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Seelenkuss / Roman

Seelenkuss / Roman

Titel: Seelenkuss / Roman
Autoren: Sharon Ashwood
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machte Ashe richtig sauer. Entweder glaubte er nicht oder es scherte ihn nicht, dass sie schießen könnte. Zudem griff er nicht mal nach seinen Waffen – Pistole, Messer, sonst was. Niemand war so cool, außer, er war irre oder ein Lügner.
    Er schaute ihr in die Augen. Lügner. Irrer. Eisberg. Sie konnte ihn nicht lesen. Er war wie Granit.
Verdammt!
Reynard betrachtete sie, wobei sein Körper fast so unwirklich regungslos verharrte, als wäre er nicht da, was sonst nur Vampire konnten.
    »Ich darf meinen Posten für ein oder zwei Stunden verlassen, ohne dass etwas geschieht. Ich bin ein Wächter, nicht einer der Gefangenen der Burg.« Mit seiner einen Hand tippte er auf das Heft seines Schwerts, und diese Geste erinnerte Ashe an einen Detective, der auf seine Dienstmarke deutete.
    »Warum suchen Sie nach mir? Und wie haben Sie mich gefunden?«
    »Es wurde in der Burg bekannt, dass Sie in diesem Fall tätig sind. Ich fand Sie, weil … nun ja, es das ist, was Wächter tun. Wir finden diejenigen, nach denen wir suchen.« Die Andeutung eines Lächelns, die er zeigte, machte sein Gesicht um nichts weicher. »Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie nicht erfreut sind, mich zu sehen? Ich bin erschüttert!«
    Den letzten Teil ignorierte Ashe geflissentlich. »Okay, Sie haben mich also gefunden. Und wieso haben Sie überhaupt nach mir gesucht?«
    »Um Ihnen zu helfen. Vermutlich sollte ich jedoch zunächst einmal den Umstand würdigen, dass es mir neuerdings gestattet ist, mich in der Welt jenseits des Burgreichs aufzuhalten.« Reynard schaffte es, sich umzusehen, ohne dabei ihren Finger am Abzug aus den Augen zu lassen.
    »Mhm.«
    Nun bemerkte Ashe einen Anflug von Unsicherheit, als er einen Mundwinkel minimal herabzog. »Hier sieht es gänzlich anders aus, als ich die Welt in Erinnerung habe.«
    »Wir befinden uns in einem Damenwaschraum.«
    Er schien verwirrt. »Ein Waschraum? Ich sehe nirgends Badewannen. Kein Damengemach sah jemals aus wie dieses.«
    O Göttin!
Ashe gab auf und nahm ihre Waffe herunter. »Warum sind Sie gekommen, um mir zu helfen?«
    Reynard zuckte beiläufig mit den Schultern, registrierte indessen kaum, dass er nicht weiter mit der Waffe bedroht wurde. Ashe versuchte, nicht wütend zu sein. Schließlich demonstrierte sie ihm ihr Vertrauen. Ja, dies war die neue, die bessere Ashe Carver, die nicht erst pfählte und dann Fragen stellte. Hätte er da nicht ein bisschen dankbar sein können?
    Er lehnte seine alte Waffe gegen die blitzende Kachelwand. »Die Wächter wissen etwas über die Kreatur, die Sie jagen.«
    Die Art, wie er seine Hände auf dem Rücken verschränkte, wirkte sehr altmodisch, aber zugleich auch autoritär. Was ihm stand. Ashe kam der Gedanke, dass sein Captain-Titel ein Überbleibsel aus seiner menschlichen Existenz sein könnte.
    »Was?«, fragte sie und ermahnte sich, auf die Sache konzentriert zu bleiben statt auf ihre ekstatischen Hormone.
    »Die Kreatur entkam aus der Wildnis tief unten in der Burg. Ich weiß nicht, warum oder wie. Sie würde sich gewöhnlich nicht bewohntem Gebiet nähern.«
    »Und warum tut sie es jetzt doch?«
    »Ich nehme an, dass jemand sie freiließ, was morgen zu erkunden wäre. Heute Nacht fangen wir die Kreatur, und das wird nicht einfach. Sie ist schnell. Sie brauchte lediglich einen kurzen Moment, um an unseren Männern vorbei – und durch das Portal in Ihre Welt zu gelangen.« Er machte sich noch gerader, sofern das möglich war. »Sie ist unseren Wachen entkommen, folglich müssen wir helfen, sie wieder einzufangen.«
    Ashe strich sich das Haar nach hinten. Reynard folgte der Geste mit seinem Blick. Etwas Dunkles und ausgesprochen Männliches huschte über seine Züge, war jedoch gleich wieder fort. Für einen Sekundenbruchteil hatte seine verschlossene Miene sich geöffnet, und was Ashe erblickte, machte sie noch angespannter. Nein, die Wächter kamen nicht oft nach draußen. Die Burg hielt sie unsterblich, unterdrückte allerdings auch ihre animalischen Triebe, und zwar vollends.
    Nur hielt Reynard sich jetzt nicht in der Burg auf. Er behauptete, dass nichts geschähe, wenn er sie verließ.
Blödsinn!
Dieser böse Junge, den sie eben gesehen hatte, wollte heraus!
    Prompt meldete Ashes Vorsicht sich zurück, und sie versteifte ihre Schultern. Vorsicht und Neugier.
    »Was für eine Kreatur ist das?«, fragte sie. Ob sie den Mann oder die Bestie meinte, konnte sie selbst nicht sagen.
    »Ein Phouka.«
    Ashe versuchte, sich zu erinnern, was genau
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