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Sechseckwelt 04 - Rückkehr auf die Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 04 - Rückkehr auf die Sechseck-Welt
Autoren: Jack L. Chalker
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Ortega, der immer noch nicht wußte, wie er vorgehen sollte, rief die Botschaft der Czillaner an, erklärte die Lage und riet der Rasse gelehrter Pflanzenwesen, die Krisenzentrale in ihrem Forschungskomplex zu aktivieren. Man werde eine Konferenz einberufen müssen, die alle siebenhundertundeinen Botschafter umfaßte, von denen es in Zone zur Zeit Botschaften gab. Ortega wollte sie gerade anberaumen, als seine Sprechanlage summte.
    »Ja?« sagte er gereizt.
    »Sir! Es ist unfaßbar! Wir haben die letzte Gruppe kaum durchgeschleust, als eine zweite erschien! Mindestens ebensoviele wie vorher! Sir! Was sollen wir tun?«
    Ortega seufzte. Es blieb ihm keine Zeit. Gar keine. »Wenn ich das wüßte«, sagte er zu dem von Panik gepackten Adjutanten. »Wenn ich das nur wüßte.«

Awbri
    Sie zuckte aus dem Schlaf hoch. Das letzte, woran sie sich erinnerte, war, in die Schwärze getreten zu sein, und jetzt war sie, wie aus einem langen Schlaf erwachend – wo?
    Auf einem verdammten Ast eines Baumes, begriff sie plötzlich, und das noch sehr schwankend. Ringsum ein riesiger Wald, eigentlich Urwald, auf allen Seiten, oben und unten. Kein Sonnenschein schien durch das dichte Gestrüpp zu dringen, obwohl es Sonne geben mußte, wenn Grünes so üppig gedieh.
    Sie wußte sofort, daß ihr Körper sich verändert hatte. Die Tatsache, daß sie den dicken Ast mit Klauenhänden und Füßen umklammerte, die sich ganz wie Hände anfühlten, verriet ihr genug.
    Sie hatte große Höhen nie gemocht, aber das hier war etwas anderes. Sie spürte kein Schwindelgefühl und war ganz zuversichtlich; der Ast machte den Eindruck, als sei er ein völlig natürlicher Aufenthaltsort.
    Fast ohne nachzudenken, ließ sie den Ast los und betrachtete eine Hand. Sehr lange, dünne Finger mit ledriger Haut, darauf dünnes, rötlichbraunes Fell. Das Heben der Hand löste andere Bewegungen aus, und sie spürte auf der rechten Seite ein Ziehen. Sie drehte den Kopf und sah, daß enorme Hautfalten an ihrem Handgelenk begannen und am ganzen Körper entlangliefen. Sie konnte sich nicht vorstellen, wozu die Haut diente, aber Bewegungen zeigten, daß sie widerstandsfähig war, ebenfalls mit dem rötlichbraunen Fell bedeckt, aber dehnbar, fast wie Gummi.
    Sie wagte es, sich auf dem Ast zu bewegen, und entdeckte beinahe auf der Stelle, daß sie einen Schwanz besaß. Sie versuchte, sich festzuhalten und drehte sich herum, damit sie ihn sehen konnte. Breit, platt und am Ende kantig, war es nicht ein gleichmäßiger Schwanz, sondern eine Reihe von Knochen, die sie fächerartig öffnen oder schließen konnte, um den Schwanz breiter oder schmaler zu machen. Zwischen den Knochen befand sich auch hier die gummiartige Membranhaut.
    Sie starrte immer noch auf den Schwanz, als sie enormen Lärm hörte und der Baum schwankte. Sie hielt sich mit allen vier Händen erschrocken fest.
    »Du da! Was hast du in meinem Baum zu suchen?« fauchte eine seltsame, hohe und näselnde Stimme über ihr.
    Sie schaute hinauf. Es fiel leicht, ihn zu sehen, aber ein Schock war das auch, weil sie augenblicklich wußte, daß sie dem Wesen, das sie zornig anglotzte, sehr ähnlich sah.
    Er hatte einen kleinen, flachen Kopf, wie der eines Hundes, abgesehen vom Maul, das einem Entenschnabel glich. Ein langer Hals führte zu einem Nagetierkörper, weich und biegsam, als könnte er sich zugleich nach mehreren Richtungen hin verbiegen. Er besaß ebenfalls den flachen Fächerschwanz und die langen, dünnen, kräftig aussehenden Arme und Beine. Das Ding war überdies fast ein Viertel größer als sie und hatte ein geflecktes, graues Fell.
    »Tut mir leid, aber ich bin neu hier. Ich bin durch Zone hereingekommen, wurde durch das Tor geschickt und bin hier aufgewacht. Ich fürchte, ich weiß nicht, wo oder was ich bin. Ich weiß nicht einmal, wie ich hier herunterkomme.«
    Die Katzenaugen des Wesens weiteten sich.
    »Sie sind also ein Neuzugang, wie? Das muß stimmen, sonst würden Sie nie solchen Unsinn reden. Weshalb, um alles in der Welt, sollten Sie hinunter wollen?«
    »Na, irgendwohin muß ich doch«, erwiderte sie ein wenig gereizt.
    »Hier können Sie nicht bleiben, das steht fest«, schnaubte das Wesen. »Ich muß jetzt schon zu viele Münder satt kriegen.«
    »Aber ich weiß nicht, wohin ich soll«, sagte sie. »Ich bin auf diesem Ast eben erst aufgewacht. Wenn Sie mir nur irgend etwas erklären würden.«
    Er schien zu überlegen.
    »Hab' keine Zeit, mich mit Ihren Problemen zu befassen«, sagte er.
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