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Seelenkuss / Roman

Seelenkuss / Roman

Titel: Seelenkuss / Roman
Autoren: Sharon Ashwood
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Senkgarten. Das war früher mal ein Steinbruch. Steile Treppen, finstere Nischen, tonnenweise Spaß.«
    Selbst in der Dunkelheit konnte sie sein Stirnrunzeln erkennen.
    »Nicht ideal, ich weiß.«
    Er zuckte mit den Schultern, und seine Miene verschloss sich erneut vollkommen. »Mein Vater wettete, ich würde bei einem albernen Jagdunfall zu Tode kommen.«
    »Ach ja?«
    »Mir graut vor dem Gedanken, denn einmal hatte er recht, was mich betraf.«
    Ashe war nicht sicher, dachte aber, er hätte einen Scherz gemacht. Dieser Mann war verdammt schwer zu deuten! »Folgen Sie mir!«
    Ashe lief halb geduckt den Weg hinauf. Ihre Waffe gezogen, fest mit beiden Händen umklammert, war sie feuerbereit und bewegte sich fast lautlos. Den Waffenlauf hatte sie allerdings gen Himmel gerichtet, denn es wäre unklug, aus lauter Nervosität versehentlich auf die Sträucher zu schießen.
    Reynard folgte ihr, ohne einen Pieps von sich zu geben, weil sie die Führung übernahm. Das war mal eine erfrischende Abwechslung, verglichen mit den anderen Jägern, denen sie begegnet war! Man gebe einem Jungen einen Pflock, und schon hielt er sich für Rambo, Doctor Doom und Lawrence von Arabien in braungebrannter Personalunion!
    »Was ist das für ein Gestank?«, fragte Reynard so leise, dass seine Worte das sanfte Blätterrascheln kaum übertönten.
    Ashe blieb stehen. Schlechte Gerüche konnten auf Leichen hindeuten. Oder auf Gift. Oder auf das Parfum von unaussprechlichen Monstern. Sie fing einen Hauch von dem ekligen Gestank ein und entspannte sich. »Das ist ein Hamburger-Stand. Die sollten dringend ihre Grillplatte putzen.«
    »Das ist Essen?« Reynards geflüsterte Worte troffen vor Zweifel.
    »Eine Art, ja.«
    »Anscheinend habe ich zu lange keines mehr gekostet, denn es kommt mir gar nicht bekannt vor.«
    Sarkasmus gepaart mit zuckersüßer Unschuld. Das war unschwer zu erkennen. »Hat Mac das nicht alles geändert? Ich dachte, dieser Tage könnt ihr Jungs essen und trinken.«
    »Die Veränderungen betreffen nur die neuen Wachen.«
    »Sie nicht?«
    Ashe vergaß ihre Vorsicht für einen winzigen Moment und blickte hinter sich. Reynard stand unter einer Oregon-Eiche, die gerade erst austrieb. Ein roter Strahler beleuchtete die Zweige, so dass sie wie krumme blutige Finger aussahen. Das seltsame Licht machte den Weg noch dunkler.
    Ashe konnte nur mit Mühe die Umrisse des Captains und die blassroten Reflexionen seiner Uniformknöpfe ausfindig machen. Sie wirkten wie eine Reihe glühender Augen.
    »Unsere Dienstbedingungen haben sich nicht verändert.«
    Es klang eher nach einer Abfuhr als nach einer Erklärung. Die alten Wachen brauchten also keine Weichei-Annehmlichkeiten wie Essen. Bei seinem Tonfall überlief Ashe ein Kälteschauer, wie man ihn bekommt, wenn einem plötzlich in den Nacken gepustet wird. Verwirrt wandte sie sich wieder nach vorn und schlich weiter. »Tja, meine Tochter isst sehr gern Burger«, entgegnete sie ein bisschen beleidigt.
    Vor ihrem geistigen Auge blitzte ein Bild der zehnjährigen Eden auf, die sich strahlend über das ach so ungesunde Junkfood hermachte. Sie verscheuchte den Gedanken schnell wieder, weil sie momentan die Gefühle nicht gebrauchen konnte, die er mit sich brachte: Zweifel, Wut, Verlustangst. Für ein Kind zu sorgen war bisweilen ganz schön beängstigend.
    Aber wenn Ashe sich nicht konzentrierte, gefährdete sie Reynard und sich.
    Zu ihrer Linken befand sich eine hohe Felssteinmauer, zu ihrer Rechten ein Blumenmeer, das in eine weite Rasenfläche überging. Der Wind säuselte im Frühlingsgras. Die Bestie, sofern sie in der Nähe war, machte keinen Mucks. Ashe suchte alles ab. Ihr taten schon die Augen vor Anstrengung weh. Eine Minute verging, vielleicht zwei.
    »Sie haben ein Kind?« Jetzt hörte Reynard sich vorsichtig an, als hätte er gründlich darüber nachgedacht, könne es aber trotzdem nicht recht glauben. Ashe fühlte beinahe, wie sehr seine guten Manieren ihn erstickten.
    »Ja. Okay, ich bin nicht gerade der mütterliche Typ, ich weiß. Finden Sie sich damit ab!«
    Sie hörte, wie er Luft holte, doch er schwieg. Kluges Kerlchen!
    Der Weg machte eine scharfe Biegung weg von der Rasenfläche. Nun waren zu beiden Seiten steile Hänge, an denen Bäume und Sträucher die Sicht einschränkten. Dies war der Abschnitt, der Ashe am meisten Sorge bereitete. Ein Angreifer hätte hier das Überraschungsmoment sowie die erhöhte Lage auf seiner Seite.
    Reynard schloss auf, bis er eher neben als
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