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Sechs Brüder wie wir

Sechs Brüder wie wir

Titel: Sechs Brüder wie wir
Autoren: Ravensburger
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draufspucken, bevor wir sie euch schicken“, feixte Pierre Drei.
    „Und wenn wir ein Wettrennen auf euren erbärmlichen Fahrrädern veranstalten?“, schlug Pierre Eins vor und deutete auf die rostigen alten Räder, die Opa Jean uns zusammengeflickt hatte.
    „Kommt nicht infrage“, sagte Jean Drei. „Das ist eine Sonderanfertigung für echte Radrennen.“
    „Auf dem Campingplatz“, erwiderte Pierre Drei achselzuckend, „haben wir dieselben Modelle wie bei der Tour de France, mit zwölf Gängen und einer Halterung für die Trinkflasche.“
    „Und was ist mit euren großen Segelohren?“, spöttelte Jean Drei. „Stören die euch beim Sprint nicht?“
    „Wie wär’s mit einem kleinen Ausflug zu den Obstbäumen?“, schlug Pierre Vier vor.
    „Einverstanden“, meinte Jean Eins. „Aber wenn Oma uns erwischt, dann sagen wir, dass ihr es wart.“
    „Könnt ihr ruhig“, verkündete Pierre Eins. „Wir sind die Lieblinge von Oma Jeannette. Das glaubt sie euch nie.“
    Wir setzten uns ruhig auf das Mäuerchen, während die Fougasse-Cousins wie die Idioten von Baum zu Baum rannten, sich den Bauch mit gelben Pflaumen vollschlugen und sämtliche Kirschbäume verwüsteten.
    „Oma wird sie umbringen!“, sagte Jean Drei mit wohligem Schauder.
    „Ja“, sagte Jean Eins. „Außerdem sind die Pflaumen voller Würmer.“
    „Wenn ich an den Durchfall denke, den sie haben werden!“, meinte Jean Drei mit verträumtem Blick.
    Dann fingen wir an, uns mit überreifen Pflaumen zu bewerfen und uns durch den Obstgarten zu jagen.
    Es machte gerade so richtig Spaß, als Pierre Eins sich auf einmal mit schmerzverzerrtem Gesicht an den Bauch langte. Kurz darauf fassten sich Pierre Zwei, Pierre Drei und Pierre Vier auch an den Bauch und dann verschwanden sie alle wie der Blitz ins Haus.
    „Was hab ich gesagt?“, murmelte Jean Drei.
    Als die Fougasse-Cousins zurückkamen, waren sie weiß wie Backoblaten.
    „Und wenn wir uns jetzt ein ruhigeres Spiel aussuchen?“, schlug Pierre Eins vor.
    „Einverstanden“, sagten wir. „Aber wir fangen an.“
    „Nein, wir“, sagten sie.
    „Kommt nicht infrage“, verkündete Jean Eins. „Wir haben zuerst gesagt, dass wir anfangen.“
    „Gut, einverstanden“, sagte Pierre Zwei. „Und was spielen wir?“
    Weil wir nicht wussten, was wir spielen sollten, sind wir wieder ins Haus zurück und Pierre Zwei wollte in unserem Zimmer gleich in meinem geheimen Tagebuch blättern.
    „Rühr das Heft nicht an“, brüllte ich, „oder du wirst es bereuen!“
    Pierre Eins hatte währenddessen mein Blasrohr aufgestöbert und machte sich einen Spaß daraus, damit auf Jean Eins zu zielen, dem das natürlich auf die Nerven ging. Pierre Drei hatte den Tischtennisschläger von Jean Drei gefunden und schmetterte damit wie wild einen Gummiball gegen die Wand. Der Ball prallte mit Hochgeschwindigkeit über die Ecke ab und warf beinahe die Limoflasche mit Zäpfchen um, woraufhin Jean Fünf zu weinen begann und Pierre Drei ihm eine scheuerte.
    „Das gefällt dir wohl, Kleinere zu schlagen?“, fragte Jean Drei und klebte Pierre Drei dafür ebenfalls eine.
    „Lass meinen Bruder in Ruhe!“, rief Pierre Eins und versetzte Jean Drei einen Kinnhaken.
    „Ihr habt es nicht anders gewollt, Jungs!“, rief Jean Eins daraufhin und nahm die Brille ab.
    „Und wenn wir ein ruhiges Spiel spielen?“, fragte Jean Vier.
    Aber niemand hörte ihn. Wir waren alle viel zu sehr damit beschäftigt, uns wie die Bekloppten zu prügeln. Jean Fünf hüpfte dazu die ganze Zeit mit der Limoflasche in der Hand auf seiner Matratze und brüllte: „Vers-suchs ruhig! Ich k-kann Judo!“
    Wir hatten anschließend gerade noch genug Zeit, um etwas aufzuräumen, bevor die Fougasse-Cousins wieder fahren mussten. Als Oma Jeannette, Onkel Pierre und Tante Pierrette ins Zimmer kamen, saßen wir alle im Kreis auf dem Boden, lehnten mit dem Rücken an den Matratzen und waren ruhig und friedlich in die Lektüre der alten Tim-und-Struppi-Heftchen vertieft.
    „Na, habt ihr euch vergnügt?“, fragte Oma.
    „Hmm, hmm“, machten wir, ohne die Köpfe zu heben.
    „Weil ihr euch alle so gut versteht“, sagte Tante Pierrette, „wie wär’s denn, Jungs, wenn eure Cousins uns bald auf dem Campingplatz besuchen kommen?“
    „Was für eine fabelhafte Idee!“, sagte Oma. „Seid ihr einverstanden, Kinder?“
    „Super!“, brüllten wir alle im Chor.
    Zum Glück konnte Oma nicht die Mienen sehen, die wir hinter unseren Tim-und-Struppi-Heften
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