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SdG 04 - Die eisige Zeit

SdG 04 - Die eisige Zeit

Titel: SdG 04 - Die eisige Zeit
Autoren: Steven Erikson
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höfischen Tanzes auf das barbarische Stampfen von Stiefeln in grunzendem Rhythmus verlagern …«
    »Der Vermummte soll uns holen«, sagte Korlat leise zur Hohefaust. »Ihr habt ihn endlich doch noch geärgert.«
    Dujeks Grinsen war ein Ausdruck völliger Zufriedenheit.
     
    Elster lenkte sein Pferd von der Marschkolonne weg, zog dann die Zügel an und wartete auf die Nachhut. Überall waren Rhivi zu sehen, die sich einzeln oder in kleinen Gruppen voranbewegten und dabei ihre langen Speere auf der Schulter balancierten. Von der Sonne braun gebrannt, bewegten sie sich leichtfüßig und scheinbar unbehelligt von der Hitze oder den Längen, die unter ihren Füßen dahinschwanden. Die Bhederin-Herde wurde eine Drittellänge im Norden parallel zu den Armeen dahingetrieben. Die Lücke dazwischen wurde von einem steten Strom von Rhivi bevölkert, die von der Herde zurückkehrten oder zu ihr hinstrebten. Gelegentlich mischten sich Wagen in das Kommen und Gehen; sie waren leer, wenn sie auf dem Weg nach Norden waren, während sie auf dem Rückweg mit Schlachtvieh beladen waren.
    Die Nachhut kam in Sicht, von Vorreitern flankiert, wobei die malazanischen Kompanien groß genug waren, um einen Überraschungsangriff lange genug aufzuhalten, dass die Hauptstreitmacht herumschwenken und ihnen zu Hilfe eilen konnte. Der Kommandant nahm seinen Wasserschlauch vom Sattel und trank einen Schluck, während er mit zusammengekniffenen Augen die Anordnung seiner Soldaten musterte.
    Zufrieden mit dem, was er sah, ließ er sein Reittier im Schritt weitergehen und blinzelte in die Staubwolken, die hinter dem Ende der Nachhut in der Luft hingen.
    Sie ging inmitten dieser Wolke, als wolle sie sich verbergen, und ihr Gang glich dem von Flickenseel so sehr, dass Elster spürte, wie ihm ein Schauer das Rückgrat hinauflief. Zwanzig Schritte hinter ihr marschierten zwei malazanische Soldaten, Armbrüste über der Schulter, die Helme auf dem Kopf und die Visiere gesenkt.
    Der Kommandant wartete, bis das Trio an ihm vorbei war, lenkte sein Pferd dann hinter ihnen her. Innerhalb weniger Augenblicke war er an der Seite der beiden Seesoldaten.
    Sie blickten auf, und jetzt konnte er erkennen, dass es zwei Frauen waren. Keine der beiden salutierte, womit sie den Kodex für das Verhalten auf Schlachtfeldern folgten. Die Frau, die Elster etwas näher war, nickte ihm kurz zu. »Nun, Kommandant. Wollt Ihr auch mal ein bisschen Staub fressen?«
    »Und wie seid ihr beiden zu diesem Privileg gekommen?«
    »Wir haben uns freiwillig gemeldet«, sagte die andere Frau. »Das da vorne ist Flickenseel. Schon gut, wir wissen, dass sie sich jetzt Silberfuchs nennt, aber wir lassen uns nicht an der Nase rumführen. Sie ist unsere Kader-Magierin, basta.«
    »Und deshalb habt ihr euch entschlossen, ihr den Rücken zu decken.«
    »Klar. Ein Geschäft auf Gegenseitigkeit. Wie immer, Kommandant.«
    »Und glaubt ihr, dass ihr beide ausreicht?«
    Die erste Frau grinste unter ihrem Halbvisier heraus. »Wir sind verdammte Killer, meine Schwester und ich, beim Vermummten. Zwei Armbrustbolzen in siebzig Herzschlägen, alle beide. Und wenn die Zeit dafür nicht mehr reicht, na ja, dann nehmen wir eben unsere Langschwerter, eins für jede Hand. Und wenn die hinüber sind, dann haben wir noch unsere Dolche – «
    »Und wenn wir gar keine Klingen mehr haben«, grollte die andere, »dann nehmen wir die Zähne, Kommandant.«
    »Mit wie vielen Brüdern seid ihr beide aufgewachsen?«
    »Sieben, aber die sind alle weggelaufen, so bald sie konnten. Genau wie Paps, aber Mutter war ohne ihn sowieso besser dran, und das waren auch nicht nur große Töne, als sie das gesagt hat.«
    Elster lenkte sein Pferd noch ein bisschen näher an die beiden Soldatinnen heran, rollte dabei seinen Ärmel hoch. Er beugte sich zur Seite und zeigte den beiden Frauen seinen Unterarm. »Seht euch diese Narben an – nein, die hier meine ich.«
    »Ein schöner, gleichmäßiger Biss«, bemerkte diejenige, die ihm etwas näher war. »Allerdings ziemlich klein.«
    »Sie war erst fünf, die kleine Hexe. Ich war sechzehn. Das war der erste Kampf, den ich jemals verloren habe.«
    »Und – ist aus dem Schätzchen eine Soldatin geworden, Kommandant?«
    Er richtete sich wieder auf, rollte den Ärmel wieder hinunter. »Beim Vermummten, nein. Als sie zwölf war, ist sie losgezogen und wollte einen König heiraten. So was Ähnliches hat sie zumindest gesagt. Das war das Letzte, was wir jemals von ihr gesehen oder gehört
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