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Seelentod

Seelentod

Titel: Seelentod
Autoren: Ann Cleeves
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grausig sieht es nicht aus. Aber ich wüsste gern, ob Sie sie wiedererkennen. Das könnte uns eine Menge Zeit ersparen.» Joe Ashworth, der hinter Lisa stand, runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf, missbilligend und empört. Er hielt Frauen für zarte Pflänzchen, die ohne seinen Schutz nicht überleben würden.
    «Ich kenne eigentlich keinen von den Gästen mit Namen», sagte Lisa. «Da im Becken kennt man die Leute nicht. Das ist was anderes, wenn man einen Kurs leitet.»
    «Aber Sie können uns doch vielleicht sagen, ob sie regelmäßig hierhergekommen ist. Vielleicht war sie ja auch in einem von Ihren Kursen.»
    Lisa zögerte, dann warf sie einen Blick ins Dampfbad.
    «Und, kommt sie Ihnen bekannt vor?», fragte Vera. Was hatte die Kleine bloß? Vera konnte diese verweichlichten jungen Frauen einfach nicht ertragen.
    «Ich bin mir nicht sicher. Die schauen doch alle irgendwie gleich aus, finden Sie nicht?» Und Vera nahm an, dass das stimmte. So wie alle dürren jungen Frauen für sie gleich ausschauten.
    «Kann man den Dampf vielleicht abschalten?» Vera hatte keine Ahnung, was Dampf und Hitze mit einer Leiche so anstellten, aber dass sie zu ihrer Konservierung beitrugen, glaubte sie nicht. «Ohne reinzugehen, meine ich.»
    Taylor hopste zu ihr herüber. «Sicher, ich leite das sofort in die Wege.» Er zögerte. «Kann ich Ihnen sonst noch irgendwie behilflich sein?»
    «Ich nehme an, sie ist heute Morgen hier ums Leben gekommen», sagte Vera. «Ich meine, das Dampfbad ist gestern Abend doch bestimmt gereinigt worden. Wenn sie da schon dort gesessen hätte, wäre das doch jemandem aufgefallen.»
    «Ja, sicher. Natürlich.»
    Aber seine Worte kamen ihr gezwungen vor. «Wirklich? Das hier ist eine Mordermittlung. Ich will nicht überprüfen, wie Sie es mit der Hygiene halten.»
    «Wir hatten Probleme mit dem Reinigungspersonal. Ein paar von den festangestellten Mädchen sind krankgeschrieben. Ich habe eine Aushilfe angeheuert, aber der ist nicht gerade der Tüchtigste. Das heißt nicht, dass er hier gar nicht sauber gemacht hat, aber es würde mich nicht wundern, wenn er sich früh aus dem Staub gemacht hätte.»
    «Wo haben Sie den her?» Vera versuchte, nicht allzu gespannt zu klingen, aber sie verspürte einen Anflug von Interesse. Ein neuer Mitarbeiter. Eine tote Kundin. Da musste es nicht zwingend einen Zusammenhang geben, aber es würde das Leben doch beträchtlich erleichtern, wenn die Putzhilfe schon einmal für den Mord an einer Frau Mitte vierzig verurteilt worden wäre. Oder wenn sich herausstellte, dass das Opfer seine von ihm getrennt lebende Ehefrau war.
    «Er ist der Sohn von unserer Empfangsdame. Ein Student, der über die Semesterferien nach Hause gekommen ist.»
    «Verstehe.» Sie hätte wissen sollen, dass das Leben so einfach nicht sein konnte. «Ich muss mit ihm sprechen. Und mit all Ihren Mitarbeitern, die gerade Dienst hatten.» Sie würde lieber die Mitarbeiter befragen. Das fidele Rudel Senioren würde sie Ashworth überlassen, der die Geduld eines Heiligen besaß. «Sie haben doch bestimmt eine Liste mit allen Mitgliedern des Fitness-Clubs, die heute da waren?»
    Das Zugangssystem lief über Karten mit Magnetstreifen. Vera nahm an, dass jede dieser Karten einen eigenen Chip besaß und nicht bloß das Drehkreuz öffnete.
    «Aye», sagte er, aber wieder klang er nicht sonderlich überzeugt. «Die gesamte IT wird von der Hauptgeschäftsstelle in Tunbridge Wells aus gesteuert. Ich vermute mal, dass die so eine Liste haben.»
    Vera beschloss, Holly darauf anzusetzen. Es würde ziemlich öde sein, am Telefon zu hängen, während irgend so ein Nerd seine Zauberkunststückchen am Computer vollführte. Holly, die erst kürzlich zum Detective Constable ernannt worden war, war jung und hübsch und vergnügt, und der Nerd würde ihr beweisen wollen, wie schlau er war, selbst, wenn er nur am Telefon mit ihr sprach. Holly war auch dafür bekannt, ein bisschen arrogant zu sein, und hin und wieder gab Vera ihr langweilige Aufgaben, um sie in die Schranken zu weisen.
    «Kann man auch als Nicht-Mitglied in die Schwimmhalle gelangen?»
    «Theoretisch nicht», sagte Taylor. «Außer, jemand ist Gast eines regulären Club-Mitglieds. In solchen Fällen bitten wir das Mitglied, die eigene Karte am Empfang vorzuzeigen und den Gast einzutragen.»
    Vera ging im Kopf ihre eigenen Besuche im Fitness-Club noch einmal durch. Sie hatte es immer eilig, zog die Plastikkarte oft falsch herum durch den Scanner,
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