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Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition)

Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition)

Titel: Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition)
Autoren: Martin Stefan Burkhardt
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irgendwo ein Befehl.
    Der Zwirbelbart wurde von zwei Kameraden in die Mitte genommen, und auch um ihn kümmerten sich zwei Soldaten. Peter erkannte erneut die fremden Uniformen.
    »Wird alles gut«, sagte einer der Männer mit schrecklich hartem Akzent.
    Das feindliche Feuer setzte unmittelbar vor dem Ziel ein. Peter hörte das Knattern der Maschinengewehre und das bedrohliche Pfeifen der Granaten fast gleichzeitig. Dann brach die Hölle über sie herein. Es kam ihm vor, als würde der Boden unter ihnen regelrecht durchsiebt werden. Überall stob Schnee in die Höhe, und das helle Summen der Munition erfüllte die Luft. Kurz darauf schlugen die Granaten ein. Als ein gewaltiger Knall dicht hinter ihnen ertönte, hatte Peter das Gefühl, als würden sich seine Füße einen Augenblick lang vom Boden lösen. Ein Wunder, dass die Kameraden, die ihn stützten und mitschleppten, nicht stolperten. Er war überzeugt, dass es ihren sicheren Tod bedeutet hätte, wenn sie jetzt in den Schnee gefallen wären. Aber diesmal fiel niemand.
    Unmittelbar bevor die schützende Front der dunklen Nadelbäume ihre Einheit verschlucken konnte, schlug ein weiteres Geschoss ein. Die Tanne, auf die Peter und seine Helfer Sekundenbruchteile vorher noch zugesteuert hatten, zerbarst in einem hellen Feuerschein. Dicke Stämme flogen durch die Luft. Der Kamerad an seiner linken Seite löste plötzlich seinen Griff und stürzte kopfüber in den Schnee. Instinktiv bremste Peter ab. Kurz darauf traf ihn etwas an den Beinen. Der zweite Soldat, der ihn bis eben noch festgehalten hatte, war ebenfalls verschwunden.
    Peter schrie auf. Zuerst glaubte er, die Maschinengewehre hätten ihn zerfetzt. Als sein Blick auf den Boden fiel, erkannte er einen armdicken und spitzen Tannenzweig, der vor ihm im Schnee lag.
    Die vordere Spitze war rot gefärbt.
    Etwa von seinem Blut?
    Sein rechtes Knie schmerzte nun auch. Peter versuchte, vorwärtszukommen, aber einen Moment lang wuchs in ihm die Überzeugung, gar nicht mehr gehen zu können. Seine Beine waren gründlich im Eimer. Kurz vor dem Ziel würde es ihn hier einfach dahinraffen.
    Ein Schatten beugte sich über ihn, langte nach seinem rechten Bein und hielt es in die Luft. Peter erkannte die beiden Gestalten. Sie hatten sich vorhin in genau der gleichen Weise um den Zwirbelbart gekümmert.
    Einer der Männer bewegte den Mund. Aber der Gute war kaum zu hören. Peter sah ihn verständnislos an und zeigte schließlich auf seine Ohren. Der Mann lächelte wissend und hörte dann auf, ihm etwas erklären zu wollen. Der Kamerad nahm Peters Hand und drückte sie auf einen Verband, der über Peters rechtem Knie lag.
    »Schön drücken«, hörte Peter ihn leise flüstern, obwohl es so aussah, als würde er aus voller Kehle brüllen.
    Peter nickte müde. Um ihn herum liefen Soldaten wie aufgescheuchte Hühner umher. Verwundete Gestalten schlichen an ihm vorbei.
    Nach einer Weile humpelte Zwirbelbart auf ihn zu. Sein Gesicht war dreckverkrustet, über seiner linken Wange zog sich ein gruseliger, langer Kratzer, aber sein Genosse lachte, während er mühsam in die Hocke ging.
    »Alles gut?«
    »Das sollte ich dich fragen. Das Maschinengewehr hat dein Bein getroffen.«
    Sein Freund winkte ab.
    »War halb so schlimm. Glatter Durchschuss. Und kein Knochen wurde in Mitleidenschaft gezogen.« Zwirbelbart verzog den Mund und tastete vorsichtig nach dem Verband, der seinen gesamten Unterschenkel bedeckte. »Aber höllisch weh tut es trotzdem.«
    Dann griff er nach Peters Mullbinde und riss die provisorische Umwickelung mit einem Ruck vom Knie. Ein neuerlicher Schmerz durchzuckte Peter, als sich das getrocknete Blut auf der Binde von der Haut löste.
    Ein wahres Durcheinander aus Haut- und Stofffetzen, Dreck und Blut erhob sich über seiner Kniescheibe. Zwirbelbart pfiff durch die Zähne.
    »Da wird ’ne herrliche Narbe zurückbleiben«, kommentierte er fast schon gut gelaunt.
    Peter nickte nur fahrig. Damit hatte sein Lebensretter zweifellos recht. Der Ast hatte ganze Arbeit geleistet. Schon jetzt war deutlich die ungewöhnliche Form der Abschürfung zu erkennen. Peter fand, dass die verbrannte und verkohlte Haut wie ein großes Y aussah. Er wollte die Mullbinde zurück auf die Wunde drücken, aber sein Kamerad schüttelte den Kopf.
    »Lass ruhig ein wenig Luft daran«, riet Zwirbelbart und erhob sich mühsam. »Was ist eigentlich mit deinem Zahn?«
    Peter schaute ihn verständnislos an. Seine Zunge wanderte im Mund umher, und erst
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