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Sechseckwelt 05 - Dämmerung auf der Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 05 - Dämmerung auf der Sechseck-Welt
Autoren: Jack L. Chalker
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gefährlichste Frau, die ich je gekannt habe. Und sie denkt wie er. Im übrigen müssen wir, glaube ich, eine Sondersitzung des Rates einberufen – Norden und Süden.«
    Der Czillaner wirkte erstaunt.
    »Ist der Norden nötig?«
    »Ja. Das ist auch seine Sache, wissen Sie. Und bedenken Sie folgendes: Mir liegen Berichte über eine große Zahl von Neuzugängen vor, die Nord-Geschöpfe geworden sind.«
    »Aber das ist doch ausgeschlossen!«
    »Nein. Wir haben – hier im Süden nur 780 Hexagons, alle sorgfältig im Gleichgewicht. Die Bevölkerung wird vom Schacht am Leben und stabil gehalten, so daß sie die vorhandenen Hilfsmittel nie überfordert. Sie ist schon überbelastet. Wir verdoppeln die Bevölkerung, ist Ihnen das klar? Und sie nehmen kein Ende. Der Schacht hat also auf sein Notsystem zurückgegriffen und damit angefangen, auch die nördlichen Sechsecke aufzufüllen, damit er die Flut bewältigen kann. Und das heißt, daß Brazil jetzt auch viele Anhänger im Norden besitzt.«
    »Aber er kann an der Nordpol-Zone nicht vorbei«, wandte der Czillaner ein. »Sie wissen, daß die Schacht-Zugänge so nicht funktionieren.«
    »Ich weiß nur, daß vor Jahrhunderten ein ganzer Haufen von Südländern, Tschang eingeschlossen, nach Norden ging. Wir können es uns nicht leisten, irgend etwas zu übersehen. Es sähe dem Mistkerl ähnlich, nach Zone zurückzukommen, zu Zone Nord zu gehen und eine Avenue von der anderen Seite her zu erreichen. Wer würde damit rechnen?«
    »Ich veranlasse die Ratssitzung«, erwiderte das Pflanzengeschöpf bescheiden. »Sonst noch etwas?«
    »Ja. Ich brauche so schnell wie möglich Berichte über Tschang und die beiden anderen, die mit ihr hergekommen sind. Ich möchte wissen, was sie sind, wo sie sind und was sie jetzt treiben. An die Arbeit!«
    Der Czillaner entfernte sich eilig, und die Tür zur Ulik-Botschaft in Zone Süd schloß sich zischend. Serge Ortega lehnte sich müde auf seinen massiven, geringelten Schlangenschwanz zurück und seufzte, die sechs Arme nachdenklich verschränkt. Er schaukelte langsam hin und her, als meditiere er. Tatsächlich war er tief in Gedanken. Man hörte keinen Laut.
    Ganz plötzlich wurde die Stille von einem Räuspern unterbrochen.
    Ortega zuckte zusammen und fuhr herum, von dem Laut tief verstört. Er erstarrte und gaffte mit großen Augen den Eindringling an, der lässig auf einer feldbettartigen Liege hockte.
    Das Wesen war vom Typ 41 – ein Mensch, wie Ortega einst einer gewesen war, aber das lag so lange zurück, daß er beinahe vergessen hatte, wie das gewesen war. Schlaksig, mit dunklem Teint und schmalem, knochigem, spitz zulaufendem Gesicht, trug das Wesen ein kariertes Arbeitshemd, eine dicke Hose und abgewetzte Stiefel. Einen Augenblick lang dachte Ortega, Brazil vor sich zu haben, und ein elektrischer Schlag durchzuckte ihn. Aber nein, sagte er zu sich selbst. Brazil konnte sich auf vielerlei Weise maskieren, aber nicht einen halben Meter oder noch mehr größer wirken, wenigstens nicht so überzeugend.
    »Wer, zum Teufel, sind Sie, und wie sind Sie hier hereingekommen?« fragte Ortega.
    Der Mann drehte sich herum, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und wirkte behaglich und ein wenig belustigt.
    »Sagen Sie einfach ›Zigeuner‹ zu mir«, erwiderte er leichthin. »Das tun alle. Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich rauche?«
    Seine anmaßende Art ärgerte Ortega, aber die Neugier überwand alle anderen Gefühle.
    »Nein, nur zu.«
    Zigeuner griff in die Brusttasche und zog eine lange, dünne Zigarette in Kom-Art aus einer Packung, holte ein kleines, silbernes Feuerzeug heraus und zündete sie an. Blaugrauer Rauch kräuselte sich, als er paffte.
    »Danke«, sagte er, steckte das Feuerzeug wieder ein und machte es sich erneut bequem. »Üble Angewohnheit, ich weiß, aber praktisch. Bei dem Monopol von Ambreza auf Tabak hier, sind sie mehr wert als Gold.«
    An Ortegas Rückgrat lief etwas Kaltes auf und ab.
    »Das müssen Sie bei einem Aufnahmegespräch gehört haben, vermutlich bei einem mit Brazil«, riet er. »Die Menschen hier haben nicht viel Ähnlichkeit mit Ihnen. Sie sind gerade hier angekommen. Es wundert mich, daß man Sie nicht erschossen hat.«
    Zigeuner lachte leise.
    »Man hat mich nicht erschossen, weil ich in Wirklichkeit nicht gerade angekommen bin. Ich bin schon seit Wochen hier. Hergekommen bin ich durch das Zone-Tor.«
    »Jetzt weiß ich, daß Sie lügen«, beschuldigte ihn der Ulik. »Die Ambreza würden zur Zeit keinen
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