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Seekers - Die Letzte Große Wildnis: Band 4 (German Edition)

Seekers - Die Letzte Große Wildnis: Band 4 (German Edition)

Titel: Seekers - Die Letzte Große Wildnis: Band 4 (German Edition)
Autoren: Erin Hunter
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verbringen konnten. Er leckte sich die Tatzen und spürte das warme Fleisch in seinem Magen, als in seinem Kopf eine leise Stimme erklang. Ujurak erstarrte, denn sie flüsterte: Nicht das Ende.
    Ihm juckte der Pelz, als krabbelten Tausende von Ameisen darin herum. Schweigend erhob er sich und entfernte sich unter dem Vorwand, aus einem Tümpel Wasser trinken zu wollen. Er spitzte die Ohren und lauschte, für den Fall, dass die Stimme wiederkam.
    Er kannte diese Stimme.
    Sie hatte viele Monde zuvor in einer kalten Nacht unter hellem Sternenhimmel das erste Mal zu ihm gesprochen. Folge dem Wegweiserstern, hatte sie gesagt, und als er emporgeblickt hatte, war da ein Stern gewesen, der heller leuchtete als alle anderen. Zunächst hatte Ujurak nicht auf die Stimme gehört. Aber in den stillen Augenblicken, wenn er sich zum Schlafen zusammenrollte oder ehe er sich am Morgen erhob, sprach sie immer wieder zu ihm. Du wanderst nicht allein, flüsterte sie ihm zu.
    Doch wenn sich Ujurak umsah, war nichts als Wald da, eingehüllt in tiefe Dunkelheit. Er kam sich vor, als wäre er der einzige Bär auf der ganzen Welt. Sie werden dich finden, raunte ihm die Stimme zu. Als er dem Braunbären Toklo dann begegnet war, hatte er die Worte verstanden. Danach hörte er auf die Stimme. Immer wenn er Zweifel an ihrer Reise gehabt hatte, hatte ihn die Stimme in seinem Kopf angetrieben, sanft, aber unnachgiebig. Mit der Zeit meinte er zu wissen, wer hinter dieser Stimme steckte, wer an die Grenzen seines Gedächtnisses reichte, an die allerersten Dinge, an die er sich erinnerte.
    Ujurak trank das eiskalte Wasser aus dem Tümpel. Über ihm glitzerte schwach ein einzelner Stern am graublauen Himmel. Nicht das Ende, flüsterte die Stimme erneut.
    Das verstehe ich nicht!, widersprach Ujurak im Stillen und blickte empor zum Wegweiserstern.
    Da sah er über den Bergen einen winzigen schwarzen Punkt über den Himmel wandern – nein, es waren drei schwarze Punkte. Sie kamen näher, dem Bergrücken folgend, und Ujurak hörte in der Ferne ein Summen. Als die Punkte größer wurden, traf ein Strahl der Abendsonne blitzend auf glänzendes Metall. Schwirrvögel, dachte Ujurak entsetzt. Er sah sich zu seinen Gefährten um. Sie hatten die Punkte am Himmel noch nicht entdeckt, da sie sich darüber stritten, ob es sich nun auf Bäumen oder in Höhlen besser leben ließ.
    Ujurak beobachtete, wie die Schwirrvögel in der Ferne verschwanden. Ihm kribbelte das Fell. Schwirrvögel gehörten zu den Flachgesichtern – es waren Feuerbiester, die durch die Luft flogen. Was hatten sie hier zu suchen?
    Ujuraks Blick wanderte wieder zu seinen Freunden. Lusa stupste Toklo gerade mit einem gespielten Knurren in die Seite, weil er behauptet hatte, die Bäume hätten viel zu viele Äste, als dass man es sich darin gemütlich machen könnte. Sie sahen glücklich aus. Ujurak spürte das Herz in seiner Brust hämmern.
    Aber ich habe sie hergebracht – an diesen Ort, sagte er sich. Wir können sonst nirgendshin .
    Nicht das Ende, wiederholte die Stimme.
    Was soll ich denn tun?, fragte Ujurak zurück.
    Er lauschte auf eine Antwort. Doch er hörte nichts als den Wind, der durch die langen Gräser strich, und den Ruf einer Seemöwe.

2. Kapitel
    Lusa
    Lusa stand auf einem grasbewachsenen Hügel und blickte in die Ferne. Der kalte Wind drückte ihr das Fell flach ins Gesicht und trieb ihr die Tränen in die Augen. Er führte den Geruch von Eis und Fisch mit sich. Am Horizont konnte sie gerade noch den weißen Saum des Meeres sehen. Fröstelnd dachte sie an das Eis, nach dem sich Kallik so sehnte. Dort gehörte sie nicht hin – ihre Heimat war hier, inmitten von Bäumen und hohem, schützendem Gras.
    »Wir haben es geschafft!«, murmelte sie.
    Ihre Suche war zu Ende! Sie hatte alle Gefahren und Mühen der langen Wanderung überstanden, war mit ihren Freunden in Sicherheit und konnte endlich leben wie ein richtiger wilder Schwarzbär.
    Die Sonne, die gerade aufging, warf Lusas Schatten auf den Boden. Ein neuer Tag brach an.
    »He, du Wolkenhirn!« Toklo tauchte hinter ihr auf und stupste sie sanft mit der Schnauze in die Seite. »Träumst du? Ich habe dich dreimal gerufen!«
    »Tut mir leid«, entschuldigte sich Lusa und erwiderte Toklos Gruß. Da er viel größer war als sie, musste sie sich ordentlich strecken.
    »Ich habe uns ein paar Hasen gefangen«, fuhr Toklo fort. »Aber wenn du nichts abhaben willst, dann fresse ich sie eben allein.«
    »Untersteh dich!«, rief
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