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Sechseckwelt 05 - Dämmerung auf der Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 05 - Dämmerung auf der Sechseck-Welt
Autoren: Jack L. Chalker
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können. Ihr Einfluß hier ist immer noch groß. Sie wissen das so gut wie ich. Sie können die meisten von diesen kleinen Leuten unter Druck setzen. Wir brauchen Zeit, Ortega. Wir brauchen Sie, damit Sie uns diese Zeit verschaffen.«
    Serge Ortega lehnte sich zurück und seufzte wieder.
    »Wie sieht Ihr Plan also aus?«
    Zigeuner lachte trocken.
    »O nein. Wir trauen Ihnen ungefähr so weit, wie Sie uns. Alles der Reihe nach. Aber Sie kennen Ihre Rolle – falls Sie es tun. Von Ihnen erfordert das nicht wirklich einen Preis, das versichere ich Ihnen. Sie haben Brazils Wort dafür, und Sie wissen, daß es gilt.«
    »Ich werde tun, was ich kann«, erwiderte der Schlangenmann, dem Anschein nach aufrichtig.
    Zigeuner stand auf, zertrat seine Zigarette auf dem leuchtenden Boden und schaute sich in dem großen Büro um.
    »Sagen Sie, Ortega, wie halten Sie das aus – hier ständig festzusitzen, Jahr um Jahr, so lange Zeit? Ich glaube, ich würde den Verstand verlieren und mich umbringen.«
    Ortega lächelte schwach.
    »Für mich ist es leicht, wissen Sie. Ich brauche nur zum Zone-Tor zu gehen und bin zu Hause. Ich bin über zweitausend Jahre alt, wissen Sie. Zu alt. Aber was mich am Leben hält, hält mich hier fest. Das sollten Sie wissen.« Seine Stimme sank zu einem verträumten Flüstern herab, und er schien nicht seinen Besucher oder die Wand anzublicken, sondern etwas hinter der Wand, etwas, das nur er sehen konnte. »Noch einmal Wind und Regen zu spüren und ein letztes Mal die Sterne sehen. O Gott! Wie ich davon träume!«
    »Warum tun Sie es dann nicht? Oder wenigstens dann, wenn das alles vorbei ist.«
    Der Ulik schnaubte verächtlich.
    »Sie begreifen meine Falle gar nicht, wie? Ich bin katholisch, Zigeuner. Kein guter Katholik, vielleicht, aber trotzdem Katholik. Und dahin zurückzugehen – das wäre Selbstmord. Ich kann mich einfach nicht dazu überwinden, verstehen Sie? Ich kann mich einfach nicht selbst umbringen.«
    Zigeuner schüttelte staunend den Kopf.
    »Jeder schafft sich seine eigene Hölle, nicht wahr?« murmelte er, fast unhörbar leise. »Wir schaffen sie und leben darin. Aber welche Hölle könnte schlimmer sein als diese?« Er sah Ortega ins Gesicht und sagte lauter: »Sie werden in Kürze von Brazil selbst hören, und ich bleibe in Verbindung.« Damit ging er zur Bürotür, die sich für ihn öffnete, und trat hinaus. Sie ging hinter ihm wieder zu, und zurück blieben nur der Stummel am Boden und der Geruch nach altem Zigarettenrauch als Hinweis darauf, daß er jemals hier gewesen war.
    Der Ulik verlor keine Zeit. Er drückte eine Taste des Sprechgeräts nieder.
    »Achtung! Einen Typ 41 festnehmen, der eben die Ulik-Botschaft verläßt!« Er beschrieb Zigeuners Kleidung.
    Am anderen Ende blieb es einen Augenblick still, dann antwortete der Posten vor der Tür hörbar verwirrt: »Aber Sir, ich stehe seit einer Stunde genau vor Ihrer Tür. Niemand ist herausgekommen. Jedenfalls keine Seele nach dem Czillaner. Und ganz bestimmt kein Typ 41.«
    »Aber das ist doch unmöglich!« brüllte Ortega, dann schaltete er ab und blickte hinüber auf den Boden. Zu seiner großen Erleichterung war der zerdrückte Zigarettenstummel noch da.
    Das Sprechgerät summte, und er meldete sich kurz angebunden.
    »Hier Botschafter Udril«, sagte eine vom Übersetzer gefärbte Stimme.
    »Bitte«, sagte Ortega zum Botschafter aus Czilla.
    »Die Informationen zu den drei Neuzugängen: Der eine, Marquoz, ist ein Hakazit und, tja, es ist schwer zu glauben, nach nur wenigen Wochen…«
    »Ja?«
    »Nun, Botschafter, er scheint der neue Chef der Geheimpolizei von Hakazit zu sein.«
    Ortega mußte beinahe nach Atem ringen.
    »Und die anderen?«
    »Die Frau, Yua, scheint Mit-Awbri mit erstaunlicher Leichtigkeit zum Eintritt in eine Art militärische Streitmacht zu bewegen. Und was Mavra Tschang angeht…«
    »Nun?« fragte Ortega scharf. Er hatte das Gefühl, daß ihm die Kontrolle immer mehr zu entgleiten drohte.
    »Sie scheint als Dillianerin aufgetaucht zu sein, einige Einheimische als Helfer rekrutiert zu haben und, nun ja, verschwunden zu sein.«
    »Verschwunden! Wohin? Wie?«
    »Vor einigen Tagen gingen sie und eine kleine Gruppe von Dillianern in die Berge von Gedemondas. Seitdem hat niemand mehr etwas von ihr gehört.«

Hakazit
    Es war rauhes Land. Der Planet, für den es als Laborvorlage diente, muß höllisch gewesen sein, dachte Marquoz. Das Gelände war eine verbrannte, abstoßende, hartgestampfte Wüste mit
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