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Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13

Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13
Autoren: Yasmine Galenorn
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heruntergelaufen und hatte sich um die Kerzen herum auf der Granitplatte verteilt. O ja, hübsch ordentlich sah das aus. Nächstes Mal mussten wir unbedingt Kerzenhalter mitnehmen.
    Neben der schwarzen Kerze lag ein Dolch aus Obsidian, dessen Klinge im weichen Kerzenschein glänzte. Der Griff war aus Eibenholz geschnitzt, und um die Klinge pulsierte sacht ein violetter Lichtschimmer.
    Neben der weißen Kerze stand ein Kristallkelch mit einer dunklen Flüssigkeit. Sie sah aus wie Blut, doch tatsächlich handelte es sich um einen kräftigen Merlot.
    »Na so was - dem Dämonenbalg und der Feenschlampe fällt endlich ein, dass ich auch noch da bin, und sie kommen herbeistolziert wie die Drag Queens zu einer Gala-Show. Ich dachte schon, ich würde euch hässliche Gestalten hier nie wiedersehen«, drang eine schwache Stimme von einem Rhododendronzweig. »Wo zum Teufel habt ihr zwei Volltrottel so lange gesteckt?«
    Ich verzog das Gesicht. Das Skelett war ganze dreißig Zentimeter groß. Es hockte auf einem Zweig und hielt sich an einem Blatt fest. Großmutter Kojote hatte Morio das Ding geliehen. Genau genommen war es eine Art Golem aus ein paar Knochen, denen Leben und eine gewisse Intelligenz eingehaucht worden war. Ob sie es selbst erschaffen oder irgendwo gefunden hatte, wusste ich nicht. Und ich würde sie gewiss nicht danach fragen. In den Privatangelegenheiten einer der Ewigen Alten herumschnüffeln? Auf gar keinen Fall.
    »Halt die Klappe, Rodney«, sagte Morio stirnrunzelnd. Der kleine Knochenmann war ein Großmaul, und ein reichlich unflätiges obendrein.
    »Wollt ihr jetzt meine Hilfe oder nicht, ihr Dummbeutel?« Schwache blaue Funken glommen in seinen leeren Augenhöhlen, und er klang ein bisschen aufgedreht.
    Morio gab ihm einen leichten Klaps auf den Schädel, der Rodney beinahe vom Ast geschleudert hätte. »Immer mit der Ruhe, kleiner Knochenmann. Also, ist jemand vorbeigekommen, während wir da drin waren?« Morio warf mir einen Blick zu, und sein Gesichtsausdruck ließ darauf schließen, dass er über Rodneys Hilfe auch nicht eben glücklich war.
    »He, Vorsicht!« Rodney richtete sich wieder auf. »Nein. Keiner hat euch bemerkt.«
    Morio lächelte. »Gut. Dann zurück in deine Schachtel!« Er hielt eine hölzerne Schatulle hoch, die einem Mini-Sarg sehr ähnlich sah. Der Deckel war aufgeklappt, das Innere dick gepolstert und mit violettem Samt ausgekleidet.
    »Da soll mich doch ein Pferd ficken.« Rodney schnaubte genervt. »Muss ich wirklich?«
    »Ja«, antwortete Morio.
    Rodney hob langsam den Mittelfinger und reckte ihn uns entgegen. Dann hüpfte er geschickt in das Kästchen, legte sich hin, und das Glimmen in seinen Augen erlosch. Morio klappte den Deckel herunter und verschloss die Schatulle.
    »Man soll einem geschenkten Gaul ja nicht ins Maul schauen, aber ich habe das Gefühl, dass Rodney demnächst auf der Müllkippe landen wird.« Ich stupste die Schatulle mit dem Zeigefinger an. »Meinst du, Großmutter Kojote wäre beleidigt, wenn wir ihn ihr zurückgeben?«
    Morio lächelte mich gemächlich an. »Möchtest du sie fragen?«
    Kehrt Marsch, stählernes Gebiss unmittelbar voraus. »Nein, nein ... pack ihn einfach irgendwo weg. Wir überlegen uns später, was wir mit ihm anstellen.« Ich fragte mich, ob wir ihn mit einem Verstummzauber belegen könnten. Ihm den Mund mit Seife auszuwaschen würde nichts nützen. Er hatte weder eine Zunge noch Geschmacksknospen.
    Als Morio das Kästchen in seiner Tasche verstaute, blickte ich zum Himmel auf. Der Wind raschelte im Laub und ließ eine Handvoll Blätter zu Boden wirbeln. Sie verfärbten sich dieses Jahr früh. Der Herbst zog schwer herauf. Ich holte noch einmal tief Luft und spürte den Friedhofsstaub in meiner Seele. O ja, die Schnitter des Todes waren unterwegs.
    Morio bedeutete mir, meinen Platz vor dem Altar einzunehmen. In seinen dunklen Augen blitzten topasgelbe Flecken, und ich wusste, dass in meinen violetten Augen Silber aufflammte. Wir hatten schon seit Tagen heftig Magie gewirkt und so viel wie möglich geübt, um unsere Zauber zu perfektionieren und für ein Zusammentreffen mit der neuen Dämonengeneralin gerüstet zu sein, die Schattenschwinge auf Seattle losgelassen hatte. Wenn wir die Lamie erst gefunden hatten, würde reichlich Arbeit auf uns zukommen. Sie hielt sich verborgen, und keiner unserer Kontakte konnte sie aufspüren oder den halb dämonischen Magier, der sie vermutlich herübergeschmuggelt hatte. Aber irgendwann würde sie
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