Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 04 - Die eisige Zeit

SdG 04 - Die eisige Zeit

Titel: SdG 04 - Die eisige Zeit
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
haben.«
    »Ich würde wetten, sie hat genau das getan, Kommandant«, sagte die erste Frau. »Wenn sie auch nur ein bisschen so war wie Ihr.«
    »Jetzt muss ich husten, und daran ist nicht nur der verdammte Staub schuld, Soldatin. Weitermachen.«
    Elster ließ sein Pferd etwas schneller gehen, bis er Silberfuchs eingeholt hatte.
    »Sie würden jetzt für dich sterben«, sagte sie, kaum dass er neben ihr war. »Ich weiß«, fuhr sie fort, »dass du das nicht absichtlich tust. Es hat nichts mit Berechnung zu tun, wenn du Menschlichkeit zeigst, alter Freund. Und genau das macht dich so tödlich.«
    »Kein Wunder, dass du hier ganz allein gehst«, antwortete er.
    Sie lächelte sardonisch. »Wir sind uns ziemlich ähnlich, weißt du. Alles, was wir tun müssen, ist unsere Hände zu einem Becher formen, und schon kommen zehntausend Seelen angerast, ihn zu füllen. Und dann und wann begreift einer von uns das, und der plötzliche, überwältigende Druck macht uns ganz tief in unserem Innern noch ein bisschen härter. Und das, was weich war, wird ein bisschen kleiner, ein bisschen schwächer.«
    »Nicht schwächer, Silberfuchs. Eher konzentrierter, wählerischer. Dass du die Last überhaupt spürst, ist der Beweis dafür, dass es noch da und am Leben ist.«
    »Jetzt, wo ich näher darüber nachdenke, fällt mir auf, dass es da doch einen Unterschied gibt«, sagte sie. »Für dich sind es zehntausend Seelen. Für mich hunderttausend.«
    Er zuckte die Schultern.
    Sie wollte noch etwas sagen, doch hinter ihnen dröhnte ein scharfes Knacken durch die Luft. Sie drehten sich um und erblickten etwa tausend Schritte hinter ihnen einen Riss in der Luft, aus dem eine rote Flüssigkeit strömte. Die beiden Seesoldatinnen wichen zurück, als der rote Strom auf sie zufloss.
    Das hohe Gras wurde schwarz, zitterte und sank dann rundum zu Boden. Schreie ertönten; sie kamen von den Rhivi, die die Feuersbrunst gesehen hatten.
    Der Wagen der Trygalle-Handelsgilde, der aus dem Riss kam, wurde von schwarzen Flammen umwabert. Das galt auch für die Pferde, die schrill und entsetzt wieherten, als sie auf die überflutete Ebene hinausstürmten. Die Tiere wurden binnen weniger Augenblicke verschlungen, und der Wagen rollte von seinem eigenen Schwung vorwärtsgetrieben in den sich ausbreitenden roten Strom. Ein Vorderrad brach. Das große Gefährt neigte sich, drehte sich; verbrannte Leichen fielen von seinen Seiten, und dann legte es sich in einer Explosion schwarzer Flammen auf die Seite.
    Der zweite Wagen, der auftauchte, wurde von dem gleichen magischen Feuer umzüngelt, doch er war nicht außer Kontrolle. Ein Schimmer schützender Magie umgab die acht Pferde des Gespanns, er zerfaserte noch während sie ins Freie stürmten, sich spritzend durch den Fluss aus Blut bewegten, der noch immer aus dem Portal strömte. Der Kutscher, der wie eine wahnsinnige Erscheinung dastand – nicht zuletzt deshalb, weil schwarze Flammen von seinem Umhang aufstiegen –, brüllte den beiden Seesoldatinnen eine Warnung zu, eher er sich hart zu einer Seite lehnte und versuchte, die Stränge durchzuschneiden. Die Pferde brachen aus, und der große Wagen fuhr einen kurzen Augenblick auf zwei Rädern, eher er krachend wieder aufsetzte. Ein Wächter, der an der Seite gehangen hatte, wurde von dem Aufprall fortgeschleudert und landete aufklatschend in dem sich immer noch ausbreitenden Strom. Ein rot verschmierter Arm hob sich über die Flut, sank zurück und verschwand.
    Die Pferde und der Wagen verfehlten die beiden Seesoldatinnen um ein Dutzend Schritte; sie wurden langsamer, als sie von dem roten Strom freikamen. Die Flammen erstarben.
    Ein dritter Wagen erschien, und noch einer, und noch einer. Das Vehikel, das dann auftauchte, war so groß wie ein Haus, und es rollte auf einem guten Dutzend Rädern mit eisernen Speichen, die von schimmernder Magie umhüllt waren. Mehr als dreißig Zugpferde zogen das Monstrum, doch Elster nahm an, dass selbst so viele kräftige Tiere nicht ausreichen würden, wenn die deutlich sichtbare Magie nicht einen großen Teil des Gewichts des gewaltigen Wagens getragen hätte.
    Hinter dem Wagen schloss sich das Portal abrupt in einem Schauer aus Blut.
    Der Kommandant blickte zu Boden und sah, dass sein Pferd bis zu den Knöcheln in dem jetzt langsamer fließenden Strom stand. Er warf einen Blick auf Silberfuchs. Sie stand reglos da und starrte auf die Flüssigkeit hinunter, die gegen ihre bloßen Schienbeine schwappte. »Dieses Blut …«,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher