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Schwur des Blutes

Titel: Schwur des Blutes
Autoren: Madea Stephanie
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bewahrte Dad nur vor den fatalen Wahrheiten. Er sollte in Frieden ruhen. Nur wie brachte er die Frage über die Lippen, ohne den Horror zu erwähnen, den er angerichtet hatte? „Ich befürchte …“
    Ein Geruch fuhr ihm in die Nase und versetzte Körper und Geist in Alarmbereitschaft. Wie ein Blitz wandte er sich um, das Gesicht Richtung Ausgang gerichtet, und sog scharf die sauerstoffarme Luft ein.
Werwölfe!
Ich komme bald wieder , verabschiedete sich Timothy.
„Und den Gedanken soll dein Dad jetzt hören? Ein wenig paradox oder nicht?“
Die Unruhe trieb Timothy hinaus. Stand der Vollmond am Himmel? Weshalb rottete sich ein Rudel Werwölfe zusammen? Seinem Wissen nach jagten sie in entlegenen Gebieten, in denen es größeres Wild zu reißen gab und sie keine Gefahr liefen, beim oft barbarischen Schmaus entdeckt zu werden. So geräuschlos wie möglich wälzte er den Gesteinsquader vor den Eingang zur Gruft.
„Hm?“
Jedem Wesen würden die abgeknickten Ranken und Gräser sowie sein Vampirgeruch auffallen, das war ihm klar, doch daran ließ sich nichts ändern. Wie ein Affe mit Superkräften kletterte er die Felsen hinauf und verharrte am höchsten Punkt. Der Wind trug die Geräusche der Nacht empor, ebenso die urtümlichen Gerüche der Natur. Eichen und Bärentraubensträucher, blühende Wildblumen, feuchter Boden mit unzähligen Schlammpfützen, ein nahender Regenschauer, eine läufige Wölfin, ein Mensch … Timothy sprang hinab und federte trotz der Höhe weich und lautlos auf dem Humusboden ab. Er nahm Witterung auf und spurtete los, überließ seiner Wahrnehmung das Leiten seiner Muskeln, düste wie eine Rakete durch den Wald, wich den ausgestreckten Tannenzweigen aus und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Die Paarungszeit der Wölfe lag Monate zurück. Weshalb witterte er einen Menschen auf diese Entfernung? Je näher ein Vampir einem anderen im Blute stand, desto weiter entfernt nahm er dessen Aura wahr. Doch diesen Homo sapiens kannte er nicht. Der Duft war ihm unbekannt. Erst nach einigen Meilen ging ihm auf, wie verrückt das Ganze war. Er stoppte abrupt, sodass seine Stiefel sich in die modrige Erde gruben.
„Genau, was kümmert es dich?“
Dann war die Wölfin eben äußerst spät dran, lockte mit ihrem willigen Geruch die Werwölfe, die ihren niederen Artgenossen gewiss nichts zuleide tun würden. Aber eine Menschenfrau inmitten der Bestien …
„Nicht so gut.“
Was trieb sie hier, allein, nachts, am Arsch der Welt? Er stopfte das Lederband mit dem Anhänger zurück unter sein Hemd. Die kühle Diamantkugel eignete sich rasch seine Körpertemperatur an. Theoretisch müsste er zu einem Eisblock gefrieren, wenn er sie berührte, doch obwohl sie ihn an Grausames erinnerte, wärmte sie sein Inneres.
„Total widersprüchlich. Aber vielleicht solltest du mal darüber nachdenken …“
Das war ihm bewusst, dennoch blieb es eine Tatsache. Er zog die Nase kraus. Die Werwölfe näherten sich der läufigen Wölfin, die sich in derselben Richtung aufhielt wie die Frau. Er schritt voran.
„Seit wann spielst du Cop? Hast du nicht genug Probleme?“
Was Homo sapiens taten, betraf ihn wirklich nicht, durfte ihn weiß Gott nicht einmal kümmern, trotzdem trugen ihn seine Füße weiter. Zwischen den wölfischen Sexualpheromonen schälte sich ein zarter Vanillegeruch heraus. Äußerst belebend, sogar anziehend. Was zum Teufel …? Er begann, wieder zu rennen. Seine Neugierde hin oder her, die Menschenfrau steckte in Schwierigkeiten, falls sie die paarungsbereite Wölfin eingefangen hatte. Das würde in einem Massaker enden, selbst wenn Werwölfe in der Regel Menschen nicht als Nahrung betrachteten. Es war nur zu bekannt, was kleinste Mengen an Lockstoffen in den Gehirnen von Tieren auslösten. Die animalischen Instinkte einiger Wesen reizten sich in gewissen Situationen bis zum Äußersten. Wie männliche Werwölfe auf eine in Gefahr schwebende, läufige Artgenossin reagierten, konnte er sich bildlich vorstellen. Weshalb lockte dieser dämliche Geruch so enorm intensiv, dass sogar er ihn auf Meilen witterte?
Er kam den Düften näher und verlangsamte seinen Lauf auf einer modrigen Lichtung. Ein Luftzug warnte ihn. Er duckte sich, doch ein Geschoss bohrte sich tief in seinen Oberschenkel. Narkotika! Sein Vampirkörper kämpfte augenblicklich gegen die Wirkung an. Taumel befiel ihn. Der Waldboden bewegte sich ruckartig. Er verlor den Halt, landete benommen auf dem Rücken im Morast. Ein Motor jaulte auf.
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