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Seeraeuber vor Sylt

Titel: Seeraeuber vor Sylt
Autoren: Cornelia Franz
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Strandvogts auf den Ewer zu schleichen. Er war gerade dabei, die Leine zu lösen, mit der das Schiff festgemacht war, da sprang der Steuermann hinzu und hielt ihn fest.

    Angesichts seiner versuchten Flucht nützte dem Herrn von Oldenburg all sein Leugnen nichts mehr. Als Gerhard, Jaike und Broder endlich so ruhig wie möglich schilderten, was sie herausgefunden hatten, zeigte der Landvogt Entschlossenheit.
    »Die Sache wird immer deutlicher«, sagte er mit grimmiger Miene. »Herr von Oldenburg, Ihr steht unter Verdacht, Piraten zum Mord an dem Grafen und dessen Sohn angestiftet zu haben, um selber Herzog von Holstein zu werden. Und weil Rasmus Rohlfs die beiden am Leben ließ, habt Ihr höchstpersönlich den Grafen verschwinden lassen. Ihr werdet in Tondern vor Gericht gestellt!«
    So sehr Gerhards Onkel auch protestierte, noch an selbem Nachmittag wurden zwei Schiffe klargemacht, um in See zu stechen: eines, auf dem derVogt mit seinem Gefangenen nach Tondern segelte, und der Ewer, der den Grafensohn die Elbe hoch Richtung Heimat bringen sollte.
    Jaike und ihre Mutter, Broder, Ouwe, Pidder und auch der Strandvogt standen am Hafen, um den jungen Grafen zu verabschieden.
    Gerhard umarmte seine beiden neuen Freunde. »Ich weiß gar nicht, wie ich euch danken soll«, sagte er mit Tränen in den Augen. »Ohne euch wäre ich jetzt tot! Mein Leben lang stehe ich in eurer Schuld!« Dann sprang er schnell an Bord, von wo aus er eine höfliche Verbeugung in die Runde machte. »Lebt wohl, alle miteinander!«
    »Lebt wohl, lebt wohl!« Lange noch winkten die Leute aus Rantum dem davonziehenden Ewer hinterher. »Ob wir ihn wohl jemals wiedersehen werden?«, fragte Jaike, als das Schiff in der Ferne verschwunden war.
    Broder schüttelte traurig den Kopf. »Nein«, sagte er. »Das glaube ich nicht. Er wird doch jetzt bald der Graf von Holstein sein. Da hat er was anderes zu tun, als an uns Rantumer Stranddiebe zu denken.«

    Doch Broder irrte sich. Es dauerte kaum mehr als zwei Wochen, da tauchte der Ewer wieder am Horizontauf. Zwar war Gerhard nicht selbst an Bord, aber er hatte den Steuermann geschickt. Und mit ihm eine große Kiste für Jaike und Broder – fast so groß wie die Schatzkiste von Tades Eiland. Zuoberst, gebettet auf einem Ballen Seide, lag ein Brief von Gerhard. Und als der Strandvogt den Kindern das Schreiben vorlas, denn lesen konnten sie ja leider nicht selber, da war die Freude groß: Der alte Graf war am Leben! Man hatte ihn aus dem Burgverlies des Herrn von Oldenburg geholt! Und mit dieser Kiste sprach er den Kindern seinen allergrößten Dank aus.
    Und was war denn nun in der Kiste? Einen wunderbaren Spiegel hob Jaike heraus. Gar nicht sattsehen konnte sie sich an ihrem eigenen glückstrahlenden Gesicht! Und ein Dolch, der in der Herbstsonne blitzte! Und auch ein Säckchen mit Talern. So schwer war es, dass Broder Mühe hatte, es in der Luft zu schwenken.
    Was für ein Reichtum! Jaike und Broder tanzten wie die Kobolde um ihre Kiste herum. Sie hatten einen Schatz, einen wahren Schatz, den ihnen niemand mehr wegnehmen konnte. Denn diesen Schatz, den brauchten sie nicht an den Strandvogt abzugeben.

Informationen zum Buch
    Sylt, im 15. Jahrhundert: Piraten machen die Nordsee unsicher. In ihre Fänge geraten auch die zwei Kinder Jaike und Broder, als sie mit ihrem kleinen Boot schiffbrüchig werden. Doch damit nicht genug: Die Freibeuter haben auch noch eine Geisel an Bord. Und das ist kein geringerer als Gerhard, der Sohn des Grafen von Holstein…

Informationen zur Autorin
    Cornelia Franz
, geboren 1956 in Hamburg, studierte Germanistik und Amerikanistik, machte eine Ausbildung als Verlagsbuchhändlerin und arbeitete als Lektorin. Heute schreibt sie Kinder- und Jugendbücher sowie Reiseführer. Cornelia Franz lebt mit ihrer Familie in Hamburg.

    Thilo Krapp
wurde 1975 in Herdecke geboren und wuchs in Hagen auf. An der Universität Wuppertal studierte er Kommunikationsdesign bei Wolf Erlbruch und arbeitet inzwischen für zahlreiche Verlage. Sein ›Schnurrbartkitzelkatzenbuch‹ wurde 2007 mit dem Bilderbuchpreis der Stadt Wien ausgezeichnet.
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