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Sechs Brüder wie wir

Sechs Brüder wie wir

Titel: Sechs Brüder wie wir
Autoren: Ravensburger
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an: Sie hatten ein hübsches, modernes Haus für uns alle gefunden, ganz weiß, mit grünen Fensterläden und sogar einem Garten! Zwar nur mit vier Zimmern, aber die seien sehr groß, hätten riesige Wandschränke und Fenster auf einen kleinen Innenhof.
    Dann wollte Mama mit jedem von uns reden.
    „Ist in Toulon schönes Wetter?“, fragte ich.
    „Wunderbares Wetter“, antwortete Mama. „Aber ihr fehlt uns alle miteinander, ihr sechs … Seid ihr auch brav?“
    „Jean Zwei?“, fragte Papa, der ihr den Hörer abgenommen hatte. „Weißt du, was? In der Nähe von unserem neuen Haus gibt es eine Pfarrbücherei und sie haben dort alle Bände der Fünf Freunde ! Man darf dort jede Woche vier Bände ausleihen!“
    In der Nacht träumte ich von unserem neuen Haus.
    Es hatte ein Dach mit rosa Dachziegeln und mein Zimmer war beinahe so groß wie ein Fußballplatz. Dort hatte ich meine Carrera-Rennbahn mit dem Parcours des 24-Stunden-Rennens von Le Mans aufgebaut. Die Rennstrecke war so lang, dass sie aus dem Zimmer hinaus- und die Treppe hochführte, eine große Schleife durch alle Zimmer im ersten Stockwerk machte und nach zahlreichen weiteren Kurven und endlosen Hindernissen schließlich durchs Wohnzimmer wieder in mein Zimmer mündete. Mit hundert Stundenkilometern ließ ich darauf einen Boliden mit rauchenden Reifen durch unser neues Haus heulen.
    Der Wagen von Jean Eins lag mit einer Runde Rückstand hinter mir. Ich war gerade dabei, als großer Sieger des Wettrennens über die Ziellinie zu brausen, da … auf der Zielgeraden vor den Zuschauertribünen … Auf einmal setzen sich vier Paar riesige feste braune Halbschuhe auf die Rennbahn …
    Ich schaffte es nicht mehr zu bremsen! Mein Bolide kam ins Schleudern, und genau in dem Augenblick, als er nach einem Überschlag auf dem Boden zu zerschellen drohte, wachte ich auf.
    „Alle aufstehen, ihr Langschläfer!“, rief Oma Jeannette und zog die Vorhänge weit auf. „Es herrscht wunderbares Wetter und ich habe eine fabelhafte Überraschung für euch!“
    Nacheinander antworteten wir ihr mit einem Brummen, je nachdem, wer gerade seine Nasenspitze unter der Bettdecke hervorsteckte.
    „Na, errät es denn keiner von euch?“, fuhr Oma fort. „Eure Fougasse-Cousins kommen heute auf Besuch. Ihr könnt einen ganzen Tag lang miteinander spielen!“
    „Miregal!“, brummte Jean Eins und ließ den Kopf aufs Kissen zurücksinken.
    Das hatte gerade noch gefehlt! Wir hassen nämlich die Fougasse-Cousins. Von ihnen kriegen wir immer ihre völlig abgetragenen alten Sachen zum Anziehen und außerdem jedes Jahr Erstkommunionfotos und an Weihnachten selbst gemalte Karten mit übergewichtigen Weihnachtsmännern und Christbäumen, die aussehen wie gerupfte Flaschenbürsten.
    Oma Jeannette liebt die Fougasse-Cousins.
    „Ich verlasse mich darauf, dass ihr mir alle Ehre macht“, sagte sie. „Eure Cousins sind wohlerzogen und gebildet, anders als so manch anderer hier in diesem Raum, dessen Namen ich jetzt besser nicht nenne … nicht wahr, Jean Eins? Glaubt deshalb nicht, dass ihr sie mit irgendwelchen neuen lateinischen Wörtern beeindrucken könnt.“
    Als die Fougasse-Cousins ankamen, standen wir wie die Orgelpfeifen vor dem Haus, unsere Haare waren noch nass vom Duschen und jedem von uns hatte Oma ein Willkommenslächeln aufs Gesicht geklebt.
    „Pierre Eins, Pierre Zwei, Pierre Drei und Pierre Vier … Sagt Guten Tag zu euren Cousins, meine Jungen!“, sagte Onkel Pierre.
    Die vier Fougasse-Cousins standen auch wie Orgelpfeifen aufgereiht vor uns, mit raspelkurz geschnittenen Haaren und so stark abstehenden Segelohren, dass ihre Köpfe wie Suppenschüsseln mit Henkeln an der Seite aussahen.
    „Guten Tag, Cousins!“, trompeteten sie im Chor.
    „Wie wohlerzogen sie sind!“, jubelte Oma.
    Sie hatten alle die gleichen, lächerlich kurzen Hosen an, viel zu lange Strickjacken und feste braune Halbschuhe, genau solche, wie sie in meinem Traum meine Carrera-Rennbahn zertrampelt hatten.
    „’uten ’ag!“, pressten wir zwischen unseren Lippen mit dem Willkommenslächeln hervor.
    „Und d-das ist mein F-fiss!“, lispelte Jean Fünf und streckte den Fougasse-Cousins stolz seinen Ukelei in der Limoflasche entgegen.
    „Später“, sagte Oma. „Das Mittagessen ist fertig. Weil ihr Cousins euch bestimmt viel zu sagen habt, habe ich euch alle an einen Extratisch gesetzt. Findet ihr nicht auch, dass das eine fabelhafte Idee ist?“
    Um ehrlich zu sein, war das keine sehr gute
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