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Seelenfeuer

Seelenfeuer

Titel: Seelenfeuer
Autoren: Barbara Wood
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den Bruder, bis er sie losließ und floh, die Arme zum Schutz gegen die fallenden Steine erhoben.
    Selene rannte um das ganze Domus herum und suchte verzweifelt nach einem Zugang, aber überall stießen die Flammen sie zurück.
    »Pindar«, schluchzte sie hilflos und rannte jetzt zurück zum Hauptportal, wo gelbe Flammen an den stattlichen Säulen leckten. Die Hitze war wie eine unüberwindliche Mauer. Über dem Eingangstor knallte es. Das steinerne Gesims mit der Aufschrift ›Schlaf ist das beste Heilmittel des Schmerzes‹ zerbarst, und es hagelte Marmorbrocken.
    Selene schaute hinauf. Sie warf die Arme hoch, aber das konnte sie nicht retten. Ein faustgroßer Brocken traf ihren Kopf. Sie stürzte bewußtlos zu Boden.
     
    Während Andreas und Paulina durch die Straßen liefen, die sich zum Esquilin hinaufwanden, schauten sie immer wieder zurück, um zu sehen, wo es brannte. Aber immer wieder war ihnen die Sicht versperrt, von einem Haus, einer Mauer, einer Gruppe Zypressen. Im August waren Brände in der Stadt beinahe eine Alltäglichkeit; kaum ein Tag verging, ohne daß Rauchschwaden durch die heiße Sommerluft zogen und ein feiner Ascheregen auf Häuser und Gärten niederging. Erst als sie den Gipfel des Hügels erreichten, wo ihre Häuser standen, sahen sie es.
    »Die Insel!« rief Paulina entsetzt.
    »Selene ist da unten.« Andreas wandte sich Paulina zu. »Hör zu. Das Schiff ist die
Bellerophon,
der Kapitän heißt Naso. Hol Valerius und geh mit ihm sofort zum Schiff.«
    »Aber –«
    »Schnell, Paulina. Hast du einen Sklaven, auf den du dich verlassen kannst?«
    »Ja –«
    »Nimm alle Wertgegenstände mit, die du tragen kannst – Schmuck und Geld. Und beeile dich.«
    »Nein, ich gehe mit dir, Andreas!«
    »Nein! Ich laufe hinunter und hole Selene und das Kind. Wir treffen dich auf dem Schiff. Mach schnell, Paulina. Naso will mit der Ebbe auslaufen.«
    »Aber er wird doch auf dich warten!« rief sie.
    »Ich habe ihm gesagt, das soll er nicht tun. Wenn du mit Valerius an Bord bist, wird die Gefahr für ihn so groß, wie sie für uns ist. Wenn Selene und ich nicht rechtzeitig kommen, müßt ihr segeln, Paulina. Irgendwie werden wir schon aus der Stadt herauskommen. Geh jetzt!«
    Ohne ein weiteres Wort drehte sich Andreas um und rannte den Weg zurück, den sie soeben heraufgekommen waren. Als er die Garde der Kaiserin um eine Straßenecke kommen sah, drückte er sich in eine Tornische. Er spähte die Straße hinauf und hinunter. Vor ihm war der Himmel glühend rot. Der Rauch des Feuers zog zu den Hügeln hinauf. Seine Augen brannten, und Tränen verschleierten seinen Blick.
    Als Andreas zwei der Wachen vor Paulinas Tor anhalten sah, huschte er aus der Nische und schlich sich an der Mauer entlang bis zu einer schmalen Gasse, die zwischen zwei Villen hindurch zur Parallelstraße führte. Er rannte durch die Gasse, fand eine Stelle, wo tiefhängende Zweige sich über die Mauer neigten, zog sich hoch und sprang von der Mauer auf die andere Seite.
    Er landete im Garten hinter Paulinas Villa, nicht weit von den Sklavenquartieren. Von der anderen Seite des Hauses konnte er das Getöse der Soldaten hören, die versuchten, das Tor einzuschlagen.
    Paulina kam ihm entgegengelaufen, den schläfrigen Valerius auf den Armen. Andreas nahm ihr den Jungen ab und zog sie eilig unter die Bäume an der Gartenmauer.
    »Meine Sklaven!« sagte Paulina. »Agrippina wird sie alle töten lassen.«
    »Klettere hinauf«, befahl Andreas Valerius und half ihm auf den Baum. »Wenn du oben bist, steigst du auf die Mauer und springst drüben hinunter. Dann wartest du und hilfst deiner Mutter herunter. Du bist jetzt ein Mann, Valerius. Du mußt dich um sie kümmern.«
    Der kleine Junge war plötzlich hellwach und kletterte gewandt wie ein Äffchen den Baum hinauf. Nachdem Andreas auch Paulina hinaufgeholfen hatte und sah, daß sie zurechtkam, rief er: »Vergiß nicht. Das Schiff heißt
Bellerophon
. Und macht schnell!« Dann drehte er sich um und lief zum Sklavenhaus.
    »Los!« rief er den Leuten zu, die sich ängstlich zusammendrängten. »Lauft! Flieht!«
    Sie rührten sich nicht.
    »Lauft fort!« rief er wieder.
    Sie starrten ihn an wie verängstigte Tiere.
    Als er das Splittern und Krachen des Tores vernahm und gleich darauf polternde Schritte und laute Rufe, machte er kehrt und rannte zur Mauer zurück. Er zog sich den Baum hinauf, und als er in die Gasse hinuntersprang, hörte er drüben die Soldaten in den Garten stürmen.
     
    Das
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