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Seelenfinder

Seelenfinder

Titel: Seelenfinder
Autoren: Rita H. Naumann
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lachte. „Hoffentlich regnet es nicht den ganzen Tag.“
    „Glaube ich nicht“, sagte Dornbusch und konzentrierte sich auf den Ve r kehr, der jetzt dichter geworden war.
    Er blickte in den Rückspiegel. Hinter ihm blinkte ein Wagen mit seinen Scheinwerfern. Er wollte vorbei fahren. Dornbusch lachte vor sich hin und trat mit dem Fuß kräftig auf das Gaspedal. Er hatte es ebenfalls eilig. Der schwere Motor reagierte unverzüglich auf seinen Druck, und sie brausten auf der linken Spur der Autobahn dahin. Der andere Wagen kam wieder langsam näher. Plötzlich kam ihm eine Idee.
    Er nahm seinen Fuß vom Gas weg, blinkte und setzte auf die rechte Spur. Der andere holte rasch auf. Dornbusch sah aus dem Fenster zu dem vorbe i sausenden Auto. Nur schemenhaft konnte er ein Gesicht erkennen. Es war schmal und blass. Sarah! Sie grinste ihm zu und winkte mit der Hand.
    Einen Moment schien sie zu zögern, dann riss sie das Fahrzeug nach rechts herüber. Eine kurze Sekunde war Dornbusch wie geblendet, dann klärte sich sein Blick. Der Wagen holperte über die Straße. Er blickte zu Sarah hinüber. Sie grinste.
    Mit aller Kraft drehte Dornbusch das Lenkrad nach rechts , doch Sarahs W a gen war im Weg. Er spürte, wie die Räder blockierten, und sah einen grellen Lichtschein. Dann merkte er, wie der Wagen durch die Luft sauste. Er holte tief Atem und erwartete das Krachen und Splittern. Doch es blieb aus. Stat t dessen war er wieder ein kleiner Junge und saß in einem Pferdewagen, fuhr in eine fremde Umgebung.
    Er hörte den Kies unter den Rädern knirschen. Es war helles strahlendes Tageslicht. Etwas war schief gegangen. Die Zeit war aus den Fugen geraten.
    Dann verschwand der ganze Spuk, und er fühlte, wie das Lenkrad zerspli t terte. Einen Moment blickte er wie betäubt auf seine Hände, die sich an die Bruchstücke des Lenkrades klammerten, das kein Lenkrad mehr war. Im nächsten Augenblick stürzte er in eine ferne Finsternis. Irgendwo, tief ve r borgen in der stummen regungslosen Dunkelheit, rief jemand seinen N a men. Er hallte dumpf und metallisch in seinem Kopf, und die Silben rollten auf ihn zu wie Meereswogen.
    „Ihr Körper ist jetzt wertlos, Dornbusch, mögen sich die Ärzte um den Rest kümmern. Ich nehme Ihr ICH und das von Melanie mit zum Saparus. Die Bewusstlosigkeit, die das schöne Mädchen befallen hat, ist eine sehr tiefe und währt etliche Stunden.“
    „Was ist mit ihr? “, fragte Dornbusch und blickte zu Quoll , der einem alten Mann freundlich zunickte, der vorüber schritt .
    „Ihr ist nichts passiert. Sie ist wie durch ein Wunder unverletzt geblieben. Auch die Unfallverursacherin, Sarah lebt, doch ist ihr Körper unwiede r bringlich zerschmettert.
    Sie kann nicht mehr sehen, nicht fühlen, nicht schmecken. Sie ist nur noch eine Hülse, die ein lebendiger Organismus geblieben ist. Aber kommen Sie, ich bringe Sie zum
    See der Hoffnung . Dort werden Sie sich ausruhen können.“
    Quoll schritt über eine große Hängebrücke. Dornbusch und Melanie fol g ten ihm. Sie kamen an eine Lichtung und dann sahen sie den großen See. Die Wellen kräuselten sich leise und in der Ferne sah man weiße Boote d a hin gleiten.
    „Herrlich! “, rief Melanie. „ Ganz wunderbar! Warum stehen die vielen Häuschen hier?“ fragte sie.
    In diesem Moment kamen einige Frauen und Männer an das Ufer und grüßten Quoll freundlich.
    „Die Häuser sind für diese Kranken gebaut. Der See hat ihre Wunden g e heilt und nun wollen sie nicht mehr von hier weg. Warum sollten sie auch, wo sie doch alle wie in einer Gemeinschaft leben."
    „Was haben diese Menschen gehabt? “, fragte Dornbusch und beobachtete die Gruppe, die sich im Kreis in dem weißen Ufersand niederließen und still vor sich hin starrten.
    „Was machen sie jetzt? “, flüsterte Jana.
    „Sie meditieren. Diese Erme waren von einer schweren Krankheit befallen, auf der Erde nennt man sie Lepra. Das Wasser dieses Sees hat sie geheilt. Es heilt alle Wunden, wenn man hineinsteigt.“
    „Warum beachten sie uns nicht? “, fragte Melanie und war im Begriff das Kleid abzustreifen und in den See zu steigen.
    „Es sind Erme. Sie können Sie nicht sehen“, antwortete Quoll .
    „Was willst du tun, Melanie ? “, fragte Dornbusch verwundert, als er sah , dass sie nackt zum Ufer schritt und die Füße ins Wasser hielt.
    „Ich will meine Wunden heilen, die ich mir bei dem Verkehrsunfall zug e zogen habe“, sagte sie und sprang mit hochgesteckten Armen ins
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