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Sechs Brüder wie wir

Sechs Brüder wie wir

Titel: Sechs Brüder wie wir
Autoren: Ravensburger
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der Ferien fasst man immer gute Vorsätze fürs nächste Jahr, wie zum Beispiel immer gleich die Hausaufgaben zu machen oder das Zimmer öfter aufzuräumen oder sich nicht mehr so viel zu streiten. Diesmal würden unsere Vorsätze in der Camembertschachtel am Ende des Drachenschwanzes in den Weltraum hochsteigen. Wer weiß: Wenn es Außerirdische wirklich gibt und wenn sie solche Superkräfte besitzen, wie in den Comics immer behauptet wird, vielleicht können sie uns bei unseren Vorsätzen und Wünschen etwas nachhelfen?
    „Hervorragende Idee“, sagte Papa.
    „Und dürfen wir uns wünschen, was wir wollen?“, fragte Jean Vier ungläubig.
    „Natürlich“, sagte ich. „Alles ist erlaubt.“
    „Bis auf eine Schwester“, stellte Jean Eins klar. „Aber für so was sind die Außerirdischen viel zu klug: Mädchen werden im Weltraum nicht geduldet.“
    Er verteilte Stifte und Zettel und jeder schrieb seinen Wunsch auf. Dann falteten wir die Zettel zusammen und steckten sie in die Camembertschachtel.
    „Ich habe Mama gebeten, meinen Wuns-sch aufzus-schreiben“, lispelte Jean Fünf. „Dass Z-z-zäpfchen nicht von dem S-s-sinodaurier gefressen wird!“
    „Und ich, dass wir jeden Samstag in Toulon ins Hallenbad gehen“, sagte Jean Vier.
    „Und ich, dass ich nie mehr mit Abtrocknen dran bin“, sagte Jean Drei.
    „Glaubst du, dass die Außerirdischen wissen, was es bedeutet, mit Abtrocknen dran zu sein?“, feixte Jean Eins.
    Seinen eigenen Wunsch zu erraten, war nicht schwierig: dass wir endlich einen Fernseher haben, damit er Rin Tin Tin angucken kann, wenn er von der Schule heimkommt.
    Was ich mir selber wünsche, habe ich wohlweislich für mich behalten: Damit ein Wunsch sich erfüllt, muss er nämlich geheim bleiben, und wovon ich von allen Dingen auf der Welt am meisten träume, das ist ein Hund ganz für mich allein. Ich habe sogar seinen Namen auf den Zettel geschrieben, Timmy, aber später habe ich mich gefragt, ob die Außerirdischen wohl auch Fünf Freunde lesen und damit überhaupt etwas anfangen können.
    Am schwierigsten war es, den richtigen Namen für unseren Drachen zu finden, der in den Weltraum hochsteigen sollte. Jean Vier wollten ihn Miregal Eins nennen, Jean Fünf Supersino-Drachen, Jean Drei hatte gar keine Idee, und Jean Eins, der immer der Boss sein will, sagte, wenn wir uns weigerten, ihn Prototyp Jean Eins zu taufen, würde er ihn gar nicht aufsteigen lassen.
    „Und warum nicht Fliegender Camembert?“, schlug ich vor.
    „Selber Fliegender Camembert“, feixte Jean Drei.
    Da machte Oma Jeannette ein einziges Mal einen Vorschlag, den alle gut fanden.
    „Was haltet ihr davon, wenn wir ihn einfach Apollo Jean nennen?“
    Das war eine Superidee. Hastig kritzelte ich den Namen mit einem wasserfesten Filzstift auf den Drachen, danach machte Papa ein Foto von uns allen, wie wir in die Sonne blinzelten und den Drachen hielten, der an seiner Schnur zerrte, als wolle er jeden Augenblick davonfliegen.
    „Ich habe nur einen einzigen Wunsch“, sagte Papa, als er mit dem Foto fertig war, „nämlich dass meine sechs Jungs in Toulon glücklich werden und weiter so prächtige Kinder sind. Geht es dir nicht genauso, Schatz?“
    „Ja“, sagte Mama. „Mehr wünsche ich mir nicht.“
    „Ich schon“, sagte Oma Jeannette. „Ich wünsche mir nämlich, dass ihr alle in den nächsten Sommerferien wiederkommt.“
    „Und dann soll sich der Dinosaurier vor uns in Acht nehmen!“, sagte Opa Jean.
    „Hurra!“, brüllten wir. „Superoma und Superopa, sie leben dreimal hoch!“
    Dann war es so weit. Wir ließen Apollo Jean in den Himmel aufsteigen. Jean Eins ist in solchen Sachen genauso geschickt wie Papa. Aber unser Drachen war so riesengroß, dass wir es dreimal versuchen mussten, bis wir es schließlich schafften und er über uns in den Lüften schwebte.
    Jean Sechs strampelte wie ein Irrer in seinem Babystuhl, als er den Drachen schräg in den blauen Himmel hochsteigen sah. Jean Eins hielt ihn eine Weile noch an der Angelschnur, die schnell abrollte. Apollo Jean streifte erst die Baumkronen und sauste dann wie ein gasgefüllter Luftballon senkrecht nach oben.
    Als die gesamte Angelschnur abgerollt war, blieb der Drachen in der Luft stehen. Weil wir seinen Anblick noch eine Weile genießen wollten, knotete Jean Eins das Ende der Schnur an einem Tischbein fest. Wir nahmen alle einen kleinen Imbiss zu uns und schauten immer wieder zu dem Drachen hoch, der wie ein winziger Ukelei an der Angel hoch
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