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Scriptum

Scriptum

Titel: Scriptum
Autoren: Raymond Khoury
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Generationen von Chaykins – das könnte interessant werden.»
    «Du bist gewarnt.»
    «Ich hab’s zur Kenntnis genommen.» Edmondson nickte und wandte sich zum Gehen. «Wir sehen uns dann später. Lauf mir bloß nicht
     weg.»
     
    Auf dem Museumsvorplatz knisterte die Luft vor Spannung. Der Kameramann bemühte sich um eine möglichst günstige Einstellung,
     während die Moderationsversuche der Reporterin im lauten Klatschen und Jubeln der begeisterten Menschen untergingen. Der Lärm
     steigerte sich noch, als die Menge mitbekam, wie ein kleiner, gedrungener Mann in der braunen Uniform eines Sicherheitsbeamten
     seinen Posten verließ und auf die näher kommenden Reiter zueilte.
    Aus dem Augenwinkel hatte der Kameramann den Eindruck, dass hier irgendetwas nicht nach Plan lief. Die entschlossenen Schritte
     des Sicherheitsbeamten, sein ganzes Verhalten ließen darauf schließen, dass er mit dem, was hier vor sich ging, ganz und gar
     nicht einverstanden war.
    Bei den Pferden angekommen, hob der Beamte die Hände, um sie zu stoppen, und verstellte ihnen den Weg. Die Ritter zügelten
     ihre Pferde, die schnaubend mit den Hufen stampften. Offenbar behagte es ihnen ganz und gar nicht, mitten auf der Treppe stehen
     bleiben zu müssen.
    Eine Auseinandersetzung schien sich anzubahnen. Eine einseitige allerdings, wie dem Kameramann auffiel, denn die Reiter reagierten
     in keiner Weise auf das Fuchteln des Uniformierten.
    Und dann tat einer von ihnen endlich etwas.
    Langsam, wie um die theatralische Wirkung noch zu steigern, zog der Ritter, der dem Sicherheitsbeamten am nächsten war, ein
     wahrer Koloss, sein Schwert aus der Scheide und hob es hoch über seinen Kopf, was ein weiteres Blitzlichtgewitter und erneuten
     Beifall auslöste.
    Den Blick weiterhin starr geradeaus gerichtet, hielt er das Schwert mit beiden Händen empor. Regungslos.
    Der Kameramann hatte zwar ein Auge dicht ans Okular gedrückt, bekam mit dem anderen aber auf einmal mit, dass sich hier irgendetwas
     Ungewöhnliches abspielte. Hastig zoomte er auf das Gesicht des Sicherheitsbeamten. Was war das für ein Ausdruck? Verlegenheit?
     Bestürzung?
    Dann begriff er, was er dort sah.
    Angst.
    Die Menge war jetzt außer Rand und Band, sie klatschte und jubelte frenetisch. Instinktiv zoomte der Kameramannein wenig zurück, um auch den Reiter ins Bild zu bekommen.
    Genau da ließ der Ritter sein Schwert unvermittelt in einem weiten Bogen, sodass die Klinge schaurig-schön im grellen Scheinwerferlicht
     aufblitzte, niedersausen. Er traf den Sicherheitsbeamten direkt unterm Ohr. Der Hieb hatte eine solche Wucht, dass er Fleisch,
     Knorpel und Knochen glatt durchtrennte.
    Die Zuschauer schnappten erst unisono entsetzt nach Luft, dann hallten gellende Schreckensschreie durch die Nacht. Am lautesten
     kreischte die Reporterin, die panisch den Arm des Kameramanns umklammerte, dem daraufhin kurz das Bild verwackelte. Unwirsch
     schüttelte er sie ab, um ungestört weiterfilmen zu können.
    Der Kopf des Sicherheitsbeamten fiel zu Boden und hüpfte dann, eine Blutspur auf den Stufen hinter sich herziehend, die Treppe
     hinunter. Und erst nach einer halben Ewigkeit, so schien es, kippte der enthauptete Körper zur Seite und sackte zu Boden,
     während das Blut in einer Fontäne zum Hals herausspritzte.
    Kreischende junge Mädchen versuchten sich panisch in Sicherheit zu bringen, stolperten und stürzten hin, während andere Leute
     weiter hinten in der Menge nach vorne drängten. Die hinten Stehenden wussten nicht genau, was passierte, aber sie ahnten,
     dass es unerhört war. Innerhalb kürzester Zeit herrschte ein heilloser Tumult, alles schrie wild durcheinander, teils vor
     Schmerz, teils aus nackter Angst.
    Die anderen drei Pferde stampften nun ungeduldig mit den Hufen und tänzelten unruhig auf den Treppenstufen umher. Dann brüllte
     einer der Ritter: «Los, los, los!»
    Der Ritter, der den Wachmann geköpft hatte, hieb seinem Pferd die Sporen in die Seite und preschte auf den weit offenen Museumseingang
     los. Die anderen setzten sich ebenfalls in Bewegung und folgten ihm dichtauf.

KAPITEL 3
    Tess hörte in der Großen Halle die gellenden Schreie von draußen und wusste sofort, dass irgendetwas ganz und gar nicht stimmte.
     Sie fuhr herum und sah, wie das erste Pferd in einem Hagel von klirrendem Glas und berstendem Holz in die Halle gesprengt
     kam, wo sofort Chaos ausbrach. Die kultivierte, elegante, gepflegte Versammlung verwandelte sich im Nu in eine
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