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Seelenraub

Seelenraub

Titel: Seelenraub
Autoren: Jana Oliver
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seufzte er in den Dreck. Sie suchten nach Riley Blackthorne, der siebzehnjährigen Tochter seines toten Kumpels Paul.
    Der Tag hatte schon beschissen angefangen, noch vor dieser paramilitärischen Razzia, die seine Nachbarn garantiert zusammen mit ihrem Morgenkaffee genossen. Kurz nach Sonnenaufgang war Riley heulend und verstört auf seiner Türschwelle aufgetaucht. Unter Tränen und Schluchzern hatte sie ihm ihre schwärzeste Sünde gebeichtet: Sie hatte die Nacht mit einem von Luzifers Getreuen verbracht.
    Schon als er Riley das erste Mal mit diesem Ori zusammen gesehen hatte, war Beck bewusst gewesen, dass der Typ nichts als Schwierigkeiten machen würde, aber er wäre nie auf die Idee gekommen, dass dieser Mistkerl ein gefallener Engel sein könnte.
    Warum er?
Selbst jetzt noch sah er Riley zusammengekauert und weinend vor sich auf der Couch sitzen, während er ihr genau diese Frage entgegengeschrien hatte. Nach allem, was Beck für sie getan hatte, hatte sie mit diesem …
Ding
rumgemacht.
    Als er Pauls Tochter einige fiese Beleidigungen an den Kopf geworfen hatte, zahlte sie es ihm mit gleicher Münze heim. Aus Angst, ihr Streit könnte weiter eskalieren, war Beck aus dem Haus gestürzt. Als er kurze Zeit später zurückgekehrt war, hatte die Eingangstür sperrangelweit offengestanden und das Team des Vatikans war bereits auf Beutejagd.
    Weitere hektische Wortfetzen flogen um ihn herum durch die Luft. Beck brauchte die Sprache nicht zu sprechen, um die Frustration herauszuhören. Da Riley nicht im Dreck neben ihm lag, ließ diese Razzia die Jäger ziemlich dumm dastehen. Sie würden einen Sündenbock brauchen, und Beck käme ihnen gerade recht. Eine neue Stimme mischte sich ein, die er wiedererkannte – der Hauptmann der Jäger. Offensichtlich hatte er sich schließlich doch noch entschlossen, zu dieser Party zu kommen.
    Ohne Vorwarnung wurde Beck grob auf die Knie gezerrt. Kaum war er in aufrechter Position, versuchte er seinen Mund an der Schulter abzuwischen, doch mit gefesselten Händen war das unmöglich. Ein Dämonenjäger mit einem Gewehr baute sich vor ihm auf, die Waffe zielte direkt auf seine Brust.
    Der Hauptmann der Einheit ging vor ihm in die Hocke. Die schwarzen Augen wirkten hart wie Stein. Elias Salvatore war zweiunddreißig, zehn Jahre älter als Beck. Er hatte einen mediterranen Teint, schwarze Haare und einen schmalen Spitzbart, dazu eine athletische Statur. Auf seinem marineblauen Rollkragenpullover prangten Achselstücke und das Emblem der Dämonenjäger – St. Georg, der den Drachen erlegt. Frisch gebügelte Hosen steckten ordentlich in den polierten Kampfstiefeln.
    »Mr Beck«, sagte er ruhig.
    »Hauptmann Salvatore. Was, zum Teufel, ist hier eigentlich los?«
    »Uns liegen Informationen vor, dass Riley Blackthorne bei Ihnen gewesen ist.«
    Wer hat dir das erzählt?
    »Sie war hier, vor einer Weile. Muss inzwischen gegangen sein.«
    Die Augen des Mannes wurden noch schmaler. »Wo ist sie?«
    »Keine Ahnung.« Er hätte wetten können, dass die Nachbarn gehört hatten, wie sie sich angeschrien hatten, also rückte er selbst mit der Wahrheit raus, für den Fall, dass die Jäger sich die Mühe machten, herumzufragen. »Wir haben uns gestritten.«
    »Worüber?«
    »Das geht Sie nichts an«, sagte Beck. Eine Sekunde später lag er wieder mit dem Gesicht im Dreck, einen schweren Stiefel im Rücken.
    Der Hauptmann gab einen knappen Befehl, und Beck wurde erneut hochgezerrt. Er warf einen Blick über die Schulter und stellte fest, dass der Stiefel Leutnant Amundson gehörte, dem Stellvertreter des Hauptmanns. Er war ein großer Mann, Nordeuropäer, und war nicht gerade für seine guten Manieren bekannt.
    Beck spuckte den Dreck aus. »Nehmen Sie mir die verdammten Handfesseln ab.«
    Salvatore gab Amundson ein Zeichen. Er hörte das leise Ritzen eines Messers, dann fielen die Fesseln ab. Amundson hatte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, ihm dabei den Handballen anzuritzen.
    Beck wischte sich die Hände an seiner Jeans ab und begutachtete die Verletzung.
    Der Hauptmann warf einen scharfen Blick über die Schulter des Gefangenen, dann scheuchte er seinen Leutnant mit einer Handbewegung fort. »Bitte entschuldigen Sie.«
    Beck schluckte seinen Ärger entschlossen herunter. Fausthiebe auszuteilen wäre im Moment keine kluge Taktik.
    Wussten die Jäger von Riley und dem gefallenen Engel?
Sie müssen. Warum sollten sie sonst nach ihr suchen?
Trotzdem wagte er es nicht, Mutmaßungen
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