift zu seiner anderen Hand. Der silberne Ring ist noch da. Aber da ist kein neuer Ring. Sie haben nicht geheiratet? Immer noch nicht?
    „Willst du reinkommen?“, fragt sie Eliot ohne Alan loszulassen. Sie fragt sich, ob Eliot die Frage hören kann, die in ihrer Stimme mitschwingt. Was willst du hier, was willst du von mir?
    Eliot verlagert sein Gewicht auf den anderen Fuss. Er trägt graue Röhrenjeans und rote Chucks. Wie früher. Sogar diese Erkenntnis tut irgendwie weh. „Eigentlich wollte ich fragen, ob wir einen Kaffee trinken gehen? Ich wollte dich mal wieder sehen. Ich würde gerne mit dir reden.“
    Worüber? Und warum jetzt?
    Sie zögert. Sie sieht die stumme Aufforderung in seinem Blick. Vielleicht ist es auch eine Bitte. Komm mit. Eliot Wagner will, dass sie mit ihm mitkommt.
    Sie wirft einen Blick auf Alan. „I’ll go and have a coffee with Eliot, Love.“ Nur einen Kaffee. Was ist schon ein Kaffee?
    „OK, Darling. Viel Spass“. Er lächelt. Sein Blick ist liebevoll, aber da ist noch etwas anderes. Angst? Angst, mich zu verlieren? Alys lächelt ihn an und versucht, ihn mit ihrem Blick zu beruhigen. „Ich hole meine Tasche“, sagt sie. Sie zieht ihre Jacke an. Ihre Schuhe. Hängt sich die Handtasche über die Schulter. Geht zurück zur Tür.
    Macht den entscheidenden Schritt über die Schwelle. Zu Eliot. Blickt zu ihm auf. Sein Blick auf ihrem Gesicht tut schon etwas weniger weh. Es lässt sich aushalten. Komm mit, sagt sein Blick. Und sie tut es. Sie drückt Alans Hand. Folgt dann Eliot. Durch den Flur, die Treppe hinunter, aus dem Haus. Ich komme mit, Eliot.

 

     
    Impressum
     
    © 2013 Lulu Jeanne Woodtli. Alle Rechte vorbehalten.
    ISBN 978-1-291-32387-0
    URL: www.alysundeliot.com
    Verlag/Herausgeber: Jeanne Woodtli
    Eliot Wagner auf Facebook: www.facebook.com/wagnereliot
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