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Scriptum

Scriptum

Titel: Scriptum
Autoren: Raymond Khoury
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Seebären, den er nur unter dem Namen Hugues kannte und der sich der höchsten Wertschätzung des Großmeisters erfreut hatte.
     Vom Deck seines Schiffs aus beobachtete der kräftige Mann das fieberhafte Treiben. Martin ließ seinen Blick das Schiff entlangwandern,
     vom Achterdeck bis zum Bug mit der Galionsfigur, dem bemerkenswert lebensähnlich geschnitzten Abbild eines grimmigen Raubvogels.
     Es war der Tempelfalke, der dem Schiff den Namen gegeben hatte.
    Noch im Laufen wandte Aimard sich mit Donnerstimme an den Kapitän. «Wasser und Vorräte an Bord?»
    «Jawohl.»
    «Dann lass den Rest hier. Sofort Segel setzen!»
    In Windeseile waren die Laufplanken eingezogen und die Festmacher gelöst, und die
Faucon du Temple
wurde von Ruderern im Beiboot des Schiffes vom Dock weggeschleppt. Wenig später erscholl das Kommando des Aufsehers, auf welches
     hin die Galeerensklaven im Rumpf ihre Ruder ins dunkle Wasser tauchten. Martin sah zu, wie die Ruderer an Deck kletterten,
     das Beiboot aus dem Wasser hievten und sicher vertäuten. Unter dem rhythmischen Schlag eines großen Gongs und dem Ächzen von
     über einhundertfünfzig angeketteten Rudersklaven gewann das Schiff an Fahrt und entfernte sich von der hohen Mauer der Templerfestung.
    Als sie das offene Wasser erreichten, ging ein Pfeilregen auf das Schiff nieder, während das Meer um sie herum von mächtigen,
     zischenden Explosionen weiß schäumte: Die Bogenschützen und Katapulte des Sultans hatten die fliehende Galeere ins Visier
     genommen. Bald jedoch waren sie außer Reichweite, und Martin stand auf, um einen letzten Blick auf die sich immer weiter entfernende
     Küstenlinie zu werfen. Ungläubige säumten die Brustwehren der Stadt, heulten und johlten dem Schiff hinterher wie eine Horde
     wilder Bestien. Hinter ihnen wütete ein Inferno, Schreie von Männern, Frauen und Kindern mischten sich in das unerbittliche
     Dröhnen der Kriegstrommeln.
    Langsam gewann das Schiff im ablandigen Wind an Fahrt, während die Ruderreihen sich hoben und senkten wie Flügel, die über
     das dunkler werdende Wasser streiften. Fern am Horizont hatte der Himmel sich dräuend verfinstert.
    Es war vorbei.
    Mit zitternden Händen, das Herz schwer wie Blei, kehrte Martin de Carmaux dem Land, in dem er geboren war, den Rücken. Er
     blickte nach vorn, dem Sturm entgegen, der sie erwartete.

KAPITEL 1
    Zunächst bemerkte niemand die vier Reiter, die aus dem Dunkel des Central Park auftauchten.
    Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand nämlich ein Spektakel vier Blocks weiter südlich. Unter Blitzlichtgewitter und im
     grellen Licht der Fernsehscheinwerfer fuhren vor dem Eingang des Metropolitan Museum of Art dicht gedrängt Nobelkarossen vor,
     denen Prominente und Normalsterbliche in feiner Abendgarderobe entstiegen.
    Es handelte sich um eines jener Großereignisse, die keine andere Stadt so glanzvoll zu zelebrieren verstand wie New York,
     zumal wenn der Schauplatz auch noch das Metropolitan Museum war. Spektakulär angeleuchtet, während gleichzeitig starke Suchscheinwerfer
     den schwarzen Aprilhimmel durchkreuzten, glich das imposante Bauwerk einem unwiderstehlichen Leuchtfeuer im Herzen der Stadt,
     das seine Gäste einlud, durch die strengen Säulen seiner klassizistischen Fassade zu treten, an der ein Banner verkündete:
     
    Schätze des Vatikans
     
    Es war gemunkelt worden, das Ereignis solle verschoben oder sogar ganz abgesagt werden. Wieder einmal hatten jüngste Geheimdiensterkenntnisse
     die Regierung veranlasst,die nationale Terroralarmstufe auf Orange zu erhöhen. Im gesamten Land hatten staatliche und Bundesbehörden die Sicherheitsmaßnahmen
     verschärft. In ganz New York bewachten Nationalgardisten U-Bahn -Stationen und Brücken noch intensiver als zuvor, Polizisten arbeiteten in Zwölf-Stunden-Schichten.
    Aufgrund ihres Themas galt die Ausstellung als besonders gefährdet. Doch willensstarke Köpfe und der Vorstand des Museums
     hatten sich durchgesetzt und einmütig entschieden, an dem Vorhaben festzuhalten. Die Ausstellung würde eröffnet wie geplant,
     ein weiterer Beleg für den unbeugsamen Geist der Stadt.
     
    Eine modisch frisierte junge Frau mit blendend weißen Zähnen stand mit dem Rücken zum Museum da und unternahm einen dritten
     Anlauf, um ihren Einstieg diesmal richtig hinzubekommen. Weder mit der beflissen kenntnisreichen noch mit der leicht arroganten
     Variante war sie zufrieden gewesen, also probierte die Reporterin es nun mit einem sachlichen
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